Waldmeister mit Sahne
umarmte sein Kissen und atmete Jos Geruch ein, der daran haftete. Bereits in diesem Augenblick vermisste er ihn, obwohl Jo gerade erst gegangen war. Drei Monate Beziehung und ihre gemeinsamen Nächte konnte Michael an einer Hand abzählen. Das war doch nicht normal, oder? Mit Jos Kissen im Arm wälzte er sich aus dem Bett und lief auf nackten Sohlen ins Wohnzimmer. Aus der Vitrine holte er sich die Flasche mit dem teuren Cocosrum, den ihm Jo vor einer Weile geschenkt hatte. Er goss sich eine ordentliche Portion in ein Glas und ließ sich mit Rum und Kissen in den Ohrensessel fallen. Seine Füße parkte er auf dem dazu gehörenden Hocker. Während er das Kissen an seine bloße Brust presste, nippte er an dem Rum.
Mama hat recht, dass ich mit unserer Beziehung nicht so ganz glücklich bin. Ohne jede Frage liebe ich Jo abgöttisch. Trotzdem … Michael rutschte tiefer in den Sessel. Jo hatte viel zu wenig Zeit. Und wenn er seinen Freund fragte, warum er eigentlich nach Hause musste oder erneut ein Treffen absagte, hatte der immer einen triftigen Grund parat. Dauernd musste er im Amt Überstunden leisten und ständig schaute er auf die Uhr. Abends musste er dringend nach Hause, weil er zusammen mit der Polizei Jugendschutzkontrollen in Diskotheken vornahm oder seine Wohngemeinschaft nicht mitbekommen sollte, dass er eine Beziehung hatte, die er ihnen ansonsten vorstellen müsste. Manchmal sahen sie sich nicht einmal am Wochenende. Entweder hatte er selbst Dienst oder Jo war wieder zu irgendeiner Sonderaktion im Amt eingeteilt. Alte Akten aufarbeiten ...
Damit blieben ihnen nur kurze nachmittägliche Treffen unter der Woche, wo Jo die Hete mimte und Michael ihn nicht einmal umarmen durfte. Verflixt! Er wollte eine Beziehung, in der er nicht ständig vor lauter Geilheit mit seiner rechten Hand spielen musste. Drei Monate, in denen er nicht einmal bei Jo zu Hause war. Michael musste lachen. Es klang sarkastisch und viel zu laut in der stillen Wohnung. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie der Mann seines Lebens wohnte, denn seine Wohngemeinschaft durfte natürlich ebenfalls nicht erfahren, dass er gay war. Als Michael damals auf Jos Versteckspielerei eingegangen war, hatte er geglaubt, damit umgehen zu können. Offenbar war das ein Irrtum. Ein kleiner Teil von ihm fühlte sich durchaus davon belastet. Soviel zum Thema Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Überhaupt Wohngemeinschaft … Wieso führten sie beide eigentlich keine Wohngemeinschaft? Würden sie zusammenwohnen, könnte er Jo jede Nacht neben sich spüren, könnte mit der Fingerspitze über seine Lachfältchen streichen und jeden Zentimeter Haut küssen. Vor allem diese winzige Stelle links von seinem Bauchnabel. Dort war Jo so kitzlig, dass er sich bereits vor Lachen krümmte, noch ehe er die Stelle berühren konnte. Michael klemmte Jos Kissen zwischen seinen Kopf und das Ohrenteil der Sessellehne. Irgendetwas stimmte trotz all seiner Erklärungen nicht mit Jo. Ständig wirkte er, als würde er mit Problemen kämpfen, die er nicht mit ihm besprechen wollte. Hin und wieder hatte Michael bereits ernsthaft geglaubt, Jo würde mit ihm Schluss machen wollen. Jedes Mal hatte er einen eisigen Schreck bekommen, denn Jo konnte ihm in diesen Momenten nicht einmal in die Augen schauen. Und hinterher hatte ihm sein Freund diesen Schrecken mit Sex ausgetrieben. Mit diesem unvergleichlichen Jo-Sex, der süchtig machte und ihm allein beim Gedanken daran eine heftige Erektion bescherte. Dabei hatten sie gerade erst vor einer Stunde wie wild gevögelt. Michael prostete seinem Ständer mit dem fast geleerten Glas Rum zu und fühlte sich plötzlich unglaublich einsam und unglücklich.
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Micha hatte etwas Grünes in den Haaren, also beugte sich Joachim vor und zupfte in den schwarzen Locken herum. Irgendeine Wasserpflanze hatte sich beim Schwimmen in der unordentlichen Mähne festgesetzt.
„Hm?“, brummte Micha, der mitten in der prallen Sonne auf dem Bauch lag. Sein Kopf ruhte auf den verschränkten Armen.
„Du hattest nur ein Andenken aus dem See in den Haaren.“
„Hmmm.“
Joachim stützte sich auf einen Ellenbogen und musterte Micha, der nach dem Schwimmen ziemlich schläfrig wirkte. Während der Sommermonate hatte seine Haut einen dunklen Ton angenommen. Vereinzelte Wassertröpfchen gleißten im Sonnenlicht auf dieser dunklen Tönung, als wäre sie mit winzigen Juwelen bedeckt. Joachim ließ seinen Blick langsam von den breiten Schultern über den
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