Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Schrecken von seinem lachenden Wagenlenker erfährt; dieser Wagenlenker ist der verkleidete Gott selbst, der nun den langjährigen Schützling eigenhändig tötet. Arglist Odins, "Treulosigkeit des Kriegsglückes" liegt aber darin nicht ausgedrückt; der Bluttod ist ja Vertragspflicht und nach andrer Fassung der Sage verlangt Hildetand den Tod.] , Ruhm, Beute, Reichtum, auch etwa Weisheit, Zauberkunst oder einzelne Zauberkräfte verleiht. – Sehr oft ist diese Verleihung geknüpft an die Verleihung von Schwert [Fußnote: S. unten, zweite Abteilung; Wölsungensage.] , Ross [Fußnote: Grane, Sigurds Ross, das von Sleipnir stammte, s. unten Wölsungensage.] , Speer, Brünne, Helm, Hut, Mantel, Stab (als Zauberstab, Wünschelrute [Fußnote: Die Wünschelrute, mit der man vor allem vergrabene Schätze entdeckt, aber auch andern Zauber üben mag, heisst sogar geradezu selbst "der Wunsch"; so heisst es im Nibelungenlied von dem Hort, "der wunsch lac dar under, von golde ein rütelin"; hier hat sie die Wirkung, den Hort immer wieder zu mehren, wieviel davon entnommen wird, was sonst Odins Ring, Draupnir, von dem andre, "ebenschwere" träufen (in der Edda ebenfalls ein Ring, auch Mimirs Armring) vermag; später treten an die Stelle Brutpfennige, Hecktaler, oder der Wunsch-säckel. Auch begegnen ferner "Wunsch-Würfel", die "Siebenmeilen-stiefel" und andre "Wunschdinge", die alle ursprünglich von dem Wunschgott verliehen werden.] , im Märchen auch "Knüppel aus dem Sack", was aber auch auf den Speer zurückgeht), Ring des Gottes.
In unaufzählbar mannigfaltigen Wechslungen wiederholt später die Sage [Fußnote: Oder das Märchen; z. B. vom Gevatter Tod, vom Teufel als Paten, der dann als Patengeschenk ein "Wunsch-ding" schenkt, oder die Heilkunst lehrt, aber sich dafür die Seele ausbedingt, um welche er dann durch eine List geprellt wird; z. B. er ergreift den Schatten statt des Mannes, oder es wird ihm das erste Leben, welches den Kerker verlässt, die Brücke beschreitet, zugesagt, aber listig ein Hund dem so bedrohten Menschen vorausgeschickt, mit dem sich nun der Teufel begnügen muss. Der überlistete geprellte Teufel geht aber nicht auf Odin, sondern auf den von Odin überlisteten Zwerg oder Riesen zurück. – Seltner wählen sich Odin und gleichzeitig etwa auch Frigg (oder Thor) je einen Schützling unter den Menschen oder Völkern ohne solchen Vertrag und ohne Selbstweihung; beide Götter wetteifern dann, ihrem Liebling Meer Glück zuzuwenden als der andre dem seinigen, und es wird dann wohl Odin von Frigg überlistet; so in der Sage von der Namengebung der Langobarden; diese wird von Paulus Diakonus, dem Geschichtschreiber dieses Volks (Zeitgenossen Karls des Grossen), nur unvollständig erzählt; sie muss aus andern Sagen (Märchen) ergänzt werden. Die späteren Langobarden hiessen ursprünglich Winiler; bei ihrer Wanderung von der Elbe gen Südosten gerieten sie in Streit mit den Vandalen; eine Schlacht stand bevor; Odin hatte beschlossen, den Vandalen den Sieg zu schenken; Frigg bat um Sieg für die Winiler. Der listige Gott sprach, er werde demjenigen Heere den Sieg verleihen, welches er bei dem Erwachen am folgenden Morgen zuerst erblicken werde; hier muss nun angenommen werben, er zweifelte nicht, dass dies die Vandalen sein würden, nach deren Land er, gemäss der Stellung seines Bettes, zuerst blicken musste. Aber Frigg kehrte unvermerkt sein Bett um, so dass er beim Erwachen zum entgegengesetzten Himmelsfenster hinausblickte. Ausserdem hatte sie den Winilern geraten, ihre Weiber vor ihrer Schlachtreihe aufzustellen mit gelöstem Haar, das sie wie einen Bart an den Mund drücken sollten. Erwachend rief Odin erstaunt; "Was sind das für Langbärte?" Frigg aber sprach; "Du gabst ihnen den Namen, so gib ihnen als Patengeschenk auch den Sieg." (Nach germanischer Sitte war mit der Namengebung die Verpflichtung zu einem Geschenk verknüpft.) Odin musste das wohl gewähren, da er ja die Winiler zuerst erblickt hatte; diese aber hiessen fortab Lango-barden. – Es sind wohl zwei verschiedene Fassungen der Sage im Schwange gewesen; denn die Siegverleihung wird hier zwiefach begründet.] diesen Gedanken des Bündnisses, des Vertrags, der Verleihung und des schliesslichen Eingehens des Schützlings in Walhall; nur dass an Stelle des wohltätigen, herrlichen Gottes der – Teufel tritt, der die arme Seele zu verführen trachtet, um sie schliesslich in der heissen Qualenhölle zu peinigen; an die Stelle
Weitere Kostenlose Bücher