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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Verfasser spricht zunächst über den Walden- und Weißsee und fährt dann fort: "In der Mitte des Weißsees sieht man bei sehr niedrigem Wasserstand einen Baum, dessen Stellung den Eindruck macht, als sei er an der Stelle, wo er sich jetzt befindet, gewachsen, obwohl seine Wurzeln sich fünfzig Fuß tief unter dem Wasserspiegel befinden. Die Spitze dieses Baumes ist abgebrochen und die Bruchstelle besitzt einen Durchmesser von vierzehn Zoll." Im Frühling 1849 unterhielt ich mich mit einem Mann, der ganz nahe am Teich in Sudbury wohnte. Der erzählte mir, daß er es gewesen sei, der diesen Baum vor zehn oder fünfzehn Jahren herausgeholt habe. Soweit er sich erinnern konnte, befand sich derselbe ungefähr zweihundert bis zweihundertundvierzig Fuß vom Ufer entfernt, dort wodas Wasser eine Tiefe von ungefähr dreißig bis vierzig Fuß hatte. Es war Winter. Vormittags hatte er Eis gehauen und sich entschlossen, nachmittags mit Hilfe einiger Nachbarn die Gelbtanne herauszuziehen. Er sägte gegen das Ufer hin einen Kanal in das Eis und begann mit einigen von den Nachbarn geliehenen Ochsen den Baum erst durch den Kanal hindurch und dann aufs Eis hinaufzuheben. Doch kaum hatte er sein Werk begonnen, da bemerkte er schon, daß das falsche Ende des Baumes nach oben stand, daß alle Aststumpfen nach unten zeigten, daß das dünne Ende fest im sandigen Boden steckte. Am dicken Ende betrug der Durchmesser ungefähr einen Fuß. Der gute Mann hatte gehofft, den Baum zu brauchbaren Brettern zersägen zu können, doch fand er das Holz so vermodert, daß es – wenn überhaupt – höchstens zur Feuerung benutzt werden konnte. Unter einem Wetterdach lagerten noch Reste davon. An dem einen Ende konnte man Spuren von einer Axt und von Spechten bemerken. Der Mann glaubte, der Baum sei bereits abgestorben gewesen, als er noch am Ufer stand und sei schließlich in den See geweht. Die Spitze habe sich dann mit Wasser vollgesogen, während das breite Ende noch eine Zeitlang trocken und mithin leicht blieb. Dann sei er allmählich in den See hinausgetrieben und versunken, die Wurzeln nach oben streckend. Selbst der achtzigjährige Vater dieses Mannes konnte sich an keine Zeit erinnern, wo der Baum nicht dortgewesen sei. Mehrere große Stämme kann man wohl noch jetzt auf dem Boden liegen sehen, wo sie infolge der Wellenbewegung an der Oberfläche wie sich ringelnde Riesenwasserschlangen wirken.
     
    Dieser Weißsee wurde selten durch ein Boot entweiht, denn er enthält wenig, was einen Fischer locken könnte. Statt der weißen Lilie, die Schlammboden verlangt, oder des gewöhnlichen Kalmus wächst, wenn auch spärlich, rund um das steinige Ufer herum im reinen Wasser die blaue Schwertlilie (Iris versicolor). Zu ihr kommen im Juni die Kolibris, und die Farbentöne ihrer bläulichen Blätter und Blüten (besonders deren Reflexe) harmonieren prächtig mit dem bläulichgrünen Wasser.
     
    Weißsee und Walden sind große Kristalle auf der Oberfläche derErde. Seen von Licht! Wären sie dauernd erstarrt und klein genug, um mit den Händen ergriffen zu werden, dann würden sie vielleicht, wie kostbare Steine, von Sklaven geraubt, um Kaiserkronen zu schmücken. Doch da sie flüssig sind, weithin sich erstrecken, uns und unsern Nachkommen für alle Zeiten zugesprochen wurden, schätzen wir sie gering und laufen dem Diamant Kohinoor nach. Sie sind zu rein, um einen Marktpreis zu haben. Sie enthalten nichts unreines. Wieviel schöner sind sie als unser Leben, wieviel durchsichtiger als unser Charakter. Von ihnen haben wir nichts Niedriges gelernt. Um wieviel reiner sind sie als der Sumpf vor des Farmers Haus, auf dem die Enten schwimmen. Hierher kommen echte Wildenten. Die Natur hat keinen Einwohner, der sie zu würdigen weiß. Der Vögel Gefieder und Gesang harmoniert mit den Blumen. Doch welcher Jüngling, welches Mädchen versenkt sich mit Inbrunst in die wilde, wonnige Schönheit der Natur? Sie blüht meistens im Verborgenen, fern von den Städten, wo die Menschen wohnen. Schwätzt vom Himmel – Ihr entweiht die Erde!
     
Baker Farm
 
    Manchmal wanderte ich durch Fichtenhaine, die wie Tempel oder wie Seeschiffe in die Lüfte ragten, bis obenhin geschmückt mit wogenden Zweigen, mit zitternden Lichtern, so sanft und grün und schattig, daß die Druiden ihre Eichenhaine verlassen haben würden, um hier Gottesdienst abzuhalten. Ich ging auch in den Zedernwald hinter dem Flintteich, wo die Bäume, würdig Walhalls Eingang zu schmücken, mit

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