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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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ihrer großen Brüste.
    »So, und nun zu dir, Waldo von St. Blasien. Du hast mir einst auf der Harzburg das Leben gerettet. Ich habe mir deshalb vorgenommen, dich zu beschenken, da dir so viel am Wohlergehen deines Königs liegt.« Heinrichs Stimme war samtweich.
    Ich schwieg.
    »Ich könnte dich vielleicht zu einem Grafen erheben, was meinst du? Nein, ich glaube, das ist wohl doch etwas zuviel. Ein etwas niedrigerer Rang reicht aus. Wie wäre es, wenn ich dir ein schönes Rittergut in Sachsen schenkte? Du könntest dann ein freies Leben führen und endlich diesem tristen Klosterdasein entkommen. Nun, was sagst du dazu? «
    Ich sah, wie Heinrichs Blick lauernd wurde. Ich verbeugte mich tief. Und ich schwieg.
    »Siehst du, ich wußte doch, dass dir das gefällt. Der hinkende Ritter. Ist das nicht ein schöner Gedanke, Udalrich von Godesheim? «
    »Ein sehr schöner, Herr«, bestätigte dieser ernsthaft. Ich sah von der Seite, dass seine Nackenmuskeln sich verspannten.
    »Nun, ein Ritter kämpft für seinen König, nicht wahr, Udalrich? «
    »Ja, das tut er. Mit all seinen Kräften. Denn ein Mann, der seinem König viel zu verdanken hat, denkt an nichts anderes als an dessen Wohl.«
    »Udalrich von Godesheim, das hast du schön gesagt«, strahlte der König, anscheinend unbefangen. »Und wenn da nun ein anderer Mann wäre, der dem König des Ritters übelwollte — merk dir, ich sage nicht, dass es einen solchen Mann gibt —, und der Ritter wüsste von der Not seines Königs, was würde er dann tun? «
    Udalrich warf mir einen schnellen Blick zu. »Nun, Herr, er würde alles tun, was in seinem Kräften steht, um den Feind seines Königs unschädlich zu machen.«
    Heinrich gab sich restlos begeistert und klatschte in die Hände. »Ja, Udalrich, so ist es.«
    »Aber glücklicherweise gibt es ja niemanden, der meinem Herrn und König übelwill«, meldete ich mich da mit einer tiefen Verneigung zu Wort. Mir war schnell klargeworden, worum es hier ging. Heinrich wollte, dass ich Rudolf für ihn ermordete. Doch ich stellte mich dumm und tat so, als hätte ich nichts verstanden. »Außerdem höre ich heute wieder einmal schlecht. Vielleicht, weil mir einst Warinharius, der Abt des Klosters St. Blasien, das rechte Ohr halb taub schlug. Verzeiht einem dummen Mönch, Majestät, ich habe deshalb bis auf das letzte nichts von dem verstanden, was Ihr sagtet. Fast so, als wäre ich niemals hier gewesen. Erwähntet Ihr das Kloster St. Blasien? Nun, ich kann Euch berichten, dass die Mönche dort ein sehr gottgefälliges Leben führen und Abt Giselbertus das Kloster ausgezeichnet verwaltet. Ich fühle mich dort sehr wohl. Oder war sonst noch etwas? Ich weiß, ich bin nichts als ein ungeschickter Zwerg, und bitte demütig um Vergebung.«
    Das Gesicht des Königs hatte sich bei jedem meiner Worte mehr verfinstert. »Schaff mir diesen tumben Narren vom Hals«, bellte er Udalrich an. Ich wartete nicht, bis dieser bei mir war, sondern verschwand so schnell ich konnte aus der Kammer des Königs.
    Dann ging ich sofort zu Rudolf und berichtete ihm von der Unterredung. Der Herzog war noch wach und hatte sich gerade darauf vorbereitet, sich ins Bett zu begeben. Daraufhin zog er sein Kettenhemd sofort wieder an. »Ich wusste es doch«, knurrte er. »Und du, mein Freund, lässt dir am besten auch solch ein Hemd anfertigen. Das hätten wir schon längst tun sollen. Nach dieser Nacht in der Kammer Heinrichs bist auch du deines Lebens nicht mehr sicher. Am besten ist es, du schläfst künftig in meiner Nähe. Ich werde die Wachen vor der Tür verdoppeln. Leider werden wir diesem schändlichen König seine Mordabsichten kaum beweisen können. Er wird heftig leugnen, dass es so gemeint war. Schlauerweise hat er sich mit Udalrich von Godesheim einen Zeugen gesichert. Du hast keinen. Also stünde das Wort zweier Männer gegen eines. Heinrich bekäme bei einer Untersuchung in jedem Fall recht und würde dich danach sofort des Hochverrates anklagen.«
    Ich nickte und bereitete mir seufzend ein Lager auf einer großen Truhe, die in der Kammer des Herzogs unter dem Fenster stand. »Er wird es wieder versuchen«, sagte ich dann.
    »Das wird er«, bestätigte Rudolf. »Doch nun sind wir gewarnt.«
    Am nächsten Morgen ließ der Herzog eines seiner alten Kettenhemden zum Schmied bringen, um es für mich zu ändern. Er hätte daraus fast zwei für mich machen können.
    Der König hetzte seine Mörder noch zweimal auf Rudolf. Beide Male warnte mich der alte

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