Waldos Lied (German Edition)
Fürstendynastie, die mit den Markgrafen von Canossa verwandt war, einst zum Kanzler des Reiches für Italien bestellt. 1063 wurde er abgesetzt und Erzbischof von Ravenna. Auch Wibert hatte sich Gregor widersetzt. Auch Wibert war von ihm gebannt worden. Heinrich hätte keinen besseren Mann finden können, um dem Papst seine ganze Verachtung ins Gesicht zu schleudern. Das Schwert des Banns war stumpf geworden. Gregor hatte es zu oft gebraucht.
Die ersten Blätter wurden schon langsam bunt, die letzten Weintrauben reiften an den Stöcken, und das Getreide war eingefahren, da fiel Heinrich erneut in Sachsen ein. Er dachte trotz seiner Niederlage bei Flarchheim, dem erneuten Bann und seiner Absetzung durch den Papst nicht daran, König Rudolf das Feld zu überlassen. Auch Rudolf hatte seine Truppen um sich gesammelt, und wir zogen Heinrich mit vielen Männern entgegen. Rudolf wollte verhindern, dass er das Land der Sachsen erneut verwüstete.
»Dieses Mal werden wir Heinrich schlagen«, sagte er zu mir. »Nun, da Papst Gregor endlich ein Machtwort gesprochen hat, muss es uns einfach gelingen, ihn so zu schwächen, dass er niemals wiederkehrt und Anspruch auf den Thron erhebt. Wir kämpfen nicht nur für uns. Wir kämpfen auch für die Wiederkehr des Reiches Gottes in diese Welt.« Rudolf behielt recht. In dieser Schlacht fiel die Entscheidung. Auf eine schreckliche Weise.
Beide Heere schlugen bei Kankul ihr Lager auf. Die Dinge ließen sich für die Unsrigen nicht gut an. Denn wieder griff Heinrich zu einer List. Er zog mit seinem ganzen Heer auf Erfurt zu. Gleichzeitig aber schickte er seine schnellen Reiter nach Goslar, um einen Angriff auf die Pfalz vorzutäuschen. Sie sollten einige Dörfer plündern und anzünden und dann schnellstens zu ihm zurückkehren.
Heinrichs Plan ging auf. Als wir den Rauch am Horizont sahen, marschierte unser Heer nach Goslar, um der Stadt Hilfe zu bringen. Währenddessen plünderte und brandschatzte Heinrich ungestört die Stadt Erfurt. Viele ihrer Bürger kamen an diesem Tag ums Leben.
Da erkannte Rudolf die Täuschung, und wir machten schleunigst kehrt. Wieder ging es ohne Rast und in großer Eile durch das herbstliche Land. Die Männer waren bereits völlig erschöpft, obwohl sie noch nicht einmal zu den Waffen gegriffen hatten. Besonders jene Kämpfer, die zu Fuß unterwegs waren, konnten nicht mehr weiter. So ließen wir sie zurück. Nur die Reiter setzten Heinrich nach. Es wurde ein Ritt auf Leben und Tod, der uns alles abverlangte, was wir an Kräften noch hatten. Ein Pferd nach dem anderen brach zusammen. Doch König Rudolf gab nicht auf. Erbarmungslos trieb er die Männer an. Denn inzwischen hatten wir erfahren, dass Heinrich auf das Bistum Naumburg zumarschierte. Wir mussten ihm auf jeden Fall zuvorkommen. So nahmen wir den kürzeren, aber anstrengenderen Weg über das Gebirge. Die Männer waren am Ende ihrer Kräfte, als wir Naumburg erreichten. Viele Reiter und Pferde hatten wir unterwegs zurücklassen müssen. Doch wir hatten es geschafft. Wir waren vor Heinrich in Naumburg angekommen — völlig ausgelaugt, müde und verdreckt. Aber wir waren da. Die Naumburger hießen uns erleichtert willkommen.
Es blieben uns nur wenige Stunden für eine Rast. Gerade Zeit genug, dass die Vorhut des Fußvolkes zu uns stoßen konnte. Heinrich hatte mit seinen Truppen schon wieder einen Haken geschlagen, nachdem seine Späher ihm berichtet hatten, dass Rudolfs Heer ihm bei Naumburg zuvorgekommen war.
Plündernd, mordend und sengend marschierten er und seine Männer nun auf die Elster zu. Hinter sich ließen sie wiederum eine breite Spur der Verwüstung und des Todes.
Da wurde auch dem letzten klar, dass Heinrich überhaupt nicht vorhatte, sich einem Kampf zu stellen. Er wollte nur so viel Schaden wie möglich anrichten, damit Rudolf für seine Männer keine Verpflegung mehr fand. Er rechnete damit, dass uns der nahende Winter schon vertreiben würde und er dann freie Hand hätte. Da sein Heer wesentlich kleiner war als das unsrige, ihm an geübten Kämpfern weit unterlegen, hatte er nach anderen Auswegen gesucht. Denn er wollte gewinnen.
»Wir müssen Heinrich stellen.« König Rudolf war entschlossen wie schon lange nicht mehr. Was es auch an Männern und an Märschen kostete, er wollte Heinrich zur Schlacht zwingen, ihn so bedrängen, dass er keine Möglichkeit mehr zum Ausweichen fand.
Und dann, an der Elster, hatten wir ihn. Heinrich kam mit seinen Männern nicht mehr weiter. Der
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