Waldos Lied (German Edition)
Ungewissheit ein Ende macht. Es gibt keinen, der das könnte, außer ihm.«
Da setzte Rudolf auf seine Weise ein Zeichen. Er ernannte seinen Sohn Berthold zum Herzog von Schwaben. Doch der junge Herzog hatte nicht viel von seiner neuen Macht. Denn Heinrich reagierte sofort. Er vergab das Herzogtum Schwaben an Friedrich von Büren, jenen Mann, der ihn im schrecklichen Winter I077 auf seinem Gang nach Canossa durch die eisigen Berge begleitet hatte, und machte Friedrich gleichzeitig zu seinem Schwiegersohn.
Fast ein Jahr lang schwiegen die Waffen, während die Felder wieder bestellt wurden und die Menschen langsam wieder Hoffnung schöpften. Auch die Burg auf dem Stein wurde auf Anordnung Rudolfs wieder instand gesetzt. Sie war zwar belagert worden, hatte aber keine allzu großen Schäden davongetragen.
Danach zog der König wieder durch Sachsen. Und ich mit ihm. Inzwischen war auch sein Sohn Berthold ständig an seiner Seite. Seine Tochter Agnes hatte bei der Familie ihres Verlobten Schutz gefunden. Berthold II. von Zähringen hatte seine Braut zu sich in seine neue Burg am Rhein geholt. Die kleine Agnes bekam nicht die große Hochzeit, von der sie geträumt hatte. Es gab nur eine kurze, einfache Feier und ein Hochamt. Berthold trauerte um seinen Vater und sie um ihre Mutter, die tote Königin.
Wieder war es Heinrich, der den von Papst Gregor VII. angeordneten Frieden brach. Er war in den Monaten davor nicht untätig gewesen und hatte es geschafft, einige der sächsischen Fürsten auf seine Seite zu ziehen. Widekin, Wiprecht von Groitsch und Theoderich, ein Sohn des Grafen Gero von Kamburg, liefen zu Heinrich über und zogen an seiner Seite in die Schlacht bei Flarchheim. Der mächtige Markgraf Ekbert von Meißen jedoch wollte sich für keine Seite entscheiden.
Das war ein schwerer Schlag für König Rudolf. Dennoch erfochten seine Truppen am Tag der Schlacht einen glänzenden Sieg. Otto von Northeim und seine Männer hatten ihr Lager direkt am Rand eines Höhenzuges aufgeschlagen. Der ehemalige Herzog von Baiern hatte darauf bestanden, sich als erster auf den Feind zu stürzen. Zwischen ihm und Heinrichs Truppen lag der Abhang und außerdem ein schmaler, aber tiefer Bach. Jeder rechnete mit einem Angriff von dieser Seite aus.
Die anderen Abteilungen der Truppen lagerten weiter hinten und waren bereit, sofort nachzurücken, wenn der Northeimer eine Lücke in die Reihen der Feinde geschlagen hatte. Jeder hatte sein Schwert griffbereit, während wir auf den Ansturm der Feinde warteten.
Doch Heinrich dachte nicht daran, diesen für ihn unvorteilhaften Weg zu wählen. Seine Männer umgingen unbemerkt unsere Stellungen und griffen uns plötzlich von hinten an, so dass nicht Otto von Northeim und seine Kämpfer, sondern wir plötzlich in den vordersten Linien standen.
Es war nach Mellrichstadt die zweite Schlacht, die ich erlebte. Ich habe mich niemals an dieses Töten gewöhnt. Wieder hoffte ich auf ein Wunder, auf ein Zeichen, das dem Morden ein Ende bereitete. Doch nichts geschah. Und wieder verfluchte ich mich selbst. Wäre ich doch damals nur still gewesen, als ich aus der Bretagne zurückkehrte. Hätte ich doch Rudolf nur niemals zum Kampf aufgestachelt. Ich fühlte mich schuldig am Tod jedes einzelnen Mannes, der bei Flarchheim fiel. Als hätte ich jeden von ihnen mit eigener Hand getötet, obwohl ich den Dolch dieses Mal nicht zog. Es fielen Burggraf Meinfried von Magdeburg, Graf Folcmar, der Burggraf von Prag und mit ihnen unzählige andere. Die Erde war bedeckt mit Toten. Doch dann endete die Schlacht überraschend schnell. Denn schon eine Stunde später verbreitete sich die Nachricht, Heinrich sei heimlich geflohen und habe seine Truppen im Stich gelassen. Da flohen auch seine Männer, so schnell sie konnten. Die Unsrigen verfolgten sie bis an die Wartburg, die von Leuten Rudolfs gehalten wurde. Dort kam es erneut zu einem wütenden Kampf. Pferde, Waffen, goldenes und silbernes Geschirr, Pfeffer und andere wertvolle Gewürze, Mäntel und kostbare Gewänder waren die Beute, die die Kämpfer Rudolfs zurückbrachten. Der Jubel sollte sich noch vervielfachen, als die Zurückgebliebenen sahen, welche Gefangenen sie bei sich hatten. Es waren nicht nur Fürsten, die ungeheuren Reichtum bei sich trugen. Gut bewacht vor Rudolf geführt wurde auch jener Legat des Papstes, der ihm bei der Wahl von Forchheim so viele Versprechungen gemacht hatte und dann auf Heinrichs Seite übergelaufen war: Sigehard von
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