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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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überrascht, weil beide ohne Diskussion augenblicklich gehorchten. Gleich darauf erreichte er Hennies Zimmer. Die Kleine saß in ihrem Bett. Ihr Gesicht war vom Heulen verschwollen, die Augen gerötet. Als sie Michael entdeckte, wurde ihr Geschrei leiser.
    „Hey, Krabbe, was soll denn das Theater?“, fragte Michael mit sanfter Stimme, gab den sich fordernd ausstreckenden Armen nach und hob sie aus dem Deckengewirr. Das erbärmliche Schluchzen verstummte und machte einem wilden Schluckauf Platz. Mit dem Kind an seiner Brust drehte er sich um. Jo lehnte erleichtert in der Tür.
    „Danke“, sagte er wieder leise. „Ich konnte absolut nicht mehr. Und diese Heulboje ließ sich einfach nicht mehr beruhigen.“
    „Ja, du bist so ein richtig toller Vater“, sagte Michael sarkastisch. Dabei streichelte er über die blonden Haare und spürte, wie Hennies Rotz seinen Pulli durchdrang. Ihre dünnen Ärmchen umklammerten verzweifelt seinen Hals und sie presste ihr nasses Gesicht gegen seine Wange. Nach fünf Minuten war der Schluckauf vorbei und Hennie vollkommen erschöpft auf Michaels Arm eingeschlafen. Behutsam legte er sie in ihr Bett und deckte sie mit der scheußlichen rosa Mädchenbettdecke zu. Danach schlich er zusammen mit Jo aus dem Zimmer.
    „Micha, ich könnte dich küssen. Du hast meine Nerven gerettet.“
    „Spar die deine Küsse für deine Blagen auf. Ich will nach Hause und schlafen.“ Angewidert zog Michael den vollgeschnodderten Pulli von seiner Haut weg. Es war echt erstaunlich, was die Nase eines Kleinkindes alles von sich gab. Langsam stieg er die Treppe ins Erdgeschoss runter. Jo folgte ihm dicht auf den Fersen.
    „Und das willst du wirklich Tag für Tag mitmachen?“, fragte Michael an der Haustür.
    „Ja“, sagte Jo schlicht und ergreifend. Es war Michael unbegreiflich.
    „Warum?“
    „Weil sie mich brauchen“, erklärte Jo ruhig. Einen Augenblick lang sahen sie sich nur an.
    „Na, dann viel Glück vor Gericht.“ Mit diesem frommen Wunsch zog Michael die Haustür auf.
    „Danke. Wir werden alles Glück dieser Welt nötig haben.“ Jos Augen flehten ihn an zu bleiben, aber er sagte nichts weiter. Doch er lächelte traurig, als sich Michael auf sein Fahrrad schwang und losfuhr.

„Was soll das heißen, Ihr Lebensgefährte hat einen Rückzieher gemacht? Unsere ganze Strategie baute darauf auf, dass Sie mit Ihrem Partner zusammenwohnen werden und die Kinder gemeinsam betreuen.“
    Joachim seufzte. Klar, sein Anwalt war sauer.
    „Michael hat nicht gewusst, dass ich die Kinder zu mir nehmen will. Ich habe sein Einverständnis einfach vorausgesetzt. Das war falsch, ich weiß.“
    „Können Sie ihn nicht noch überzeugen?“, fragte Julius Ludwick, Joachims Anwalt. Joachim schüttelte entschieden den Kopf.
    „Er hat sich gestern Abend von mir getrennt.“
    Der Anwalt stöhnte auf.
    „Ach du liebe Güte“, murmelte er. „Herr Thiel, ich kann nur hoffen, dass der Richter nichts von Ihrer Art und Weise Männer kennenzulernen erfährt. Wenn herauskommt, dass Sie Ihre Bekanntschaften auf Parkplätzen und in Waldgebieten schließen, können Sie sich gleich von den Kindern verabschieden. Dazu kommt das leidige Problem, wie Sie die Kinder alleine betreuen wollen.“
    „Können Sie mir mal erzählen, wieso man lieber einer arbeitslosen Mutter drei Minderjährige anvertrauen möchte, die vom Staat unterhalten werden muss, als einem schwulen Mann mit einem gesicherten Einkommen und einigermaßen flexiblen Arbeitszeiten?“, fragte Joachim aufgebracht.
    „Es sind ja die Eltern Ihrer Frau, die das Sorgerecht für die Kinder wollen und nicht ihre Frau“, erinnerte Ludwick.
    „Richtig. Und die gehen ebenfalls beide arbeiten. Wie stellen die denn die Betreuung sicher?“ Joachim regte sich immer mehr auf.
    „Herr Thiel, wir benötigen irgendeinen Trumpf, um Punkte sammeln zu können“, sagte der Anwalt ganz nüchtern. Und genau dieser Trumpf hatte sich zusammen mit Micha in Luft aufgelöst.
     
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    Der Richter saß mit einem beinahe gelangweilten Gesicht auf seinem Platz und hörte sich geduldig die Ausführungen des Antragstellers an. Da wurde die Tür geöffnet und Micha trat zusammen mit seinen Eltern ein. Leise und mit einem entschuldigenden Lächeln wegen der Verspätung nahmen die drei im Zuschauerbereich Platz.
    „Familie Döring. Wir gehören zu Joachim Thiel“, erklärte Werner hastig dem Richter ihr Eindringen. Mit einem raschen Blick auf Joachim vergewisserte sich der Richter,

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