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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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unabsehbares Heer um dich und rückte Etzel entgegen. Im Wilkinenland trafen sie sich. Etzel ordnete seine Heunen gegen das Banner Waldemars. Die Amalungen stellten sich gegen Dietrich, Waldemars Sohn. Der Berner ritt seiner Schar voran, zu beiden Seiten die Feinde niedermähend; da sprengte ihm Waldemars Sohn entgegen, und sie fochten erbitterten Zweikampf. Schwere Hiebe und grosse Wunden schlugen sie einer dem andern. Neun Wunden klafften an des Berners Leib; aus fünf tiefen Wunden blutete der Russe Dietrich, und der König liess nicht ab von ihm, bis er ihn gefangen genommen und gebunden hatte. Da erschallte grosses Heergeschrei, und König Dietrich sah Etzel fliehen mit all seinen Heunen. Laut und grimmig rief er: "Ihr Amalungen, steht und streitet, ich fliehe nicht!" Rasch sammelten die Goten sich um ihren Herrn und folgten ihm freudig in das dickste Kampfgewühl. Etzel hatte fünfhundert Krieger verloren, er floh bis ins Heunenreich. Die Amalungen kämpften fort den ganzen Tag und zogen sich in eine verödete Burg zurück. Aber Waldemar war ihnen gefolgt, stets drängend und angreifend, und legte sich nun rings um die Burg, mit mehr denn zwölftausend Kriegern. Dietrich hatte zweihundert seiner Degen verloren, doch jeden Tag brach er hervor und schlug sich mit den Russen. Bald mangelten ihm die Lebensmittel; da hatte er durch Kundschafter die Stunde erspäht, wann Waldemar mit seinem Heere beim Essen sass. Fünfhundert Kämpen hiess er sich wappnen; die erste Hälfte ging zu einem, die zweite zum andern Tor hinaus; die Russen, als sie furchtbaren Kriegslärm und Heerruf von zwei Seiten der vernahmen, wähnten die Heunen zurückgekehrt und flohen. Die Säumigen wurden erschlagen, und Dietrich erbeutete reichliche Vorräte an Speisen und Wein. Kaum aber hatte er die Beute in der Burg geborgen, als Waldemar, die List erkennend, kehrt machte und die Goten wieder in der Burg einschloss, bis ihnen abermals alle Lebensmittel ausgingen, und sie zuletzt ihre Rosse essen mussten. Dietrich und Hildebrand gingen zusammen und hielten Rat.
    "Ich will einen Boten zu Markgraf Rüdiger schicken um Hilfe; welcher Degen ist wohl der tauglichste zu dieser Fahrt?" fragte der König.
    "Ist einer dreist und tollkühn unter uns, so ist’s Wildeber."
    Dietrich rief ihn und fragte: "Wildeber, bist du kühn genug, durch Waldemars Heer zu reiten und den Markgrafen Rüdiger um Hilfe zu bitten?"
    "Solang ich Speer und Schild tragen kann, scheide ich mich nicht von dir. – Aber ich bin wund und tauge nicht zu diesem Botenritt. Wähle Ulfrad, deinen Verwandten."
    Ulfrad sprach: "Wagt Wildeber nicht, durch Waldemars Heer zu reiten, so leih mir Falka, Hildegrim und Eckesax, dann bin ich dazu bereit."
    Das bewilligte Dietrich, und Ulfrad ritt zur Nacht fort. Als er an ein verlassenes Wachtfeuer kam, riss er einen lohenden Feuerbrand heraus und ritt mitten in Waldemars Heer hinein; alle hielten ihn für einen Wachtmann, weil er ganz furchtlos einherzog. So kam er an des Königs Zelt und schleuderte den Feuerbrand hinein; knisternd brannte die Seide empor. Die in dem Zelte lagen, sprangen heraus; zehn von ihnen erschlug Ulfrad – dann sprengte er fort, so schnell er konnte. Dietrich, Hildebrand und Wildeber standen auf der Burgmauer, sahen das Zelt brennen und freuten sich Ulfrads Kühnheit. Der jagte, so eilig Falka rennen konnte, ins Heunenland, bis er Etzel mit seinem Heere traf.
    "Willkommen, Rüdiger," rief er den Markgrafen an, "Dietrich sendet dir Gruss und braucht deine Hilfe." Rüdiger erkannte nun erst, dass es nicht Dietrich selber war.
    "Wohl mir," rief er, "dass ich Dietrich noch am Leben weiss." Kaum hatte er Ulfrads Erzählung zu Ende vernommen, so eilte er zu Etzel. Nun wurden die Zelte wieder abgebrochen, und das Heer kehrte um, die Amalungen zu entsetzen. Als Waldemar die Scharen heranrücken sah, hob er die Belagerung auf und zog davon. Dietrich brach aus der Burg hervor und verfolgte ihn; zurückgekehrt, traf er Etzel, der ihn mit freudigem Willkomm begrüsste.
    "Nun bin ich so alt," sprach Hildebrand zu Rüdiger, "und kam noch nie in solche Not! Sieben Rosse sind noch übrig von denen, die wir mitbrachten." König Dietrich überliess seinen Gefangenen dem König Etzel: "Tu’ mit ihm nach deinem Gefallen."
    "Das Geschenk," lachte Etzel, "ist mir lieber als ein Schiffspfund roten Goldes."
    Fröhlich kehrten sie nach Susa zurück. Der gefangene Dietrich wurde in den Kerker geworfen. König Dietrich aber lag schwerwund in

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