Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
Vom Netzwerk:
Jüngling tot daliegen sah, brach er in Tränen aus und klagte laut: "Weh! dass ich dich erschlagen habe; nun muss ich vor Dietrich allwege das Land räumen." Doch der Kampf tobte um ihn fort; er schwang sich auf Diethers Ross und stürmte ins dickste Getümmel.
    Ulfrad trug Rüdigers Banner; sie hatten in männlichem Streit viele Amalungen erschlagen, die ihnen Herzog Reinald entgegengeführt. Der warf einen Heunen über den andern, Ross und Brünne waren ihm ganz blutig; da sah er, wie die Amalungen vor Ulfrad, seinem Blutsfreund, wichen; todeskühn ritt er dem Bannerträger mit gesenktem Speer entgegen und durchbohrte ihm Brünne und Brust. Tot sank Ulfrad aufs Walfeld.
    Doch Rüdiger nahm das Banner auf, hielt es empor und ritt vorwärts. Reinalds Bannerträger hieb er den Kopf ab, und schlug dessen Banner nieder. Als nun die Amalungen Sibichs sahen, wie Sibich geflohen, wie ihr Banner gesunken war, da wandten auch sie sich zur Flucht und Reinald wurde von seinen eignen Mannen mit fortgerissen.
    Eilig sprengte nach Diethers Fall ein Bote hinter dem Berner her und rief: "Reite nicht länger den Fliehenden nach, kehr’ um! Erschlagen liegen Nudung und Helferich, daneben Etzels Söhne und Diether, dein Bruder; und das alles hat Wittig getan; kehr’ um und räche sie!"
    "Wehe!" klagte Dietrich. – "Sterben will ich oder sie rächen." Er wandte Falka und stiess ihn mit dem Sporn und ritt so scharf, dass seine Gefolgen weit hinter ihm zurückblieben. Harmvoll, grimmig; zornig sprengte er übers Walfeld; brennendes Feuer flog aus seinem Munde; die noch kämpften, senkten die Waffen und flohen entsetzt vor seinem Anblick. Da schaute Wittig den Zornigen und – floh längs des Stromes. Aber Dietrich folgte ihm und rief ihn an: "Warte mein, Wittig! Ich muss meinen Bruder rächen, den du mir erschlagen hast. Bist du ein Held, so warte mein."
    Wittig tat, als hörte er nicht, und ritt nur schärfer.
    "Wenn du Mut hast, so warte mein; Schande ist’s, vor einem Manne fliehen, der seinen Bruder rächen will."
    "Nur aus Not erschlug ich Diether," antwortete Wittig, das Haupt halb wendend, "und wahrlich, ich hätt’ es nicht getan, wusst’ ich anders mein Leben zu retten vor ihm. Mit Gold und Silber will ich ihn dir büssen." Er trieb dabei sein Ross vorwärts, was es nur laufen konnte. "Gelben Hafer," flüsterte er ihm ins Ohr, "und lindes Heu will ich dir geben; nur rette mich diesmal!" Aber Dietrich drückte Falka den Sporn ein, dass das Blut hervorspritzte. So kamen sie an die brausende See; todesmutig sprengte Wittig in die Wellen. Dietrich war ihm um eines Rosses Sprung nahe gekommen und schoss seinen Speer nach ihm; aber zugleich versank Wittig in die See. Der Speer fuhr in die Erde und blieb da stecken. Eine Meerminne fing den sinkenden Wittig in ihre Arme auf und führte ihn mit sich auf den Meeresgrund. Das war Wachhild, Wittichs Ahnmutter.
    Dietrich sprengte dem Verschwundenen nach ins Meer, weit, weit, bis ihm die Flut den Sattelbogen überspülte; da musste er umkehren. Er wartete lange am Ufer, ob er ihn nirgends sähe; wie er aber nicht wieder auftauchte, ritt er zurück aufs Walfeld.
    Da lagen Helches Söhne in ihren weissen Brünnen und harten Helmen, die ihnen doch nichts gefrommt hatten. Dietrich küsste ihre Wunden und biss sich vor Schmerz in den Finger und klagte laut: "O, lebtet ihr und ich läge tot! Weh mir! Viellieber Bruder Diether, da liegst auch du starr und kalt! Und ich konnte dich nicht einmal rächen." Dann erhob er sich; die Edlen und Mannen versammelten sich um ihn.
    "Markgraf Rüdiger, fahre heim mit deinem Kriegsvolk," sprach Dietrich. "Ich kehre nimmer zurück ins Heunenland, weil ich Helche verhiess, ihr die Söhne wiederzubringen; und das kann ich nun nicht erfüllen."
    Da riefen Vornehme und Geringe: "Ziehe du mit uns! Wir alle wollen für dich sprechen bei Etzel und Helche."
    Und Rüdiger sprach: "Nur zu oft werden uns die liebsten Helden in der Schlacht gefällt. Willst du nicht mit uns ziehen, so folgen wir dir; streite denn mit Ermenrich, bis du dein Reich wiedergewonnen hast."
    Aber Dietrich hatte seinen Sieg mit so grossen Verlusten für Etzels Heer erkauft, dass er nicht wagte, dasselbe ferneren Schlachtgefahren auszusetzen, und zog mit zurück nach Heunenland. In Susa angekommen, verbargen sich Dietrich und Hildebrand in einer kleinen Hütte; Rüdiger sollte die traurige Botschaft in die Königshalle tragen. Als er eintrat, liefen schon die Rosse der Jungherren mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher