Waldmeister mit Sahne
verdient“, äußerte Kalle seine Meinung in dem Versuch, ihn zu trösten. Dabei strich er Michael linkisch über den Rücken. In diesem Augenblick tauchte auch noch Cornel auf und zögerte kurz, als er sie zusammen entdeckte. Inzwischen heulte Michael Rotz und Wasser und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Er hatte an Kalles Schulter einen richtigen hysterischen Heulanfall.
„Liebeskummer“, erklärte Kalle in Cornels Richtung. Der kam näher und legte Michael ebenfalls einen Arm um die Schulter.
„Männer sind eben Schweine“, sagte er und entlockte Michael damit unwillkürlich ein Schnodder getränktes Lächeln.
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Joachim war so durch den Wind, dass er beinahe eine rote Ampel übersah. Hart bremste er und der Autofahrer hinter ihm hupte wütend.
„Selbst Schuld. Was muss der Idiot denn dermaßen dicht auffahren?“, brummte Joachim. Im Rückspiegel betrachtete er sein Gesicht. Wurde das Kinn bereits blau? Micha hatte sich nicht gerade zurückgehalten und ihm ordentlich eine verpasst.
Du hast es nicht besser verdient, meldete sich seine innere Stimme zu Wort und Joachim musste ihr recht geben. Er hatte es wirklich verdient. Erneut hupte es hinter ihm. Die Ampel war inzwischen umgesprungen und er hatte ein weiteres Mal gepennt. Rasch gab er Gas, ehe der Typ hinter ihm vor Ungeduld platzte.
Mann, das war vielleicht ein Schock gewesen, als Micha plötzlich vor ihm stand! Und gleich darauf war ihm das Herz in die Hose gerutscht, als er dessen wütende Miene registriert hatte. Nicht eine Minute lang hatte er nachgedacht, als er Vanessa bat, mit dem Golf zum TÜV zu fahren. Nicht eine Minute! Denn sonst wäre ihm natürlich in den Sinn gekommen, dass Michael dort arbeitete.
Ein kleiner Teil von dir wollte vielleicht, dass diese ganze Lügengeschichte auffliegt, meldete sich sein Gewissen.
„Ja, das ist möglich.“
Ein ehrlicher Teil, fügte das Gewissen boshaft hinzu. Joachim enthielt sich zu diesem Kommentar. Inzwischen wusste er, dass er in einem Streitgespräch mit seiner inneren Stimme nur verlieren konnte. Zu seiner Überraschung verspürte er eine gewisse Erleichterung, dass seine Ehe mit Vanessa herausgekommen war. Micha ständig belügen zu müssen war ihm ziemlich schwer gefallen. Er bog in eine Sackgasse ein, fuhr auf sein Grundstück und betätigte das elektrische Garagentor. Langsam schwang es auf. Joachim zog aus der Jackentasche seine Geldbörse hervor und entnahm dem Münzfach seinen Ehering, den er sich auf den Finger schob. Sogar diese Handlung war zu einer unschönen Angewohnheit geworden. Einen winzigen, schuldigen Moment lang starrte er auf das Zeichen von Treue und Liebe, ehe er in die Garage fuhr und den Golf dort abstellte. Er hatte einen ziemlich langen Tag vor sich. Stunden, in denen er sich überlegen konnte, wie es nun mit seinem Leben weitergehen sollte.
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Sie hatten sich den ganzen Tag über nicht gesehen und trotzdem sagte Vanessa nicht einmal etwas zur Begrüßung, als Joachim ins Doppelbett schlüpfte. Sie las irgendeine Modezeitschrift, was bedeutete, dass demnächst ein neuer Fummel in ihrem Kleiderschrank hängen würde. Wenn sie dafür wenigstens selbst arbeiten gehen würde …
„Wie war es beim Töpfern?“, fragte Joachim, obwohl es ihn überhaupt nicht interessierte.
„Yoga“, sagte Vanessa, ohne den Blick von der Zeitschrift zu nehmen.
„Ich dachte, du gehst töpfern.“ Joachim wunderte sich seit Langem nicht mehr, dass er bei Vanessas Aktivitäten nicht mehr mit kam. Dauernd probierte sie etwas Neues aus.
„Der Kurs ist vorbei. Ich gehe mittlerweile zum Yoga“, erklärte Vanessa.
„Und wie war es beim Yoga?“
„Schön.“
Nie fragte Vanessa, wie er seine Freizeit verbrachte oder ob er Spaß gehabt hatte. In ihrem Universum war sie die Sonne und die vielen Planeten hatten gefälligst nur um sie zu kreisen. Selbst die Kinder gab sie, so oft es ihr möglich war, liebend gerne für ihr Freizeitvergnügen ab, entweder an ihn oder an ihre Eltern.
„Marty will wissen, ob du morgen zu seinem Fußballspiel kommst“, sagte Vanessa völlig unerwartet etwas von sich aus.
„Wann fängt das an?“, erkundigte sich Joachim und sah seine Frau von der Seite her an. Sie hatte ihr helles blondes Haar bereits für die Nacht zu einem Zopf geflochten. Angeblich störte es sie, wenn ihr die Haare beim Einschlafen ins Gesicht hingen.
„Sechzehn Uhr“, antwortete Vanessa und legte die Zeitschrift auf ihren Nachttisch.
„Okay, das
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