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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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nimmt weder Speise noch Trank; hüte dich, zornmütig wie Götter grollt sie."
    "Geh du zu ihr, Gunnar," sprach Gudrun, "und sage ihr, dass mir ihr Kummer leid tue."
    "Sie hat’s verboten," entgegnete er, und ging dennoch zu ihr, aber sie gab ihm keine Antwort. Da bat er Högni: "Geh und rede mit ihr." Unwillig ging Högni und erlangte auch nichts.
    Und als andern Tages Sigurd von einer Jagd heim kam und alles erfuhr, da sprach er zu Gudrun: "Brunhild wird sterben."
    "Ein Zauber muss sie erhalten; sieben Tage hat sie nun geschlafen, und niemand wagte, sie zu wecken."
    "Sie schläft nicht. Sie sinnt etwas gegen mich."
    "Wehe!" rief Gudrun, "geh zu ihr und besänftige ihren Zorn."
    Da ging Sigurd zu Brunhilds Saal; er fand ihn offen, trat an ihr Lager und schlug den Vorhang zurück: "Wach auf, Brunhild, die Sonne scheint über die Burg; wirf den Harm von dir und sei fröhlich."
    Da rief sie zornig: "Warum erdreistest du dich, zu mir zu kommen?"
    "Sprich, was härmt dich?"
    "Dir will ich meinen Harm sagen. Nicht Gunnar ritt zu mir durch das Feuer. Ich wunderte mich über den Mann, der in meinen Saal trat und sich Gunnar nannte. Dein leuchtend Auge glaubt’ ich zu erkennen. Und vermocht’ es doch nicht! Denn eine Hülle lag stets über meinem Glück! Damals hast du mich betrogen."
    "Auch Gunnar ist ein wackerer Held. Ich bin nicht berühmter als Giukis Söhne."
    "Du erschlugst den Wurm; – du rittest durch das Feuer meinetwegen."
    "Aber Gunnar brachte dir die Morgengabe."
    "Mein Herz lacht ihm nicht zu! Verhasst ist mir Gunnar, verberg’ ich’s auch vor andern."
    "Das also quält dich? Oder um was klagst du am meisten?"
    "Deinen Tod begehr’ ich!"
    "Darum klage nicht! Bald wird ein Schwert in meinem Herzen stehn. Doch Schlimmeres kannst du dir nicht ersehnen; du wirst mich nicht überleben."
    "Ich achte meines Lebens nicht, seit ihr mich um alle Wonne betrogen habt."
    "Lebe du und sei glücklich, und all mein Gut will ich dafür geben, dass du nicht stirbst."
    "Du ragst über alle Männer; aber kein Weib ist dir verhasster als ich."
    "Ich liebe dich mehr als mich, obgleich ich lang deiner vergessend lebte; ein Zauber hielt mich verblendet. Seit ich dich wiedererkannte, grämt’ ich mich oft, dass du nicht mein Weib wardst. Aber ich überwand mich. Und hatte doch schon meine Wonne daran, in deiner Nähe zu sein. – Vielleicht geht nun Fafnirs Weissagung, der alte Fluch, in Erfüllung! Doch wir wollen darum nicht bangen."
    "Zu spät klagst du! Nun finden wir keine Hilfe mehr."
    "Werde du mein Weib."
    "Rede nicht solches! Zwei Männer will ich nicht haben und eher sterben, als Gunnar betrügen. – Gedenkt dir’s noch, als du mich erwecktest aus meinem Schlaf und wir uns Eide schwuren? Eine Walstatt Erschlagener brachtest du mir als Brautgabe, doch das ist nun alles hin!" –
    "Deines Namens erinnerte ich mich nicht mehr und erkannte dich nicht früher, als bis du vermählt warst; und das ist mein grösster Harm."
    "Ich aber habe geschworen, nur den Mann zu nehmen, der meine Waberlohe durchritte; den Eid will ich halten oder sterben."
    "Ehe dass du stirbst, verlass’ ich Gudrun und nehme dich," sprach Sigurd und seufzte so tief auf, dass seine Brünnenringe zersprangen.
    Aber dumpf antwortete Brunhild: "Ich will weder dich noch einen andern."
    Da ging Sigurd hinaus und trauerte. Und als er in die Halle kam, fragte ihn Gunnar, ob Brunhild die Sprache wiedergefunden?
    "Sie vermag zu reden!" antwortete er, und abermals ging Gunnar zu ihr, befragte sie um ihren Gram und welche Busse sie heische?
    "Ich will nicht leben," sagte Brunhild. "Betrogen hat Sigurd, da er in deiner Gestalt um mich warb, mich und dich."
    Da entstand in Gunnar schwerer Argwohn, Sigurd habe sich in jenen drei Tagen Brunhild vermählt.
    "Sigurd hab’ ich mich verlobt – und ich will nicht zwei Männer haben. Nun sterbe Sigurd, oder du, oder ich; denn er hat alles Gudrun gesagt und sie höhnt mich."
5. Sigurds Ermordung.
    Einsam vor der Burg sass Brunhild am Abend des Tages und redete mit sich selbst: "Sigurd will ich haben oder sterben; aber Gudrun ist sein Weib und ich bin Gunnars. Die Nornen schufen uns unlösbares Leid. Bar geh’ ich der Freude, bar des Gemahls! Grimm und Hass sind meine Ergötzung."
    Und sie wandelte einsam in die dunkle Nacht; – Land und Macht waren ihr leidig, da sie Sigurd nicht hatte. Gegen Morgen kehrte sie zurück in ihre Kammer und abermals ging Gunnar zu ihr. Aber befehlend sprach sie: "Entsagen musst du mir!

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