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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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bis über beide Ohren verliebt. Allein der Gedanke von Jo abgeschossen zu werden, sorgte dafür, dass sich seine Eingeweide verknoteten.
    „Hör mal, wenn dir das mit meiner Familie zu heavy ist, tut es mir leid. Wir können gehen. Sofort, wenn du willst. Oder wenn es etwas gibt, das dich an mich stört, sag es einfach. Wir können sicher miteinander reden …“
    „Micha. Micha!“
    Jo packte ihn an den Oberarmen und bremste seinen Redefluss. Schokoladenbraune Augen schauten ihn liebevoll an.
    „Es ist alles in Ordnung, Micha. Meine Gedanken waren nur gerade auf einem Ausflug. Mach dir also keine Sorgen.“
    „Wirklich?“ Michaels Herz schlug wieder langsamer. Dennoch breitete sich das dumpfe Gefühl weiterhin in seinem Magen aus.
    „Ganz ehrlich.“ Jo nickte und gab ihm einen schnellen Kuss, weil seine Eltern genau in diesem Moment auf der Terrasse auftauchten. Erleichtert atmete Michael auf, obwohl sein Vater sie im Visier hatte. Hätte er keine Ohren, würde er sicher im Kreis grinsen. Jo ließ Michael mit einem beruhigenden Lächeln los.
    „Kinder! Der Nachtisch!“, rief Ilse, als wären sie zwei Zehnjährige.
    „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Michael zu seinem Freund. „Soeben wurdest du adoptiert.“

Sie hatten sich zum Joggen am Südsee getroffen und liefen in einem gemächlichen Tempo am See entlang. Feine Schweißperlen glitzerten in Michas Bartstoppeln und reflektierten die Sonne.
    „Einmal um den See oder auf ein Eis in die Stadt?“, fragte Joachim auf einmal. Micha antwortete nicht gleich. Er schien zu überlegen und Joachim wusste, in welche Richtung die Gedanken seines Freundes führten: ein rein freundschaftlicher Umgang miteinander in einem Eiscafé oder die Möglichkeit zu wenigstens flüchtigen Berührungen am Südsee zwischen Radfahrern und Spaziergängern.
    „Eis ist okay.“
    Bei der Bruthitze hätte sich Joachim auch schwer gewundert, wenn sich Micha anders entschieden hätte. Sie mussten wirklich bekloppt sein, dass sie bei diesem Wetter um den See hechelten. Nun bogen sie auf einen Seitenweg ab, der sie erst zum Kennelbad und im Anschluss in die Innenstadt führen würde. Mit gleichmäßigen Schritten liefen sie an der Oker entlang, dann lag der Kennelparkplatz links von ihnen. Der Ort ihres ersten Treffens. Sie grinsten sich an. Jetzt, am helllichten Tag, war niemand zu sehen, der lediglich schnellen Sex suchte. Joachim schnaufte angestrengt und wischte sich Schweiß aus den Augen. Er war schon seit ein paar Wochen nicht mehr gejoggt und offenbar etwas aus der Kondition. Micha wirkte dagegen fit und munter und Joachim wollte nicht der Erste sein, der um eine Pause bat. Sie mussten ja nur noch durch den Bürgerpark, das war nicht mehr weit.
    „Na los! Wer zuerst an der VW-Halle ist!“, rief Micha und rannte los.
    „Das bringt mich ganz sicher um.“ Mit einem Stöhnen und gequälter Miene spurtete Joachim hinter seinem Freund her. Einholen konnte er ihn allerdings nicht mehr und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu Michas Lachen neben ihm ins Gras fallen zu lassen, nachdem er ebenfalls die VW-Halle erreicht hatte.
    „Du pumpst wie so ein oller Maikäfer.“
    Natürlich musste ein derartiger Kommentar folgen. Wo bitte blieb denn das Mitleid? Nicht einmal eine passende Antwort konnte Joachim geben. Er brauchte ein Sauerstoffzelt. Ein großes. Dringend! Ein Finger bohrte sich in seine Rippen.
    „Ich habe dich geschlagen. Deshalb musst du das Eis bezahlen.“
    „Ach?“ Joachim keuchte. „Es gab einen Einsatz? Davon wusste ich ja gar nichts.“
    „Alles im Leben erfordert einen Einsatz.“
    „Das Rennen war unfair. Ich bin elf Jahre älter als du.“
    „Du hättest ja deinen Rollator mitbringen können, Opa.“ Micha grinste.
    „Wirst du etwa frech?“ Joachim holte tief Luft. Langsam schienen sich seine Lungen wieder zu erholen. „In Ordnung. Du sollst dein Eis haben.“
    „Und wo?“
    „Lass uns zu dem Italiener am Kohlmarkt gehen. Und ich betone: gehen. Ich gebe mich der Jugend geschlagen und werde mir ein paar Prospekte für Altenheime und betreutes Wohnen besorgen. Ich bin ja abgewrackter, als ich dachte.“ Joachim rappelte sich auf und zog Micha auf die Füße. „Du kannst dich ja mal beim TÜV umhören, ob es demnächst eine Abwrackprämie für alte Herren geben wird. Du könntest mich problemlos gegen Frischfleisch austauschen und bekommst vielleicht sogar einen dicken Bonus oben drauf.“
    „Ich will gar keinen anderen Freund“, sagte Micha

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