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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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hören. War das, was dort drüben aus den Wäldern herüberklang, das Mittagshorn eines Farmers? Seine Leute kommen eben zu Tisch; zu
    gekochtem, gesalzenem Rindfleisch, zu Maisbrot und
    Apfelwein. Warum plagen sich die Menschen so? Wer nicht ißt, braucht nicht zu arbeiten. Wieviel sie wohl geerntet haben? Wer möchte dort leben, wo man nicht denken kann, weil ständig die Hunde bellen? Und diese Hausarbeit! Dieses teuflische Putzen der Türklinken, das Scheuern der Bottiche an einem so
    schönen Tag! Lieber kein Haushalten. Wie wäre es mit einem hohlen Baum? Und diese Besuche am Vormittag, diese
    Mittagseinladungen! Nichts als das Klopfen von Spechten. Wie sie umherschwärmen! Die Sonne ist zu heiß dort drüben; sie kommen mir zu alt auf die Welt. Ich habe Quellwasser und einen Laib Schwarzbrot auf meinem Sims. - Horch! Ich höre Blättergeraschel. Ist es ein verhungerter Dorfhund, der seinem
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    Jagdtrieb frönt? Oder das entlaufene Schwein, das sich hier im Wald aufhalten soll, dessen Spuren ich neulich nach dem Regen gesehen habe? Es kommt schnell auf das Haus zu; der Sumach und die Heckenrosen beben. – Ah, Sie sind es, Herr Dichter? Wie gefällt Ihnen heute die Welt?
    Dichter: Sieh, wie die Wolken dort niederhängen! Es ist das Erhabenste, was ich heute gesehen habe. Nichts Ähnliches gibt es auf alten Bildern, nichts Ähnliches in fremden Ländern außer vielleicht vor der Küste Spaniens. Das ist ein richtiger Mittelmeerhimmel. Ich dachte, da ich mir meinen Unterhalt verdienen muß und heute noch nicht gegessen habe, fischen zu gehen. Das ist die richtige Beschäftigung für einen Dichter; es ist das einzige Handwerk, das ich gelernt habe. Komm, laß uns gehen.
    Einsiedler: Ich kann nicht widerstehen. Mein Schwarzbrot geht zur Neige. Ich komme dir gerne nach, aber ich bin gerade bei meiner ersten Meditation; ich glaube, ich werde bald damit fertig sein, laß mich noch einen Augenblick allein. Damit wir uns aber nicht verspäten, kannst du indessen nach Ködern graben.
    Da der Boden hier nie gedüngt wurde, gibt es wenig
    Regenwürmer zum Angeln; sie sind beinahe ausgestorben. Das Vergnügen, Würmer zu graben, ist fast ebensogroß wie das Fischen selbst, wenn man nicht allzu hungrig ist. Und dieses Vergnügen bleibt heute ganz allein dir überlassen. Ich rate dir, dort unter den Erdmandeln anzufangen, wo das Johanniskraut im Winde schwankt. Ich verbürge mich für einen Wurm auf drei Spatenstiche, wenn du wie beim Unkrautjäten unter den
    Wurzeln der Gräser suchst. Willst du aber etwas weiter
    weggehen, wäre das nicht unklug, denn der Bestand an guten Ködern wächst nahezu im Quadrat der Entfernung.
    Einsiedler allein: Wo bin ich nur stehengeblieben? Ich glaube, ich war beinahe in dieser Stimmung; die Welt lag im richtigen Winkel vor mir. Soll ich in den Himmel oder zum Fischen gehen? Wenn ich meine Meditation jetzt beende -werde ich so bald wieder in eine andächtige Stimmung zurückfinden? Ich war dem innersten Wesen der Dinge so nah wie nie zuvor. Ich fürchte, ich kann meine Gedanken nicht mehr zurückholen. Ich
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    würde sie zurückpfeifen, wenn das etwas nützte. Wenn sich uns ein Gedankengang anbietet, ist es dann klug zu sagen: ich will es mir noch überlegen? Meine Gedanken haben keine Spur hinterlassen, ich kann den Faden nicht mehr finden. Was war es nur, worüber ich meditierte? Es ist sehr dunstig heute. Ich will noch einmal die drei Sätze des Konfuzius wiederholen, vielleicht bringen sie mir jene Stimmung zurück. Ich weiß nicht, war sie schwermütig oder an der Schwelle des Entzückens?
    Merke: Es gibt für alles immer nur eine Gelegenheit.
    Dichter: Wie steht's, Einsiedler, komme ich zu früh? Ich habe genau dreizehn ganze gefunden, dazu ein paar verstümmelte und zu klein geratene. Aber für die kleineren Fische werden sie reichen. Sie verdecken wenigstens den Haken nicht. Die
    Dorfwürmer sind viel zu groß. Die Weißfische fressen sie ab, ohne hängenzubleiben.
    Einsiedler: Nun, dann wollen wir gehen. Sollen wir an den Fluß? Es ist dort gut fischen, wenn das Wasser nicht zu hoch steht.
    Warum machen gerade die Gegenstände eine Welt aus, die wir erblicken? Warum sind des Menschen Nachbarn gerade diese Tiergattungen, als ob dieses Loch von nichts als einer Maus gefüllt werden könnte? Ich vermute, den besten Gebrauch von den Tieren haben Pilpay und seine Kollegen Fabeldichter gemacht, denn für sie sind sie in gewissem Sinne alle Lasttiere, denen sie einen Teil

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