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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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befahl der, den Koch auszuforschen; da wurde Wieland entdeckt und vor Nidung geführt: "Übles hast du getan, aber du sollst deines Lebens nicht beraubt werden," sprach der König, und auf den Rat der Königin liess er dem kunstfertigen Schmied die Sehnen an den Kniekehlen durchschneiden, so dass er gelähmt war und nicht entlaufen konnte. Dann ward er wieder in seine Schmiede gebracht, dort sollte er sitzen und für den König Waffen und Kleinode schmieden. Niemand getraute sich, zu ihm zu gehen als allein der König: "Deine Kunstfertigkeit mag ich nicht missen, Wieland; darum liess ich dich lähmen, aber liess dir doch das Leben; ich will dir die Schmach büssen mit Gold und Gestein, soviel du verlangst; schmiede nun wieder für mich wie ehedem." Und nun glaubte der König recht weise getan zu haben; aber schlaflos sass Wieland und schlug mit dem Hammer funkelnd Geschmeid und sann auf Rache.
3. Wielands Rache.
    Einst liefen zwei Söhnlein des Königs in die Schmiede und kamen an eine Truhe, darinnen sahen sie Gold und Gestein und wollten alles anschauen.
    Wieland sprach zu ihnen: "Geht und kommt wieder, wenn frischer Schnee gefallen ist; kommt rückwärts gegangen; kommt allein und sagt niemand davon; dann will ich euch alles zeigen und von dem Golde geben." Es war aber Winter und in derselben Nacht fiel ein frischer Schnee; da liefen die Knaben in der Frühe rückwärts zur Schmiede und liessen sich die Kiste öffnen. Eifrig beugten sie ihre Köpfe über, um zu schauen; da warf Wieland den schweren Deckel zu, der schnitt ihnen die Köpfe ab. Im Sumpf unter seinem Wassertroge verbarg er die Rümpfe.
    Die Königssöhne wurden bald vermisst; niemand wusste, wohin sie verschwunden waren; man begann, sie zu suchen und kam auch zu Wieland in die Schmiede. Er sagte, sie seien dort gewesen und wieder fortgegangen, er habe sie gehen sehen auf dem Weg zur Königshalle. Da gingen die Boten heim und sahen, dass die Fussspuren der Kinder sich heimwärts wandten, und so hatte niemand Verdacht auf Wieland. Man suchte sie viele Tage vergeblich, und der König dachte nun, dass ihnen im Walde ein Verderben begegnet sei von wilden Tieren, oder dass die See sie verschlungen hätte.
    Aber Wieland fertigte aus den Schädeln Trinkgeschirre und sandte die dem König, aus den Augen Edelsteine für die Königin und aus den Zähnen Halsgeschmeide für Badhild. Bald darauf zerbrach Badhild jenen Ring, den ihr der König gegeben hatte, ging zur Schmiede und bat Wieland, ihn ihr wieder auszubessern. "Keinem wag’ ich’s zu sagen ausser dir allein." "Ich bess’re ihn dir so," sprach Wieland, "dass er deinen Vater schöner, deine Mutter besser und dich ebenso gut dünkt." Aber er verschloss die Schmiede und zwang sie, sich ihm zu vermählen. Dann besserte er ihr den Ring, ehe sie schieden. –
    In dieser Zeit kam Egil, Wielands Bruder, an des Königs Hof, weil Wieland ihm Botschaft gesendet hatte. Er schoss mit dem Handbogen besser als alle andern Männer. Der König nahm ihn wohl auf und wollte erproben, ob er so gut schiesse, als die Sage ging. Er liess den drei Jahre alten Sohn Egils nehmen und ihm einen Apfel auf den Kopf legen, und Egil sollte den Apfel treffen; und nur einen Pfeil durfte er verschiessen. Egil nahm drei Pfeile, legte einen auf die Sehne und schoss den Apfel mitten entzwei. Da lobte der König den Schuss und fragte, weshalb er drei Pfeile genommen habe, da er doch nur einen Schuss tun durfte? "Herr," antwortete Egil, "ich will dich nicht belügen; hätt’ ich den Knaben getroffen, so hatte ich dir diese zwei Pfeile zugedacht."
    Wieland liess durch Egil Badhild zu einem geheimen Zwiegespräch bitten; da wuchs ihre Liebe zueinander. Sie berieten manches, sie gelobten sich da, einander treu zu bleiben; und Wieland sprach: "Wenn du einen Sohn gebären wirst, und ich ihn nicht sehe, so sage ihm einst, dass ich ihm Waffen geschmiedet und dort verborgen habe, wo das Wasser hinein- und der Wind hinausgeht. [Fußnote: Dort, wo er seine Esse kühlte.] "
    Egil musste seinem Bruder Federn zusammentragen, grosse und kleine; er erjagte darum allerhand Vögel, und Wieland machte sich ein Flügelhemd, das sah dem Federhemd eines Geiers ähnlich. Er bat Egil, hineinzufahren und es zu versuchen. "Hebe dich gegen den Wind empor in die Luft und setze dich mit dem Wind." Egil flog in dem Hemd empor in die Luft, leicht wie der schnellste Vogel; – als er sich aber setzen wollte, stürzte er heftig zur Erde. Da sprach er: "Wäre so gut sich

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