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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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verborgen sein. Hüte und verbirg diese Seiten gut. Denn sie erzählen nicht nur einen Teil deiner eigenen Geschichte, sondern berichten auch von einem furchtbaren Argwohn, den Mathilde gegen ihren Gemahl hegte, von der Schande des Hauses Rheinfelden und von einem grausamen Verbrechen. Lebe wohl, Waldo. Möge der Allmächtige dich und deine Wege allzeit segnen und behüten.«
    Sie gab ihrer Begleiterin ein Zeichen. Daraufhin verließen beide den Raum, dunkel und lautlos wie Schatten. Ich war in diesem Moment zu erschüttert, um etwas sagen zu können. Ich erwachte erst aus meiner Erstarrung, als ich die Pferde der Frauen und ihrer Begleiter davontraben hörte, als Adelheid von Rheinfelden aus meinem Leben verschwunden war. Für immer, wie ich damals glaubte. Noch immer völlig aufgewühlt, ging ich in meine Zelle und verbarg die Papiere im Stroh meiner Bettstatt. Ich wusste für den Moment keinen anderen Ort.
    Lange kniete ich danach im Chorraum der Kirche von St. Blasien, und endlich kamen meine verwirrte Seele und meine Gedanken zur Ruhe. Dann wandte ich mich wieder meinen Pflichten zu.
    Ich war viele Tage lang nicht in der Lage zu lesen, was in den Pergamenten stand. Erst als uns die Nachricht erreichte, dass Adelheid von Rheinfelden wohlbehalten in Fruttuaria angekommen war, dass sie dort Unterkunft gefunden und sich dem Schutz der Mutter Heinrichs unterstellt hatte, war ich imstande, die Blätter aus ihrem Versteck zu holen. Die Herzogin hatte recht gehabt. Sie gehörten mir. Sie erzählten ein Stück weit meine Geschichte. Und von diesem Tag an wurde diese Geschichte meine Begleiterin auf einem weiten Weg.
    Zuoberst lag ein Brief der ersten Herzogin von Rheinfelden.
     
    »Ich lasse diese Zeilen von einer Person niederschreiben, die ihre unbedingte Treue und Verschwiegenheit mir gegenüber mehr als einmal unter Beweis gestellt hat — und im Bewusstsein, dass ich nur noch wenige Tage zu leben habe. Fern der Heimat, von meiner Familie und allen, die ich liebe und die mich lieben, muss ich dem irdischen Dasein entsagen. Es gab niemanden in dieser furchtbaren Burg auf dem Stein, inmitten dieses tosenden, drohenden Flusses, dem ich dies hätte berichten können. Nur eine meiner Frauen stand mir bei. Und ihr werde ich diese Pergamente anvertrauen. Mögen sie allen Frauen zur Warnung dienen, deren Schicksal sich mit diesem verfluchten Geschlecht der Rheinfelder verbindet. Möge der Herr verhindern, dass dieses mächtige Geheimnis jemals in die Hände Rudolfs fällt.
    In dieser Geschichte geht es aber auch um einen kleinen Jungen, dessen Schicksal mich zutiefst dauert. Er hat außer mir niemanden mehr, der ihm Schutz gewährt. Ich sende ihn deshalb zusammen mit weiteren Schriftstücken, die diese Angelegenheit betreffen, nach St. Blasien, dem Kloster der Familie meines Herrn und Gemahls, in der Hoffnung, dass er und das Geheimnis dort in Sicherheit sein werden.
    Das ist mehr, als ich von mir sagen kann. Denn ich sterbe, vergiftet von meinem Gemahl, Rudolf von Rheinfelden, der mir doch einst vor dem Allmächtigen seinen Schutz versprochen hatte. Für ihn war ich aber nicht mehr als ein Ding, das er stahl, benutzte und dann wegwarf. Er entriss mich, noch mehr Kind als Frau, mit Gewalt der schützenden Obhut des Klosters Konstanz, lediglich, um sein eigenes Fortkommen im Reich zu fördern. Er wollte nicht mich. Er wollte nur die Verbindung mit dem Haus der Salier und das Herzogtum von Schwaben.
    Ich will nicht erzählen, wie viele Demütigungen und Verletzungen er mir zufügte. Wie er vor meinen Augen um seine Kebsweiber buhlte und ihnen beiwohnte, sie mit Aufmerksamkeiten überschüttete und über meine Einsamkeit, Demütigung und meine Tränen lachte. Und wie er eine der Frauen schließlich allen anderen vorzog und nur noch Augen hatte für sie. So teilte ich das Los vieler Frauen. Doch der Allmächtige war gerecht. Sie starb noch vor mir im Kindbett, zusammen mit Rudolfs Sohn.
    Von diesem Tag an aber begann er mich zu hassen und hatte nichts anderes im Sinn, als mich zu vergiften. Er behauptete, ich hätte seine Kebse mit dem bösen Blick getötet. Doch ich versichere mit einem heiligen Eid, ich tat nichts dergleichen.
    So sterbe ich denn, verlassen von allen, und hoffe, dass der Allmächtige mir jenseits dieses irdischen Jammertals ein besseres Leben zuteil werden lässt. Und ich bete voll Inbrunst in meinen letzten Stunden, dass Rudolf von Rheinfelden niemals in den Besitz dieses mächtigen Geheimnisses gelangen

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