Waldos Lied (German Edition)
dieser Stelle lachte Heinrich jedesmal und schlug dem Herzog kräftig auf die Schulter.
Doch Rudolf ging niemals darauf ein. Er blieb zurückhaltend. Der König tat, als merke er es nicht. Aber jeder spürte, wie er den Herzog von Schwaben heimlich belauerte.
Eines Nachts, es war schon weit nach Mitternacht, ließ Heinrich mich zu sich rufen. Ein alter, verängstigt wirkender Mann, den ich schon oft unter den Bediensteten des Königs gesehen hatte, weckte mich aus tiefem Schlaf, um mich zu ihm zu bringen. Ich hatte mich erst zwei Stunden zuvor auf mein Lager begeben. Denn die Tage sind lang in der Umgebung Heinrichs. Er scheint niemals müde zu werden.
»Um Himmels willen, Waldo von St. Blasien, wacht auf, der König hat mir befohlen, Euch zu ihm zu bringen.« Ich weiß nicht, ob es die geflüsterten Worte des Alten waren oder die Speicheltropfen, die er mir beim Sprechen ins Ohr blies, jedenfalls kämpfte ich mich aus meinen Träumen mühsam an die Oberfläche der Wirklichkeit.
»Was will Heinrich von mir? « fragte ich den Alten, noch immer halb benommen. »Das wird er einem Mann wie mir wohl kaum sagen!« zischte dieser.
»Also, dann bringt mich zum König«, seufzte ich schließlich ergeben.
Wir hatten eine ganze Strecke zu gehen. Denn ich hatte mein Lager wieder etwas abseits des ganzen Trubels aufgeschlagen, außer Hörweite der Schaukämpfe, die der König zum Vergnügen seiner Gäste abhalten ließ, der Puppenspieler, Musikanten und Wahrsager, die ihre Künste zeigten. Inzwischen war es still geworden in der Pfalz. Auch die letzten Nachtschwärmer waren verschwunden. Wir begegneten niemandem. Der Alte schlurfte gebeugt neben mir her und sprach kein Wort. Es schien ihn etwas zu bedrücken.
»Wie heißt Ihr?« fragte ich ihn. »Ich habe Euch schon oft in der Nähe Heinrichs gesehen, doch ich weiß Euren Namen nicht.« Das Sprechen half mir, die Dumpfheit aus meinem Schädel zu vertreiben.
»Sie nannten mich Gottfried«, antwortete der Alte mühsam und richtete seinen gebeugten Rücken etwas auf. Es schien so, als habe er sich nach langen Jahren im Dienste Heinrichs durch mich wieder daran erinnert, dass er überhaupt einen Namen hatte.
Wieder verfiel er in Schweigen. In der Stille der Nacht war nichts zu hören, außer dem vereinzelten Schrei eines Vogels, Gottfrieds Schlurfen und dem Geräusch meiner Schritte.
Ich versuchte eine Unterhaltung in Gang zu bringen. »Gottfried, mir scheint, Euch bedrückt etwas. Wollt Ihr mir nicht sagen, was es ist?«
»Es ist nichts, Herr. Gar nichts. Aber ich danke Euch, dass Ihr danach fragt. Und ich danke Euch auch, dass Ihr so freundlich mit mir redet, als wäre ich Euresgleichen. «
Wieder verstummte er. Mir fiel nichts ein, was ich ihn noch hätte fragen können. Offensichtlich wollte Gottfried nicht reden.
Er brachte mich schweigend bis vor die Kammer des Königs. Dann schlurfte er einige Schritte davon, blieb stehen, zögerte und kehrte noch einmal um. »Hütet Euch vor den Ränken Heinrichs«, flüsterte er mir ins Ohr. Danach verschwand er.
Ich klopfte an die Tür, ein Diener ließ mich ein. Der König lag in seinem Bett und mit ihm drei Mädchen, alle nackt. Er war gerade dabei, einer von ihnen in die Brustwarze zu beißen, als ich eintrat. Er lachte, als er mich sah. »Du verzeihst, Mönch, aber ein Mann wie ich hat die Verpflichtung, seinen Saft an so viele Weiber wie möglich weiterzugeben. Du siehst, diese drei hier sind schon ganz begierig auf einen feurigen Ritt.« Die drei Mädchen lachten, keine von ihnen schien sich zu schämen oder daran zu stören, dass ich sie nackt sah. Ich hörte auch andere Stimmen, die lachten. Es waren noch mehr Männer im Raum. In einem erkannte ich Udalrich von Godesheim. Er betrachtete die Kebsweiber des Königs mit lüsternen Augen. »Warte, bis ich fertig bin, mein Freund, danach kannst du dir eine davon aussuchen«, beschied ihn Heinrich, als er es bemerkte. »Doch zuvor habe ich mit diesem Mann noch etwas zu bereden. Also, macht Euch auf, verschwindet aus dem Zimmer und haltet Euch in der Zwischenzeit bereit für mich.« Mit diesen Worten hob er die Decke und klatschte einer der Frauen so kräftig auf den feisten Hintern, dass sie kreischend aus dem Bett sprang und nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, aus dem Raum rannte. Die anderen waren fast ebenso schnell.
»Udalrich von Godesheim, du kannst bleiben«, erklärte Heinrich, während er wollüstig den Körpern der davoneilenden Mädchen nachsah und dem Wippen
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