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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Fenster
    nischen, zum Teil an der einen Wand, zum Teil an der anderen, und sogar mit den Spinnen oben im Dachstuhl wohnen können, wenn sie Lust dazu haben; einem Haus, in das man
    hineingelangt, indem man einfach die Eingangstür öffnet, und alles Zeremoniell ist damit abgetan; in dem sich ein müder Wanderer waschen kann, essen, sich unterhalten und schlafen, ohne erst weite Gänge durcheilen zu müssen. Ich träume von einem Obdach, wie man es in Sturm und Nacht gern betreten würde, das alles Wichtige für ein Haus, doch nichts für Haus-Haltung enthält; in dem man alle Schätze mit einem Blick übersehen kann, in dem alles an seinem richtigen Haken hängt; das Küche und Vorratskammer, Wohnzimmer und Schlafraum, Lagerhaus und Dachstube zugleich ist; in dem man etwas so Notwendiges wie ein Faß oder eine Leiter, etwas so Bequemes wie ein Anrichte finden kann; wo man das Brodeln des
    Kochtopfs hört, den Herd würdigt, der unser Brot bäckt, und das Feuer achtet, das unser Essen kocht; und dessen
    unentbehrliche Möbel und Hausgeräte seinen einzigen
    Schmuck bilden. Weder Spülwasser noch Feuer noch Hausfrau werden aus dem Raum verbannt, und ab und an wird man
    gebeten, von einer Falltür zurückzutreten, wenn die Köchin in den Keller muß - so findet man heraus, ohne aufzustampfen, wo der Boden massiv und wo er hohl ist. Ich stelle mit ein Haus vor, dessen Inneres so übersichtlich und offen ist wie das Nest eines Vogels, das man nicht von vorne betreten und hinten verlassen kann, ohne einigen seiner Bewohner zu begegnen; in dem man sich als Gast frei bewegen darf, nicht von seinem größten Teil ausgeschlossen, und mit der Aufforderung, sich
    »hier zu Hause zu fühlen«, in eine besondere Zelle gesperrt wird - in Einzelhaft. Heutzutage haben wir nicht Zutritt zu dem Herd des Gastgebers, sondern zu jenem, den er irgendwo, rechts oder links von seinem Korridor, für seine Gäste hat errichten lassen. Und die Gastfreundschaft besteht in der Kunst, den Gast in größtmöglicher Di stanz von sich zu halten.
    Das Kochen wird so versteckt betrieben, als wollte man uns vergiften. Ich habe das Gefühl, oder Menschen Häuser betreten zu haben - und von vielen hätte man mich rechtlich verweisen

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    können -, aber ich habe hat das Gefühl, bei vielen Menschen zu Hause gewesen zu In einem solchen Haus, wie ich es beschrieben habe, könnte ich in meinen alten Kleidern auch einen König und Königin besuchen, wenn ich des Weges käme.
    Sollte ich dagegen irgendwann in einem modernen Palast
    landen, dann wäre das einzige, was ich dort zu suchen hätte, der Ausgang.
    Ja, es scheint, daß selbst die Sprache unserer Salons ihre Kraft verliert und in bloßes Palaver entartet, da unser Leben sich von ihren Sinnbildern entfernt, und ihre Ausdrücke und Wortbilder von weit her, gleichsam durch Aufzüge und stumme Diener, geholt werden müssen. Mit anderen Worten: der Salon liegt zu weit von unserer Küche und unserer Werkstatt entfernt. Sogar unser Mittagessen ist meistens nur noch ein Gleichnis. Nur der Wilde scheint noch nahe genug der Natur zu leben, um ihr seine Wortbilder zu entlehnen. Wie sollte denn auch der Gelehrte, der sich weit weg im Nordwesten des Landes oder auf der Insel Man befindet, etwas von unseren Küchengesetzen wissen?
    Dennoch wagten es nur sehr wenige meiner Gäste, zu bleiben und meinen Maisbrei mit mir zu teilen. Sie traten lieber schleunigst den Rückzug an, wenn sie den kritischen Augen-herankommen sahen, als würde das die Grundfesten meines Hauses erschüttern. Es hielt nichtsdestoweniger einer ganzen Menge Maisbrei stand.
    Ich verputzte das Haus nicht, ehe es zu frieren begann. Zu diesem Zweck holte ich mir von der gegenüberliegenden Seite des Sees den weißeren und reineren Sand mit dem Boot
    herüber, eine Beförderungsart, die mich nötigenfalls auch zu
    .einem noch weiteren Wege hätte verlocken können.
    Inzwischen hatte ich das Haus auf allen Seiten bis zum Boden mit Schindeln bedeckt. Beim Errichten der Wände hatte ich meinen Spaß daran, jeden Nagel mit einem einzigen
    Hammerschlag ins Holz zu treiben, und nun war es mein
    Ehrgeiz, rasch und sauber den Mörtel aufzutragen. Ich
    erinnerte mich an die Geschichte eines eitlen Kerls, der einst in feinen Kleidern durch den Ort zu schlendern pflegte und dabei
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    den Handwerkern Ratschläge erteilte. Eines Tages wagte er sich daran, auf Worte Taten folgen zu lassen. Er krempelte sich die Ärmel hoch und ergriff das

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