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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Gesellschaft "Amok" laufen können. Ich zog's jedoch vor, die Gesellschaft gegen mich "Amok" laufen zu lassen, denn sie ist die verzweifelte Partei. Ich erhielt übrigens am nächsten Tage meine Freiheit und kurz hernach meinen Schuh zurück und kam noch zu guter Stunde im Walde an.um mein aus Heidelbeeren bestehendes Mittagessen auf dem Fair Haven-Hügel einnehmen zu können. Die einzigen Personen, die mich je in meinem Leben belästigten, repräsentierten den Staat. Nur am Schreibtisch, der meine Papiere enthielt, hatte ich Schloß und Riegel. Im übrigen gab es selbst über dem Türgriff und über den Fenstern keinen Nagel. Niemals schloß ich meine Tür, weder bei Tag noch bei Nacht, auch nicht, wenn ich mehrere Tage fortzubleiben beabsichtigte, ja selbst dann nicht, als ich im zweiten Herbst meines Aufenthaltes vierzehn Tage in den Maine-Wäldern zubrachte. Und doch wurde mein Haus mehr respektiert, als wenn es von einer Anzahl Soldaten bewacht worden wäre. Der müde Wanderer konnte sich an meinem Feuer ausruhen und wärmen, der Gelehrte sich mit den wenigen Büchern auf meinem Tisch unterhalten, der Neugierige meinen Wandschrank öffnen und sehen, was vom Mittagessen übrig geblieben war und wie die Aussichten aufs Abendbrot waren. Und wenn auch viele Menschen aus allen Gesellschaftsklassen zum Teiche kamen: nennenswerte Unannehmlichkeiten wurden mir dadurch nicht bereitet. Auch kam mir nichts weiter abhanden, als ein kleines Buch, ein Band Homer, der – wohl unpassenderweise – vergoldet war, und der hoffentlich inzwischen schon wieder von einem Soldaten unseres Lagers gefunden ist. Ich bin überzeugt, daß Diebstähle und Räubereien unbekannt sein würden, wenn alle Menschen so einfach leben würden wie ich. Diebstähle und Räubereien kommen nur in Gemeinwesen vor, wo der eine mehr als genug, der andere nicht genug hat. Die Homere Popes würden bald richtig verteilt sein. –
     
    "Nec bella fuerunt
"Faginus astabat dum scyphus ante dapes."
     
    "Kriege kannte man nicht,
"Als im Buchenholzbecher den Trank man kredenzte."
     
    "Ihr, die Ihr die öffentlichen Angelegenheiten leitet, wozu wollt Ihr Strafen anwenden? Liebt die Tugend, und das Volk wird tugendhaft sein. Die Tugenden des Hochgestellten gleichen dem Winde; die Tugenden des gewöhnlichen Menschen gleichen dem Grase. Wenn der Wind darübergeht, neigt sich das Gras."
     
Die Teiche
 
    Manchmal, wenn mich der Ekel packte vor der Gesellschaft und vor dem Geschwätz der Menschen und all meine Freunde im Dorf nur Phantomen glichen, verließ ich meine Wohnung und wanderte noch weiter gen Westen, zu noch weniger besuchten Teilen des Landbezirks, wo "frisch die Wälder, neu die Weiden" waren; oder ich verzehrte beim Sonnenuntergang als Abendbrot meine Heidelbeeren und Blaubeeren auf dem Fair Haven-Hügel und legte einen Vorrat für mehrere Tage zurück. Wer Früchte kauft oder sie zum Verkaufe großzieht, weiß nicht wie hold sie duften. Es gibt nur einen Weg, sich an ihrem Aroma zu erfreuen, und die wenigsten benutzen diesen Weg. Willst Du wissen, wie Seidelbeeren duften, so frage den Kuhhirten oder das Rebhuhn. Wenn man glaubt, daß derjenige, der nie Heidelbeeren pflückte, weiß wie sie schmecken, so ist das ein großer Irrtum. Nach Boston ist noch nie eine Heidelbeere gekommen. Hort wuchsen sie vor langer, langer Zeit auf den drei Hügeln, und seitdem kennt man sie dort nicht mehr. Im Wagen, der sie zu Markte fährt, erstickt ihr Duft: der ambrosische, spezifische Charakter der Frucht geht zugrunde. Hernach ist sie nichts weiter als Futter. Solange die ewige Gerechtigkeit herrscht, kann keine einzige, unschuldige Heidelbeere von den Hügeln des Landes in die Stadt gebracht werden.
     
    Wenn ich mit dem Hacken für den Tag fertig war, suchte ich bisweilen einen ungeduldigen Mitmenschen auf, der seit Tagesanbruch im Teich schweigend und bewegungslos wie eine Ente oder ein schwimmendes Blatt, fischte; um die Zeit, wo ich zu ihm kam, hatte er bereits alle philosophischen Systeme auf die Probe gestellt und war zu dem Schluß gekommen, er gehöre zu der alten Sekte derCoenobiten. Ein anderer, älterer Mann, ein ausgezeichneter Fischer und vielseitig erfahrener Weidmann, fand sich auch manchmal dort ein; er sah mit Vergnügen mein Haus als ein zur Bequemlichkeit der Fischer errichtetes Gebäude an, und ich meinerseits sah ihn mit Freude auf meiner Schwelle sitzen und seine Angelschnüre in Ordnung bringen. Ab und zu fuhren wir zusammen auf den Teich

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