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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Mägde küssest."
    "Wenig weisst du von edler Sitte, da du mir Unwahres vorwirfst. Du haustest als Werwolf, schlichst, allen verhasst, im Wald einher, und mordetest deine Brüder."
    "Ein diebischer Knecht warst du!" – Und in immer heftigeren Schmähreden haderten sie miteinander, bis Helgi ihnen wehrte: "Es wär’ euch geziemender, in den Kampf zu eilen, als euch mit unnützen Worten zu zanken. Gar wenig gefallen mir Granmars Söhne, aber kriegsmutig sind sie doch." –
    Gudmund wandte sein Ross und brachte Hödbrod, den er in seiner Burg fand, die böse Nachricht. Der sprach "Lasst Boten durchs Land reiten; kein Mann, der ein Schwert schwingen kann, bleibe daheim; entbietet Högni und seine Söhne, unsre Freunde, sie sind alle begierig des Kampfes."
    Bei Frekastein trafen die Feinde zur Schlacht zusammen. Helgi, Hundingstöter, war stets der Vorderste, wo gekämpft wurde; wie fester Kern war sein mutiges Herz. Da gewahrten sie, hoch in den Wolken, eine Schar von Schildmädchen, als ob man in Flammen sähe; – Helgi erkannte Sigrun, Högnis Tochter. Und nun wuchs der Gere Getös. Helgi erschlug König Hödbrod unter seinem Banner, auch Högni tötete er; alle Brüder Hödbrods und alle Häuptlinge des Heeres fielen; nur Dag, Högnis Sohn, erhielt Frieden und leistete den Wölsungen Eide. Sigrun ging über die Walstatt, bis sie Helgi fand. Sie begrüsste ihn als Sieger: "Glücklich sollst du sein, König, und deines Sieges geniessen."
    "Nicht alles ist nach deinem Wunsch geschehen; Vater und Brüder hab’ ich dir getötet, und erschlagen auf der Erde liegen die meisten deiner Gesippen. Durch blutigen Streit wurdest du mir gewonnen; – das schufen die Nornen."
    Da Sigrun weinte, tröstete er sie: "Hilde (d. h. Walküre) bist du mir gewesen, und das Schicksal können selbst Helden nicht besiegen." Da sprach Sigrun: "Die Heimgegangenen möcht’ ich nun ins Leben zurückrufen und dennoch mich dir am Herzen bergen."
    Helgi nahm Sigrun zur Gattin und wohnte mit ihr in Sevafiöll.
    Dag opferte Odin, auf dass er ihn Vaterrache gewähre, und der Gott lieh ihn seinen Speer Gungnir Dag suchte Helgi und fand ihn, als der einsam durch einen Wald ging, und durchbohrte ihn mit Odins Speer. Dann ritt er nach Sevafiöll und sagte Sigrun die Tat. Da sprach Sigrun: "Dich sollen alle Eide brennen, die du Helgi bei der Leiptr [Fußnote: Leiptr entspricht dem Styx der Unterwelt der griechischen Sage.] leuchtendem Wasser geschworen hast! Nicht schreite das Schiff, das dich trägt, weht auch erwünschter Wind dahinter! Nicht renne das Ross, das dich trägt, wann du vor deinen Feinden fliehen musst! Nicht schneide das Schwert, das du schwingst, es sause dir denn selber ums Haupt; wie ein Wolf im Walde sollst du friedlos leben!" Dag bot ihr zur Sühne Gold und das halbe Reich ihres Vaters Högni; aber Sigrun antwortete: "Nicht selig kann ich fürder sitzen in Sevafiöll, es bräche denn ein Glanz aus der Pforte des Königsgrabes und Helgi ritte daher und ich könnte den Herrscher umfangen. Wie edelgewachsene Esche über niedrige Dornen, so ragte Helgi empor über alle Helden."
    Es ward nun Helgi ein Hügel errichtet; als er aber nach Walhall kam, stand Odin auf von seinem Sitz, ging ihm entgegen und bot ihm an, über alles mit ihm zu herrschen.
    Am Abend des Bestattungstages ging Sigruns Magd an des Königs Totenhügel und sah Helgi mit vielen Männern in den Hügel reiten; sie lief zur Königin und sagte ihr, was sie gesehen. "Eile hinaus, wenn’s dich gelüstet, den König wiederzufinden. Aufgetan ist der Hügel und Helgi gekommen; der König bat, dass du die tropfenden Wunden ihm stillen möchtest."
    Sigrun ging in den Totenhügel zu Helgi, küsste ihn, trocknete seine Wunden und sprach zu ihm: "Dein Haar ist durchreift, mit Blut bist du bedeckt, deine Hände sind feuchtkalt; – wie soll ich dir dafür Abhilfe schaffen?"
    "Du allein bist schuld, Sigrun," antwortete er, "dass Helgi mit Blut bedeckt ist; du weintest viele Zähren, ehe du schlafen gingst; eine jede fiel blutig auf Helgis Brust." Sigrun bereitete ihm ein Lager und sagte: "Ich will dir am Herzen ruhn, wie ich es dem lebenden König tat." Da jauchzte Helgi: "Nun weilst du, Sigrun, im Hügel bei Helgi, dem Entseelten, im Arm, und bist doch lebendig."
    Wie der Morgen nahte, brach Helgi auf: "Westlich vor Bifröst muss ich sein, ehe der Haushahn die Einheriar weckt." Und Helgi und sein Gefolge ritten die Wolkenwege.
    Sigrun aber kehrte heim mit ihren Frauen, die sie

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