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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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mit Etzel aussöhnen."
    "Warum bietest du mir Gold?" entgegnete Waldemars Sohn, "ich will dein Freund nicht werden. – Wende deinen Hengst! Hinweg von mir mit deinen ekeln Wunden."
    "Kehr um," bat Dietrich nochmals. "Dein Entfliehen ist ehrlos; Königin Helches Haupt steht zu Pfande für dich! Wir beide wollen dir Frieden mit Etzel verschaffen."
    Waldemars Sohn gab dieselbe Antwort wie zuvor und nun ergrimmte Dietrich sehr: "Wenn du nicht umkehren willst, nicht um Gold und Silber, nicht um meiner Freundschaft willen, nicht wegen der Königin Leben, ja, nicht um deiner eignen Ehre willen, so steige vom Ross und kämpfe mit mir. – Willst du aber auch das nicht, so heiss ich dich einen Schuft und schlage dich tot."
    Da wandte Waldemars Sohn sein Ross und ging zum Streit, und er wusste, dass er in den Tod ging. Sie sassen ab und trafen zusammen; sie zerhieben einander Schild und Brünne und wurden müde von Wunden und Kampf. Sie stellten ihre Schilde vor sich, stützten sich darauf und ruhten so eine Weile.
    "Guter Freund," hub Dietrich an, "kehr um mit mir! Ich söhne dich aus mit Etzel und will er’s nicht, dann nehm’ ich meine Waffen und Mannen und reite mit dir in dein Reich." Aber Waldemars Sohn weigerte sich wie zuvor, und sie gingen nun in grossem Zorn wieder zum Kampfe zusammen. Einen gewaltigen Hieb tat der Berner und traf Waldemars Sohn an der rechten Seite des Halses, dass der Kopf zur Linken abflog. –
    Er band das Haupt an seinen Sattelriemen und ritt zurück; an der Burg traf er die Jungfrau und liess sich nun von ihr seine Wunden verbinden; dabei warf er den Mantel über das blutige Haupt, damit sie nicht es sehen und erschauern sollte. Währenddessen kam der Graf, ihr Vater, dazu und fragte, wer Dietrich sei?
    "Ahnt mir recht," sprach der Berner, "so hab’ ich durch dich meinen Blutsfreund, Friedrich, verloren; – denn ich bin Dietrich, Dietmars Sohn."
    Wie der Graf das hörte, bewirtete er Dietrich aufs höflichste und bat ihn, in der Burg zu nächtigen. Mit seinen Genossen aber ging er heimlich zu Rat; ob sie Dietrich für Friedrich Sühne bieten, oder ihn überwältigen und ermorden wollten? Sie fürchteten aber Etzel sehr; und weil Dietrich ein so gewaltiger, weitberühmter Held, rieten alle zur Aussöhnung. Der Graf veranstaltete ein üppiges Gastmahl, Dietrich musste manche Tage bei ihm rasten; dann rüstete er sechs Degen aufs prächtigste aus, führte sie vor den Berner und sprach: "Diese Krieger sollen deine Mannen werden mit all ihrer Habe; du dagegen rechne mir das nicht an, dass ich auf Sibichs Verlangen deinen Blutsfreund erschlug. Wahrlich, hätt’ ich gewusst, wie schuldlos Friedrich war, ich hätt’ es nicht getan."
    "Wegen deiner Unwissenheit will ich die Sühne annehmen; hättest du sie aber nicht geboten, würd’ ich Friedrich blutig gerächt haben." So schieden sie.
    Als Dietrich inmitten seiner sechs Gefolgen in die Königsburg ritt, glaubte die Königin, Waldemars Sohn komme zurück und wollte ihnen freudig entgegengehen. Da trat der Berner in ihren Saal und warf das abgehauene Haupt der Königin vor die Füsse. Weinend beugte sie sich darüber und klagte, wie so viele ihrer Blutsfreunde ihretwillen das Leben lassen mussten. Dietrich ging in seine Burg und lag in seinen Wunden wie zuvor.
    Etzels Heerfahrt endete mit Unsieg und Flucht. Als die Scharen zurückkamen, ging Hildebrand zu seinem Herrn und sprach: "Froh bin ich, dich am Leben zu sehen. Aber noch froher wäre ich, wenn du bald wieder kriegstüchtig würdest. Oft hast du von Etzel gesagt, er wäre ein tapfrer Held; – mich dünkt er der elendeste Feigling aller Heunen; als der Kampf am ärgsten tobte und wir Goten lustig vordrangen, da wandte der feige Hund sich zur Flucht und riss alle seine Heunen mit sich. Mich stach Waldemars Bruder, Graf Iron, vom Ross herunter, und nur dem tapfern Rüdiger dank’ ich mein Leben."
    "Meister Hildebrand, halt ein!" rief Dietrich, "sage mir nichts mehr von eurer Fahrt; – sie ist schlecht ausgefallen! – Sind aber meine Wunden erst geheilt, dann wollen wir erproben, wer flieht, ob König Waldemar oder wir Goten."
    Nach sechs Monden war Dietrich genesen und rächte die Schmach in einem gewaltigen Heerzug, zu welchem er Etzel getrieben hatte. Er trennte sich mit seiner Schar von dem Heunen – der liess die tapfern Helden nur zögernd von sich – und begegnete allein mit seinen Goten Waldemar in einer wilden Schlacht. Heissen Heldenzorn atmend, ritt er mitten in den Feind,

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