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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Abt, wir müssen verhindern, dass Unrecht geschieht. Wir müssen ihm bei der Flucht helfen. Und wir haben jede Möglichkeit dazu. Denn wer sonst sollte diese Wasserprobe in Abwesenheit des Herzogs besser überwachen und leiten können als Ihr, der Oberste dieses Klosters. Müssen wir den Bischöfen von Basel und Konstanz denn auf schnellstem Wege Nachricht vom Tag und der Stunde geben, zu der die Probe durchgeführt wird? «
    »Ich werde meine Hand nicht zu unrechtem Tun und zu Hinterlist reichen, Bruder Waldo.« Nun lag keine Spur des gutmütigen Spotts mehr in Giselbertus' Stimme.
    »Ehrwürdiger Vater! Aber Ihr könnt doch auch nicht zulassen, dass im Namen des Herrn Unrecht geschieht«, fuhr ich auf.
    »Beruhige dich, mein Sohn. Ich habe nicht gesagt, dass ich das zulassen werde. Ich denke, die Flucht des Grafen ist immerhin eine Möglichkeit. Dein Gedanke ist nicht ganz verwerflich. Und was die Nachricht an die Bischöfe anbetrifft — nun, schon so manche Botschaft ist mit einem Reiter im Sumpf steckengeblieben, so manches Schiff auf dem Rhein gesunken. « Hätte ich ihn nicht besser gekannt, fast hätte ich geglaubt, Giselbertus zwinkere mir bei diesen Worten vielsagend zu.
    »Dann helft mir dabei, Vater Abt, ich flehe Euch an.« Ich konnte meine Erregung nun nicht mehr zügeln. Doch ich wusste auch, dass er zwar helfen würde, aber nicht mehr, als es sein Gewissen zuließ. Was immer an List in diesem Fall notwendig war, es würde mir überlassen sein, sie anzuwenden.
    »Waldo, Waldo, muss ich dich schon wieder mahnen? Unbesonnenes Handeln hilft in dieser Angelegenheit niemandem weiter. Am wenigsten den Beschuldigten selbst, wenn sie am Ende ohne Makel aus dieser Prüfung herauskommen wollen. Es gilt, auch daran zu denken.«
    Wiederum senkte ich zerknirscht den Kopf. Abt Giselbertus hatte auch damit recht. »Was sollen wir denn dann tun? «
    »Nicht wir. Graf Werner muss etwas tun. Er muss schwören, dass er nach seiner Flucht auf seine Burg zurückkehrt oder sich in die Obhut seines Klosters Muri begibt und dort auf das Urteil des Papstes wartet. Dass er sich im Fall eines Schuldspruches durch Alexander sofort und ohne Zögern der Vollstreckung des Urteils unterwirft. Das muss Graf Werner tun. Und auch du musst etwas tun. Auch du musst einen Eid leisten. Aber bedenke gut, was du tust.«
    »Was soll ich schwören?«
    »Der Eid eines Weibes zählt wenig vor dem Angesicht des Herrn. Denn ein Weib war es, das die Sünde in die Welt brachte und die Menschen aus dem Paradies vertrieb. Umso mehr Gewicht aber hat der Schwur eines Mannes und Mönches. Schwörst du im Angesicht des Allmächtigen und bei der Unsterblichkeit deiner Seele, dass Adelheid von Rheinfelden des Verbrechens nicht schuldig ist, dessen man sie bezichtigt? «
    Wieder kniete ich nieder, ohne zu zögern und mit aller Inbrunst. »Ich schwöre es. Bei der Unsterblichkeit meiner Seele.«
    Abt Giselbertus zog mich hoch. »Möge der Herr dir beistehen, mein Bruder. Du hast einen großen Schwur getan. Möge der Allmächtige dich davor bewahren, dass deine Seele jemals in Gefahr gerät. Lass uns also handeln.«
    So hielt ich das Versprechen, das ich Adelheid von Rheinfelden damals gab: für sie einzustehen und sie zu beschützen, auch mit meinem Leben. Doch ich schenkte ihr mehr als mein irdisches Sein. Ich gab ihr die Unsterblichkeit meiner Seele — und damit mein ewiges Leben. So empfand ich es damals.
    Es sollte mir nicht lange vergönnt sein, Adelheid von Rheinfelden in meiner Nähe zu wissen. Zwei Tage später kamen Reiter des Herzogs. Ich werde es Abt Giselbertus nie vergessen, dass er sich weigerte, sie zur Suche nach den Frauen einzulassen, und auf den von König Heinrich garantierten Zwing und Bann des Klosters verwies. Aber weiter konnte er nicht gehen.
    Wieder einmal rief er mich nachts in seine Zelle. Denn es war besser, es wussten so wenig Mönche wie möglich von dieser Angelegenheit.
    »Adelheid von Rheinfelden und ihre Gefährtin können nicht hierbleiben, Waldo«, empfing er mich. »Wenn der Herzog nach seiner Reise zum Papst von der Engelsburg zurückkehrt, wird er seine Gattin einfordern. Seinen Männern kann ich Widerstand leisten, ihm selbst aber nicht. Das Schicksal St. Blasiens ist zu eng mit dem Wohlwollen Rudolfs verbunden. Hast du einen Einfall, wohin wir die Frauen schicken könnten, wo sie sicher sind?«
    Ich erinnerte mich an Agnes, die Mutter Heinrichs, an ihre gütigen Augen. »Schickt sie nach Fruttuaria im Piemont, das

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