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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Gedächtnis haften blieb. Und heute im nächtlichen Dunkel hat meine Flöte das Echo über demselben Wasser erweckt. Die Tannen stehen noch immer hier: sie sind älter als ich; einige sind gefällt oder gefallen – mit ihren Stümpfen habe ich mein Abendbrot gekocht. Ein neues Werden ringsum! Für der Jugend frische Augen ein jugendfrisches Bild! Fast der gleiche Beifuß sproßte aus der gleichen perennierenden Wurzel auf dieser Weide hier empor. Ich selbst habe geholfen, diese mythische Landschaft meiner Kinderträume zu bekleiden und eines der Ergebnisse meiner Gegenwart und meines Einflusses zeigt sich in diesen Bohnen- und Maisblättern, in den Ranken der Kartoffeln.
     
    Ich bepflanzte ungefähr zwei und einhalb Morgen Hochland. Da dieses erst vor fünfzehn Jahren abgeholzt war und ich selbst ungefähr zwei bis drei Klafter Wurzelholz herausgeholt hatte, brachte ich keinen Dünger hinauf. Im Laufe des Sommers wurde aber durch die Pfeilspitzen, die beim Hacken zum Vorschein kamen, bewiesen, daß ein ausgestorbenes Volk hier in alten Zeiten gewohnt, Mais und Bohnen gezogen hatte, ehe die weißen Männer kamen, um das Land urbar zu machen. Der Boden war also bis zu einem gewissen Grade für diese Erträgnisse schon erschöpft.
     
    Bevor noch ein Murmeltier oder ein Eichhörnchen über die Straße lief oder die Sonne über die Zwergeichen emporstieg, begann ich die Reihen der hochmütigen Unkrautpflanzen in meinem Bohnenfeld zu Boden zu strecken und Staub auf ihre Häupter zu werfen. Obwohl Farmer mir rieten, mit dieser Beschäftigung zu warten, bis der Tau sich verflüchtigt habe, rate ich jedermann, alle Arbeit zu verrichten, wenn der Tau noch leuchtet! Früh am Morgen arbeitete ich barfuß und plantschte wie ein plastischer Künstler in dem feinkörnigen, taubedeckten Sand herum; später am Tage brannte mir die Sonne Blasen auf die Füße. Die Sonne leuchtete mir beim Bohnenhacken, wenn ich langsam über das gelbe, sandige Hochland zwischen den grünen, fast zweihundertundvierzig Fuß langen Reihen bald heraufbald hinunter arbeitete. Das eine Ende mündete in eine Zwergeichen" Pflanzung, wo ich im Schatten mich ausruhen konnte, das andere in Brombeergesträuch, dessen grüne Beeren sich tiefer färbten in der kurzen Zeit, die ich gebrauchte, um eine andere Reihe zu hacken. Unkraut zu jäten, frische Erde um die Bohnenpflanzen zu schaufeln, das Unkraut, das ich gepflanzt hatte, zum Wachsen zu ermutigen, den gelben Boden zu veranlassen, seine sommerlichen Gedanken in Bohnenblätter und Blüten, und nicht in Wermut, Pfeifenkraut und Hirsegras zu kleiden –, das war mein Tagewerk. Da Pferde und Ochsen mir nicht halfen, auch nicht Tagelöhner, junge Burschen oder verbesserte Ackergeräte, so gings mit meiner Arbeit nur langsam vorwärts. Doch ich wurde um so vertrauter mit meinen Bohnen.
     
    Handarbeit, selbst wenn sie an Plackerei grenzt, ist vielleicht nicht die schlimmste Form des Müßigganges. Sie lehrt eine ewige und unverwüstliche Moral, und wer sich ihr weiht, wird musterhafte Früchte ernten. Für die Reisenden, die westwärts über Lincoln und Wayland, Gott weiß wohin, fuhren, war ich der Typus des agricola laboriosus . Sie saßen behaglich in ihren Gigs, stützten die Ellbogen auf die Knie und ließen die Zügel lose in Bogen herniederhängen. Ich war mit der Scholle verwachsen, der erdgeborene Arbeitsmann. Doch nach einer kleinen Weile entschwand mein Seim ihren Augen, ihrem Sinn. Im weiten Umkreis war an der Landstraße nur mein Feld bebaut und sichtbar. Das bot guten Anlaß zur Kritik. So kam es, daß der Mann auf dem Felde mehr von dem Geplauder und den Bemerkungen der Reisenden vernahm, als für seine Ohren bestimmt war: "So spät noch Bohnen! So spät noch Erbsen!", denn ich pflanzte noch neue, wenn ich die anderen schon hackte. Das hatte der superkluge Herr Landwirt nicht erwartet.
     
    "Das gibt nur Futtermais, mein Junge, nur Futtermais!"
     
    " Wohnt der hier auch?" fragt der schwarze Damenhut den grauen Überzieher. Und der hartherzig dreinschauende Farmer läßt seine Rosinante – zu ihrer Freude – halten, um zu fragen, was ich hier schaffe, wo er doch keinen Dünger in den Furchen sähe; er empfiehlt Humus, Abfallstoffe aller Art, Asche oder auch Gips.Doch die Furchen waren hier zwei und einen halben Morgen lang, statt eines Schubkarrens gabs nur eine Sacke und für diese standen nur zwei Sande zur Verfügung. Und somit war Humus schwer herbei zu schaffen, zumal da gegen andere

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