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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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viele sanken tot nieder, ihr Banner nahmen die Hegelingen.
    Die Burghüter hatten alles mit angesehen; und Männer wie Weiber hoben laute Klage an, die bis auf die Walstatt hallte. Doch Hartmut wusste noch nicht, dass auch sein Vater erschlagen lag.
    "Lassen wir vom Streit," rief er seinen Kriegern zu. "Zurück in die Burg, dort warten wir auf besseres Kriegsglück!"
    Mit scharfen Schlägen erkämpften sie den Rückzug. Aber der alte Wate scharte tausend seiner besten Gefolgen um sich und drang ungestüm bis an Burgtor, Hartmut den Eingang sperrend. Steine flogen nieder von den Mauern auf des Alten Haupt; er wich und wankte nicht. Da sprach Hartmut: "Alles einstige Unrecht soll uns heute vergolten werden. Doch fliegen kann ich nicht, und kann nicht in der Erde Schoss; auch aufs Meer können wir nicht entrinnen vor unsern Feinden. Es geht nicht anders, Genossen! Sitzt ab und hauet ein."
    Sie sprangen aus den Sätteln und stiessen die Rosse zurück. "Vorwärts," rief Hartmut, "näher heran! Geh’s übel oder gut; ich muss zu dem alten Wate! Lass sehen, ob ich ihn nicht vom Tor wegbringe."
    Mit aufgeschwungenen Schwerten schritten sie vor; Hartmut bestand Wate; das erwarb ihm Ehre. Oben in der Burg sah’s Ortrun; sie eilte in Kudruns Saal, die Hände ringend, fiel sie der Stolzen zu Füssen und flehte: "Lass dich erbarmen, edles Fürstenkind! Gedenke, wie dir war, als man deinen Vater erschlug. Nun liegt auch mein Vater tot mit vielen meiner Freunde und Hartmut steht in grosser Not vor der Warte. Erinn’re dich meiner Treue; niemand hier im Schloss beklagte dich als ich; du hattest keinen Freund ausser mich; geschah dir Leid, so weinte ich!"
    "Das hast du wahrlich oft getan," sprach Kudrun, "doch weiss ich nicht, wie den Streit beenden. Ja, wär’ ich ein Mann in Waffen, dann wollt’ ich sie scheiden, und niemand sollte dir den Bruder erschlagen." Aber Ortrun weinte und bat, bis Kudrun an das Fenster ging und mit ihrer weissen Hand winkte. Ob keiner aus Hegelingen in der Nähe wäre? fragte sie. Herwig antwortete: "Von Hegelingen ist hier keiner, wir sind von Seeland; was heischt ihr, Frauen?" Und näher an die Mauer kommend, erkannte er die Ruferin: "Bist du’s, Kudrun, liebe Braut? Gern will ich dir dienen; sage, was ist’s?"
    " Willst du mir dienen, so zürne nicht über meinen Wunsch; mich bitten hier schöne Mägdlein, Hartmut und Wate zu scheiden."
    "Das will ich tun, Vielholde," antwortete er und befahl, seinen Genossen vorausschreitend: "Tragt mein Banner gegen das Hartmuts."
    "Wate, lieber Freund," rief er den Alten an, "vergönne, dass ich euren Kampf scheide; holde Mägdlein bitten darum."
    Im Zorn antwortete Wate: "Herr Herwig, wollt’ ich auf Frauen hören, wo hätt’ ich da meinen Sinn? Wie sollt’ ich meinen Feind schonen? Das tat ich selten; Hartmut soll mir seine Frevel büssen."
    Da sprang Herwig zwischen die beiden und endete ihren Zweikampf. Erzürnt schlug Wate einen tüchtigen Hieb nach Herwig, dass der vor ihm lag. Die von Seeland sprangen ein und halfen ihrem Herrn davon; nun wurde Hartmut von Herwig und den Seinen gefangen.
    Wate tobte sehr; er brach sich mit dem Schwerte Bahn zum Burgtor. Von den Mauerzinnen flogen Steine und Pfeile auf die Stürmenden nieder, dicht und dichter, aber Wate gewann das Schloss. Die Riegel wurden aus den Mauern gehauen. Horand trug Frau Hildes Banner und pflanzte es auf die Zinne des stolzesten Turmes. Die von Stürmen drangen durch die ganze Burg; schon suchten die Sieger nach Beute. "Wo sind die Knechte mit den Beutesäcken?" fragte Wate. Und manch reiches Gelass wurde erbrochen, Lärm und ungefüges Krachen war überall. Die einen plünderten, die andern erschlugen, wer ihnen in den Weg kam. Irold rief Wate an: "Was haben dir die Jungen getan? Die haben doch wahrlich keine Schuld an ihrer Eltern Frevel! Lass sie leben."
    "Du hast Kindesart," antwortete der greise Kämpe, "soll ich die leben lassen, die in der Wiege weinen? Wüchsen sie auf, so möcht’ ich ihnen nicht mehr als einem wilden Sachsen trau’n."
    Blut floss fast in allen Kammern; und wieder eilte Ortrun zu Kudrun, neigte das Haupt und sprach: "Habe Mitleid mit mir. Hilfst nicht du mir, so muss ich sterben."
    "Ich schütze dich, steht es bei mir," antwortete sie, "ich will dir Frieden erbitten; tritt zu mir mit deinen Frauen."
    Mit dreiunddreissig Mägden und zweiundsechzig Degen flüchtete Ortrun zu Kudrun.
    Auch Gerlind kam, sie bot sich der Siegerin ganz zu eigen: "Rette mich nur vor

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