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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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ist unmöglich, Waldo. Du müsstest es doch besser wissen. Der Papst ist ein sittenstrenger Mann. Er würde einer solchen Verbindung niemals zustimmen. Und Kuno ist nichts als ein hinterhältiger Verführer, der die Mitgift meiner Tochter will und sich deshalb in das Herz eines Kindes schleicht, das noch nicht weiß, was Liebe ist. Sie wird ihn vergessen, wenn sie einmal verheiratet ist. Und es ist höchste Zeit, das in die Wege zu leiten, wie ich sehe. Du weißt von dem Antrag des Königs von Ungarn für seinen Sohn?«
    Ich nickte. »Ja, Herr, ich weiß davon. Ich sehe auch, dass es gute Gründe gibt, einer solchen Verlobung zuzustimmen. Denn das ist für Eure Tochter Adelheid eine große Ehre. Doch ich bitte Euch, denkt noch einmal darüber nach«, drängte ich. »Kuno und sie lieben sich von ganzem Herzen. Adelheid ist schon lange nicht mehr das kleine Mädchen, als das sie ihrem Vater erscheint.«
    Rudolf nickte müde. »Gut. Weil du mich darum bittest. Einem anderen als dir würde ich dieses Zugeständnis nicht machen. Und was antworte ich nun dem König von Ungarn?«
    »Verweist auf die schwierige Lage im Reich und darauf, dass es nicht gut ist, zu weit in die Zukunft zu planen. Dass Ihr sein Anliegen aber mit Wohlwollen überdenken und einer Verlobung gerne zustimmen werdet, sobald es die Umstände erlauben.«
    »Dann schreib diesen Brief«, forderte Rudolf mich auf. Das tat ich. Und zumindest zwei Menschen waren sehr glücklich darüber, dass ich einen Aufschub für sie erwirkt hatte.
    Das Jahr I075 endete mit einem weiteren Affront König Heinrichs gegen den Papst. Er setzte zwar den schon vor der Schlacht an der Unstrut vom Papst mit einem Bann belegten Bischof Hermann von Bamberg ab, doch zu seinem Nachfolger ernannte er am 3o. November, dem Fest des Apostels Andreas, in Goslar Rupert von St. Simeon und Juda. Er war vorher Propst in dieser Stadt gewesen und galt als einer der intimsten Vertrauten des Königs. Ein Mann, der in all seine schmierigen und lasterhaften Geheimnisse eingeweiht war und ihn zu vielen üblen Schandtaten verführt hatte. Das schloss auch feigen Mord nicht aus. Es gab noch nicht einmal eine Synode zur Absetzung Hermanns, kein Urteil. Hermann von Bamberg zog sich schließlich als einfacher Mönch in das Kloster Schwarzach in Franken zurück.
    Dann starb im Dezember auch noch der letzte, der dem König vielleicht hätte Einhalt gebieten können. Der greise Bischof Anno von Köln, einer der wenigen, die es gewagt hatten, Heinrich zu widersprechen, ging am 4. Dezember ein in den ewigen Frieden.
    Die Erinnerung an die Unterwerfung der Sachsen ließ mich einfach nicht los. Immer und immer wieder verfolgten mich die Blicke der gedemütigten Fürsten. Ebenso wie die Erinnerung an den Kampf mit dem Bruder Sophias. Damals hatte ich mir geschworen, niemals wieder zu kämpfen. Doch die demütigende Art, mit der Heinrich seine Feinde behandelt hatte, ließ mich immer mehr an Vergeltung denken. Denn Gott schwieg. Und Töten war Menschenwerk. Nur Menschen konnten deshalb verhindern, dass es weiterging. Ich wusste, dass ich nicht mehr länger nur zusehen durfte.
    Bislang hatte ich mich eher wie ein Außenstehender benommen, wie einer, den diese Welt der Kämpfer und des Tötens nichts anging. Obwohl ich selbst einmal getötet hatte. Ich hatte alle Verantwortung einfach dem Allmächtigen überlassen. Nun war Gott aus meinem Leben verschwunden. Nun war ich allein für mich verantwortlich.
    So ging ich zum ersten Mal zu Rudolf, ohne dass er mich gerufen hätte, gab ihm zum ersten Mal einen Rat in den Angelegenheiten des Reiches, ohne dass er mich darum gebeten hätte.
    »Es gibt nur einen Weg, diesen Wahnsinn zu stoppen, Herr«, bedrängte ich ihn. »Ich sage Euch dies, obwohl ich mir während meiner Pilgerreise geschworen habe, niemals wieder einzugreifen in die Geschicke der Menschen. Es gibt nur einen Weg, Heinrich aufzuhalten. Er muss abgesetzt werden. Ich flehe Euch an, sendet Boten zu den Sachsen, ihren Verbündeten und zu allen Fürsten im Reich, die noch Ehre im Leib haben, und lasst sie ausrichten, dass Ihr Heinrichs Thron übernehmen werdet.«
    Der Herzog wirkte noch immer erschöpft und krank, von seinen inneren Kämpfen fast aufgezehrt. Nichts schien ihn mehr zu berühren, auch meine Worte nicht.
    »Ich will nicht mehr kämpfen, Waldo von St. Blasien. Als ich bereit war, jene zu führen, die sich gegen Heinrich stellten, da haben sie mich verraten. Und als ich für Heinrich kämpfte und wir

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