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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Kampf.
    Gunther fand bald im Sande die Spur von Huftritten; die Rosse spornend, gelangten er und seine Recken an den Fuss der Felsschlucht.
    "Das geht so glatt nicht ab," warnte ihn Hagen. Hildgund aber schaute zu Tal und sah Lanzen blinken; leise weckte sie Walther.
    "Die Heunen sind da! Hau’ ab mein Haupt, dass ich keines andern Mannes werden muss." Walther waffnete sich, hinabschauend, und tröstete Hildgund: "Nicht Heunen, – Franken sind es und fürwahr," – er deutete auf einen Helm, – "das ist Hagen, mein alter Gesell." Er trat nun an das schmale Felsentor; Hagen erkannte ihn und bat den König nochmals, friedlich wegen des Schatzes zu verhandeln. Da entsandte der König Ganelo von Metz. Der ritt hinauf und fragte nach Walthers Namen und Vorhaben.
    "Fürwahr, was ficht euch an, mich auszuforschen?" antwortete Walther. "Doch weil dich König Gunther sendet, – Walther von Aquitanien bin ich und, der Geiselschaft müde, wandt’ ich mich und ziehe nun in die Heimat."
    "Ross und Schreine und die Jungfrau lief’re aus; – dann sei dir dein Leben geschenkt."
    "Wie kann dein König schenken, was mein eigen? Doch hundert Spangen will ich geben, des Königs Namen zu ehren."
    Hagen riet zur Annahme, aber der König schalt ihn:
    "Du artest deinem Vater nach; auch er focht lieber mit Worten als mit Waffen."
    Da ritt Hagen abseits auf einen Hügel, stieg vom Ross und schaute zu. Gunther winkte Ganelo, der flog zurück mit der Antwort.
    "Den ganzen Schatz lief’re aus."
    "Zweihundert Spangen will ich geben ums Wegrecht, – zeig’s deinem König an."
    "Des Redens bin ich satt; jetzt gilt’s dein Mut," rief Ganelo, hob den Speer, zielte und warf. Walther bog ihm aus, der Speer flog in den Rasen. Nun sauste Walthers Schaft; der fuhr durch Ganelos Schildrand, seine Rechte durchbohrend, und drang mit der Spitze tief in des Rosses Rücken; rasch sprang Walther hinzu und mit einem Schwertstoss sanken Ross und Reiter nieder.
    "Jetzt sterb’ ich, oder räche des Oheims Fall," rief der goldlockige Skaramund und sprengte hinauf; er warf zwei Lanzen zugleich; die eine flog ins Gras, die andre traf nur den Schildrand; nun drang er mit gezücktem Schwert ein – aber Walthers Speer durchstach ihm den Hals, tot fiel er vom Ross neben dem Oheim.
    Werinhard ritt als dritter hinauf; er führte Pfeil und Bogen. Von weitem richtete er seine Geschosse auf Walther; der deckte sich mit seinem grossen Schild, und als der Schütze nahe kam, war der Köcher schon leer, und bevor er das Schwert geschwungen, warf Walther den Speer; der traf das Ross, das bäumte sich und warf den Reiter ab. Dem Fallenden entriss Walther das Schwert und hieb ihm das blonde Haupt ab. Nun entsandte der König Ekkefried, den Sachsen, der am Frankenhof in Verbannung lebte, weil er seinen Herzog erschlagen hatte. Auf rotbraunem Schecken trabte er den Felsweg hinauf. Sein Eisenspeer prallte ab an Walthers Schild, und Walther warf ihn so grimmig zurück, dass das Eisen Ekkefrieds tierhautbespannten Schild zerspaltete, ihm den Rock zerriss und tief in die Lunge fuhr. Todwund sank Ekkefried vom Ross; das führte Walther als Beute mit sich.
    Hadwart folgte als fünfter Kämpe; der liess den Schaft zurück und vertraute seinem scharfen Schwert. "Des Feindes Schild lass mir, König Gunther, wenn ich den Sieg gewinne," bat er. Die Leichen sperrten seinem Ross den Weg, darum stieg er ab. Lang kämpften die zwei, Hadwart mit dem Schwert, Walther mit dem Speer; da wollte der Franke mit einem gewaltigen Hieb den Streit beenden, doch Walther fing den Streich und zwang ihm das Schwert aus der Faust, dass es sausend seitab flog. Hadwart sprang der Waffe nach, Walther folgte, hob mit beiden Händen den Speer und durchstach Hadwart mit tödlichem Stoss den Nacken; mit dumpfem Krach fiel er.
    Patafried, Hagens Schwestersohn, eilte jetzt zum Kampf; vergebens bat ihn der Ohm, davon abzulassen; der Jüngling begehrte allzu sehr nach Heldenehren. "Schlänge doch Hel das goldne Erz hinab!" grollte da Hagen, "in den Tod reitest du, Patafried! – Was soll ich deiner Mutter, was deinem jungen Weibe sagen!" Walther hörte von fern des Freundes Klage und sprach gerührt zu dem Anstürmenden: "Steh’ ab; hier liegen schon manche Recken; es wäre mir leid, dich ihnen beizugesellen."
    "Was kümmert das dich! Steh’ und ficht!" rief der Jüngling entgegen und schon flog sausend sein knorriger Speer; mit dem eignen schlug ihn Walther zur Seite, zu Hildgunds Füssen fiel er nieder.

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