Waldmeister mit Sahne
Buschbrand“, sagte Joachim, weil er nicht genau wusste, wie er sein Anliegen am besten vorbringen sollte.
„Komm zum Punkt“, murmelte Dieter gerade so laut, dass er es hören konnte.
„Ehe ihr es daher aus der Gerüchteküche hört, möchte ich euch lieber selbst sagen, dass ich mich gestern von meiner Frau getrennt habe. Vanessa und ich werden uns scheiden lassen.“
Sprachlos wurde er angestarrt.
„Ist das dein Ernst?“, fragte schließlich Frauke Köhler.
Joachim nickte und verknotete dabei seine Finger. Er mochte es überhaupt nicht, auf einmal derartig im Rampenlicht zu stehen.
„Bist du verrückt, Mann? Einen heißen Feger wie Vanessa gibt man nicht einfach her.“ Das war typisch Dieter, mit dem es bislang keine Frau auch nur drei Monate am Stück ausgehalten hatte. Joachim würde sich gar nicht wundern, wenn er das Foto von Vanessa, das er seit einem Jahr vermisste, bei Dieter in der Schublade finden würde. Sicherlich holte sich der Kollege dreimal täglich einen auf dieses Foto runter.
„Achim, sag was. Deine Frau ist doch eine geile Braut.“
„Dieter! Also wirklich.“ Frauke war ehrlich empört.
„Herr Milich, reißen Sie sich mal ein bisschen zusammen“, sagte Wiehlberg, der sich durch diese Offenbarung ein wenig bestürzt zeigte und dem Dieters Verhalten ganz offensichtlich ebenfalls missfiel. Lediglich zwei von Dieters Raucherfreunden grinsten verstohlen.
„Vielleicht sollten Sie nichts überstürzen, sondern das Gespräch mit Ihrer Frau suchen“, sagte Wiehlberg vorsichtig.
Auf zum großen Finale! , rief Joachims innere Stimme fröhlich. Immerhin hatte sie ihm all diese Probleme vorhergesagt. Er seufzte ergeben.
„Das Problem, Herr Wiehlberg, liegt bei mir und nicht bei meiner Frau. Ich bin nämlich schwul.“
Trotzig blickte er in die fassungslosen Gesichter und konnte direkt die Milben in dem kurzfaserigen Teppichboden atmen hören, so still wurde es. Mit einer derartigen Ansage hatte sicherlich keiner gerechnet.
„Damit wäre alles gesagt.“ Joachim nickte seinem Stellenleiter kurz zu und verließ als Erster die Runde.
Zurück an seinem Schreibtisch, nahm er sich die erste Akte von dem Arbeitsstapel. Als Dieter, mit dem er das Büro teilen musste, ins Zimmer trat, schaute Joachim nicht einmal auf. Akribisch tippte er weiter Zahlen in den Taschenrechner und übertrug das Ergebnis in die Akte. Eine Weile sah Dieter ihm schweigend zu, ehe er den Mund auftat. „Das eben war ein schlechter Scherz, oder?“
„Nein. Warum denn? Für schlechte Scherze bist ohnehin du zuständig“, antwortete Joachim und übertrug weiterhin stoisch seine Rechenergebnisse.
Langsam setzte sich Dieter auf seinen Stuhl. Über die zusammengeschobenen Schreibtische hinweg erklärte er: „Ich kann unmöglich mit einem Schwulen in einem Büro sitzen.“
„Du konntest es all die Jahre. Da hast du es nur nicht gewusst.“ Joachim zog sich eine neue Akte. Es war typisch, dass Dieter homophob reagierte. Dieser ach so coole Macho mit seinen dämlichen Sprüchen.
„Nachher fällst du über mich her …“
Mit einem Auflachen klatschte Joachim den Kuli auf den Schreibtisch und erwiderte verächtlich Dieters ungehaltenen Blick.
„Weißt du, Dieter, ich kann mich beherrschen. Du bist überhaupt nicht mein Typ, also droht dir gar keine Gefahr. Ich stehe mehr auf Kerle, die ihre Halbglatze nicht unter irgendwelchen albernen Käppis verbergen und die nicht einen auf jugendlichen Teenie machen. Oder habe ich dir in den vergangenen Jahren einen Anlass gegeben, um mit dem Arsch an der Wand entlangzurutschen?“
Dieters Augenbrauen zogen sich zusammen, aber er sagte wenigstens nichts mehr. Anscheinend wusste er nun nicht genau, ob er beleidigt oder erleichtert sein sollte. Gerade als Joachim seine Arbeit wieder aufnehmen wollte, platzte er heraus: „Man merkt doch, ob man schwul ist oder nicht. Wie konntest du da Vanessa heiraten?“
„Seit wann bist du ein Spezialist für Schwule? Ich habe mich vorhin geoutet, damit nicht irgendwelche blöden Gerüchte erzählt werden und nicht, um mein Privatleben ausgerechnet mit dir zu diskutieren. Wenn du scharf auf Vanessa bist, bitte. Es steht dir frei sie anzubaggern. Vorher solltest du allerdings dringend etwas gegen deine Wampe unternehmen. Vanessa mag keine Bäuche, die auf Kniehöhe hängen, sobald der Gürtel als Stütze wegfällt.“
„Arschficker!“, murmelte Dieter abfällig und tat, als würde er sich seiner Arbeit widmen wollen.
„Hurra! Der
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