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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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müssen fliehen! Und jeder, der seinem Herrn folgen will, geh’ und rüste sich; wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf, ins Heunenland zu König Etzel." Alle standen auf.
    Grosser Lärm entstand da in der Stadt von Rossewiehern und Waffengetöse; dazwischen scholl das Weinen und Klagen der Frauen und Kinder, die von den Fliehenden Abschied nahmen. Als alle gerüstet waren, gingen sie noch einmal in die schönen Königshallen und tranken den Abschiedsbecher. Da stürmte Heime herein: "Auf, König Dietrich, flieht ohne Säumen! Ermenrich folgt mir auf der Ferse mit fünftausend Degen und ungezählten Mannen; ihm widerstehst du nicht."
    Hildebrand fasste Dietrichs Bannerstange und schwang das Banner mit dem goldenen Löwen empor: "Nun folgt mir; ich reite voran und weise euch den Weg." Alle sprangen empor, eilten hinaus zu ihren Rossen und scharten sich zusammen. Dietrich nahm seinen zweijährigen Bruder Diether in den Arm und schwang sich auf Falkas Rücken; er stiess das Burgtor auf. Hildebrand ritt voran, das Banner tragend. So zogen sie fort, nordwärts über die Grenze, bei König Etzel Zuflucht zu finden. Ehe sie sich aber ins Heunenreich wandten, streiften sie heerend durch Ermenrichs Gebiete.
    Wittig und Heime ritten traurig zurück, bis sie Ermenrich in einer Burg antrafen, wo er Rast hielt. Heime ging zu ihm und sprach voll Zornes: "Du tatest bisher schon genug Übeltaten; deine Söhne hast du in den Tod gebracht, deine Neffen ermordet; und nun hast du auch Dietrich und Diether und mit ihm die besten Helden verjagt; – das stiftete alles Sibich, der böse Hund."
    "Höre, König, den hochmütigen Heime," sprach Sibich. "Besser wär’s, du liessest ihn im Walde Rosse hüten, wie sein Vater es tat."
    "Hätt’ ich Nagelring nun zur Hand, erschlüg’ ich dich, wie man einem Hunde tut," rief Heime entgegen und schlug Sibich mit der Faust ins Gesicht, dass er zur Erde stürzte.
    "Ergreift Heime und hängt ihn!" befahl der König.
    Aber Heime eilte hinaus, nahm seine Waffen, sprang auf seinen Hengst Rispa und ritt zum Burgtor hinaus. Sechzig Mannen setzten ihm nach; doch Wittig trat in das Tor und schwang ihnen Mimung entgegen. Da wagte sich keiner mehr vorwärts. Heime ritt mit seinen Genossen in den Wald und führte wieder ein Räuberleben; wo er Höfe Ermenrichs oder Sibichs fand, verbrannte er sie, ihre Krieger erschlug er und tat ihnen vielen Schaden. Sibich wagte nur noch mit grossem Gefolge zu reiten und fürchtete sich stets vor Heime.
    Als König Dietrich auf seiner Flucht an die Donau vor die Burg Bechelaren kam, meldeten die Türmer ihrem Markgrafen die Gäste. Rüdiger ritt ihnen mit Gotelinde, seiner Frau, und seinen Burgmannen entgegen und begrüsste die Heimatlosen. Dietrich klagte ihm Ermenrichs Übeltaten und dass sie deshalb zu Etzel flüchteten. Aber Rüdiger liess sie so rasch nicht fort; lange und gute Rast hielten sie, und als sie endlich von Bechelaren schieden, gab der milde Markgraf jedem ein Gastgeschenk und zog selbst mit ihnen nach Susa. Ein Wächter meldete ihr Nahen. Mit flatternden Fahnen, umgeben von Spielleuten, ritten Etzel und Helche einer Schar voran, Dietrich feierlich einzuholen.
    "Wir kommen – landflüchtige Männer! – bei dir eine Zuflucht suchend," sprach Dietrich.
    "Sei willkommen, bleibe da und sei mein Gast, so lange du willst," antwortete der Heunenkönig. Er bot ihnen ein grosses Gastmahl und wies ihnen eine eigne Burg in seiner Hauptstadt an. So blieb König Dietrich mit seinen Kämpen nun bei Beet.
    III. Etzels Krieg mit den Russen.
1. Waldemar wird geschlagen.
    König Etzel wurde die Kunde gebracht, dass Waldemar [Fußnote: Waldemar, Bruder König Oserichs von Wilkinenland.] , König von Holmgard [Fußnote: Russland.] , mit seinem Sohn Dietrich ins Heunenreich gebrochen wäre. König Dietrich von Bern stand auf dem höchsten Turm in Susa und spähte hinaus; da sah er Rauch und Feuer aufsteigen weit übers Land. Er eilte zu Etzel: "Steh’ auf, Herr, und rüste dich! Waldemar verbrennt deine Höfe und Städte." Etzel fuhr empor und liess die Heerhörner blasen. Waldemar hatte unterdessen Burgen und Dörfer verbrannt und viele Männer erschlagen, andre schleppte er gefangen mit geraubten Schätzen davon. Als er aber hörte, ein Heunenheer schare sich zusammen, floh er zurück in sein Land. Nun unternahm Etzel einen Vergeltungszug ins Russenland; heerend und brennend zog er umher und tat grossen Schaden. Da sammelte Waldemar aus seinem ganzen Reich ein

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