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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Papst zu einigen, trieb Heinrich die Auseinandersetzung noch weiter auf die Spitze. Gregor hatte dem König gedroht, ihn mit einem Bann zu belegen, falls er sich nicht wegen seiner zahlreichen Vergehen gegen die Kirche und den Glauben rechtfertigen könne. Da beschloss Heinrich etwas Ungeheuerliches: die Absetzung des Papstes. Es sei von alters her das Recht des Königs von Gottes Gnaden, den Papst nach seinem Willen zu bestimmen, so schrieb er an Rudolf. In diesem Schreiben befahl er ihm und vielen anderen Bischöfen, Äbten und Fürsten, sich für den Sonntag Septuagesimae, also den 2.4. Februar, zu einem Hoftag in Worms einzufinden, um dort das dafür notwendige kanonische Verfahren einzuleiten. Doch der Herzog von Schwaben weigerte sich.
    Da zwang der König alle Bischöfe und Fürsten, Gregor VII. in einer Schmähschrift namentlich den Gehorsam aufzukündigen. Es war eine große Enttäuschung für Rudolf, als er erfuhr, dass sich unter den Unterzeichnern auch Gozelo von Niederlothringen befand. Denn er hatte fest mit dessen Weigerung gerechnet. Da er einer von jenen Unterhändlern gewesen war, die im Namen des Königs den unterlegenen sächsischen Fürsten vor ihrer bedingungslosen Unterwerfung ihr Wort für einen freien Abzug gegeben hatten. Zu den Unterzeichnern hatte auch Erzbischof Siegfried von Mainz gehört.
    Diese Schmähschrift schickte Heinrich dann zusammen mit weiteren beleidigenden mündlichen Botschaften an den Papst. Außerdem hörten wir, Heinrich versuche, die Bewohner Roms zu bestechen. Sie sollten Gregor gefangennehmen und absetzen.
    Der König kämpfte an vielen Fronten. Denn auch in Sachsen und Thüringen begann sich erneut Widerstand zu regen. Die Männer Heinrichs wüteten dort in seinem Namen auf das fürchterlichste. Fast täglich kamen nun Botschaften von ihm in die Burg auf dem Stein, in denen er Rudolf als einen seiner liebsten Fürsten bezeichnete und ihn anflehte, in seine Pfalz nach Goslar zu kommen. Schließlich fielen Rudolf keine Ausflüchte mehr ein. Außerdem wollte er einen letzten Versuch machen, Heinrich zur Vernunft zu bringen — oder sich ein für allemal öffentlich von ihm lossagen. Also entschlossen wir uns schweren Herzens, in des Königs liebste Pfalz zu reisen. Herzogin Adelheid blieb am Rhein. Sie fühlte sich unwohl. Aber sie hatte auch noch einen anderen Grund. Der Mann, gegen den Rudolf nun kämpfte, war schließlich der Mann ihrer Schwester.
    Dieses Mal überließ der Herzog von Schwaben seinem Neffen Kuno von Genf nicht die Bewachung seiner Burg. Er hatte sich endgültig entschieden, seine Tochter Adelheid dem Königssohn Ladislaus von Ungarn zur Frau zu geben, und tat ihre Gefühle als Kindereien ab. Der Löwe von Rheinfelden kämpfte wieder. Die Unterstützung des Königs von Ungarn konnte in diesem Kampf von großer Bedeutung werden, auch wenn dieser selbst in Schwierigkeiten steckte. Wohl unter anderem auch deshalb drängte Salomon von Ungarn auf eine Verbindung mit dem Hause Rheinfelden. Wie andere auch hatte er seinen Schwager Heinrich abgeschrieben. Salomon setzte darauf, dass Rudolf der nächste König des Reiches werden würde. Die Liebe zweier Menschen dagegen zählte wenig.
     
    Ja, der Löwe kämpfte wieder. Und er stellte Kuno von Genf vor die Wahl. Entweder er begleitete uns zum König, oder er musste zu seiner Familie zurückkehren. Kuno begleitete uns. Er hoffte wohl, Rudolf mit Tapferkeit und Treue doch noch überzeugen zu können. Ich ermöglichte ihm und der kleinen Adelheid eine letzte gemeinsame Stunde, in der sie unbeobachtet voneinander Abschied nehmen konnten. Ich hoffte von ganzem Herzen, sie würden sich an den Schwur halten, den sie mir gegeben hatten.
     
    Soweit ich weiß, taten sie es. Sie waren stärker als Sophia und ich.
     
    König Heinrich empfing den Herzog aus Alemannien in Goslar mit großen Ehren und viel Pomp. Sein Anteil an den Plünderungen im einst so blühenden Land der Sachsen hatte seine Schatzkammern bis zum Bersten gefüllt. Er tat so, als sei Rudolf sein liebster Freund, und rühmte ihn allenthalben für seine große Tapferkeit in der Schlacht an der Unstrut. Immer wieder erzählte er bei den Banketten, wie kraftvoll Rudolf gekämpft hatte. Wie er selbst Streich um Streich hatte hinnehmen müssen und dennoch keinen Fußbreit zurückgewichen war. Die toten Körper seiner Feinde hätten bald einen solch hohen Schutzwall um ihn gebildet, dass es für seine Gegner kaum noch möglich gewesen sei, ihn zu erreichen. An

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