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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Kloster, in das sich die Witwe Heinrichs III. zurückgezogen hat. Adelheid kennt es seit ihrer Kindheit. Sie lernte die Lehre aus Fruttuaria schon früh in der Abtei von Frudelle, ihrer Heimat, kennen. Deshalb war sie mit ihrer Mutter und unserer Königin Bertha oft dort und wurde dort aber auch im Glauben unterrichtet. Nun, da die Kaiserinwitwe in Fruttuaria weilt, wird sie Adelheid von Rheinfelden so lange schützen können, bis ihre Unschuld zweifelsfrei erwiesen ist.
    Heinrichs Mutter Agnes versteht sich außerdem sehr gut mit Papst Alexander, im Gegensatz zu ihrem Sohn. Und der Papst seinerseits hat es ihr sicher nicht vergessen, dass Agnes die erste am Hofe war, die Heinrichs Gegenpapst Honorius fallenließ und sich ihm zuwandte. Vielleicht kann sie dafür sorgen, dass der Papst Rudolf von Schwaben zugunsten seiner Gemahlin beeinflusst. Wenn die Herzogin bei der Kaiserinwitwe in Fruttuaria ist, kann uns zudem niemand vorwerfen, wir wollten sie ihren Richtern entziehen, und sie ist trotzdem dort sicher. Selbst Rudolf kann dagegen nichts tun.« Ich betete innerlich von ganzem Herzen, dass es so sein würde.
    Abt Giselbertus musterte mich mit einem gewissen Erstaunen. »Du überraschst mich immer wieder mit deinem Verständnis und Wissen um die Dinge des Reiches, Bruder Waldo. Ich denke, das ist ein hervorragender Einfall. So soll es geschehen.«
    Noch in derselben Nacht bereiteten wir alles für die Abreise der beiden Frauen und der Kinder vor. Einige der Dienstleute des Klosters würden sie als ihre Eskorte begleiten, denn der Weg war weit und unsicher. Ich war traurig, dass ich die Herzogin nun auf lange Zeit nicht wiedersehen würde. Doch war ich froh, sie in Sicherheit zu wissen.
    Noch lange vor dem Morgengrauen ließ sie mir ausrichten, sie wünsche mich noch einmal vor ihrer Abreise zu sehen. Ich folgte ihrem Wunsch nur zu gern. Wieder waren Adelheid und Reginlind tiefverschleiert. Draußen standen schon die Pferde für ihre Abreise bereit. Ich hörte ihr Schnauben in der Stille der Nacht.
    Adelheid erhob sich, als ich den Empfangsraum betrat. »Ich bat Vater Giselbertus, von dir Abschied nehmen zu dürfen, mein lieber Freund«, sagte sie. »Das ist wohl der letzte von vielen leidvollen Abschieden, die mir der Herr zugedacht hat — und nach dem von meinem Sohn Berthold ist es für mich der schwerste. «
    Ich schluckte. Was hätte ich darauf auch sagen sollen? Zum ersten Mal bedeutete sie mir damit, dass ich für sie mehr war als ein geringer Dienstmann des Herzogs, ja sogar mehr als ein Freund. Denn ich wüsste, wie sehr Adelheid ihre Kinder liebte. Sie erwartete wohl keine Antwort darauf. Ich hätte auch keine Worte gefunden, denn ich war zu sehr ergriffen. Sie streckte mir ihre schmale Hand hin, die ich in einer unbeherrschten Aufwallung ergriff und küsste. Sie lachte leise und war für einen Moment lang offenbar fast glücklich. »Ich werde dich nie vergessen, Waldo von St. Blasien, was immer auch geschehen mag. Du wirst in meinen Gedanken und Gebeten immer bei mir sein. Niemals hat jemand so treu zu mir gestanden, niemals hat jemand so viel für mich getan. Ich bete zu Gott, dass er mir einst die Gelegenheit gibt, dir deine Güte zu vergelten. Vielleicht ist dies hier der Anfang dazu.«
    Sie zögerte. Dann griff sie in eine Tasche in ihrem Gewand und streckte mir mehrere klein zusammengefaltete Pergamente entgegen. »Schon lange hätte ich sie dir geben müssen, Waldo. Denn eigentlich gehören sie dir. Aber ich schob es immer wieder hinaus, im Vertrauen darauf, dass wir uns wiedersehen würden. Bitte verzeih mir. Ich wusste so lange nicht, was ich tun sollte. Denn diese Seiten belasten meinen Herrn Rudolf von Rheinfelden schwer. Sie stammen aus der Hinterlassenschaft von Rudolfs erster Gemahlin Mathilde, der Schwester König Heinrichs. Sie starb in sehr jungen Jahren, nur wenige Monate nach ihrer Vermählung, wie du sicher weißt. Und sie hatte große Angst vor ihm. So ließ sie diese Geschichte kurz vor ihrem Tod heimlich aufschreiben und gab sie einer ihrer Frauen mit dem Befehl, das Pergament an die künftige Gemahlin Rudolfs weiterzureichen — als eine Art Warnung vielleicht. Auf diese Weise kamen die Pergamente in meine Hände. Es müssen aber noch weitere Schriftstücke existieren. Sie geben Aufschluss über ein Schwert, von dem du nun erfahren wirst. Ich weiß nicht, wo sie sind. Doch wenn ich die Worte dieser Unglücklichen richtig deute, dann müssen sie irgendwo im Kloster St. Blasien

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