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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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als Führer des wütenden Heeres genannt, ebenso wie als Führer der errettenden Schar im Letzten Kampfe.] .
    Und nicht nur auf Erden wandert "Wegtamr", auch am Himmel zieht er unter den Sternen hin; er fährt hier die Milchstrasse (auch "Helweg") entlang den "Odins-Weg" oder "Irings-Weg", auf einem himmlischen Wagen – dem bekannten Sternbild – "Wuotanswagen", der auch "Irmins-" [Fußnote: Übrigens gebricht es nicht an Spuren, das in "Irmin" nicht Odin, vielmehr Thor oder Tyr zu suchen.] oder "Karls-Wagen" heisst (daher ist Wotan "der ewige Fuhrmann").
    Den Wegen am Himmel entsprechen Wege auf Erden in den einzelnen Reichen; so durchzog England in der Angelsachsenzeit eine "Irmingstrasse" von Nord nach Süd, und auch die englische "Vaetlinga-straet" findet ihre Wiederholung am Himmel. Die grossen Heer-, Volks-, Königsstrassen standen unter erhöhtem Friedensschutz, waren Wotan geweiht, und der wandernde Gott war auch der Gott der Wege [Fußnote: Die wichtigsten Seiten von Odins Wesen und Wirken versucht folgendes Gedicht zusammenzufassen (aus "Odins Trost" von Felix Dahn).
"Aller Asen acht’ ich / Den edelsten Odin! / Weisheit sein Wort, Wunder sein Werk, / Wonnig sein Weh’n. / Wann in weichem Weben / Frühe Frühlings- / Knospen er küsst, / Können die Kleinen die Kelche / Nicht mehr schlummernd verschliessen; / Sie öffnen die Augen / Und hinweg küsst er kosend / Ihren ersten Atem.
     
"Aber Odin auch / Stürzt im Sturm die Stämme / Uralter Eichen! / Sein Hauch hetzt die Helden / In tapfre Taten und tapfern Tod; / Jubelnd und jauchzend jagen sie jäh / In spitzige Speere, in geschwungene Schwerter; / Selig im Siege, getrost auch im Tode. / Denn sie wissen; es werden die weissen Walküren / Zu Walhalls Wonne tragen die Treuen, / Die lachend erlegen, fechtend und fallend / Für die heilige Heimat und des Hauses Herd. / Auf Erden aber ehrt sie unendlich / Der Sänger Gesang; sie leben im Liede! / In den Hallen noch hört man harfen von Helden, / Die hoch der Hügel hat überhöht.
     
"Wer aber wies die Sänger, zu singen? / Wer lehrte das Lied und die hallende Harfe? / Wer anders als abermals Odin der Edle! / Der Schläger der Schlachten ist selber ihr Sänger; / Sangvater ist Siegvater, / Siegvater Sangvater zugleich!
     
"Und wer wies der Weisheit gewundene Wege / Dem begierigen Geist, dem forschenden Frager / Nach Anfang und Ende des unendlichen Alls?
     
"Was da gewonnen an Wissen und Wahrheit / Der mühseligen Menschen grübelnder Geist –; / Alles hat Odin uns offenbart! / Er hat das hohe, das heil’ge Geheimnis geritzter Runen / Seine Lieblinge lösen gelehrt! Stumm, doch verständlich, mit schweigenden Schritten, / Ein heiliger Herold, schreitet die Schrift; / Ein beredter Bote von Volk zu Volk / Trägt sie getreulich köstliche Kunde, / Wachsende Weisheit pflegend und pflanzend / Von Geschlecht zu Geschlecht; / Wie des Feuers Flamme / Selbst nicht versiegt, ob es auch andern oftmals / Segen sprühend gespendet.
     
"Retter und Rater / Der mühvollen Menschheit / ist der Rabenumrauschte / Runen-Vater; / Alles ist Odin, was hoch ist und herrlich, / Was wonnig und weise, was stolz und was stark! / Lobt ihn im Liede, ehrt ihn mit Andacht, solang ihr lebet; / Und fallet einst herrlich, in Helmen, als Helden, / Dass fröhlich ihr fahret nach Asgard zu Odin, / Ewig in Walhalls Wonnen zu wohnen."

] .
    II. Thor-Donar.
    Die Naturgrundlage von Odins kraftstrotzendem Sohn [Fußnote: Seine Mutter ist die grosse Erdgöttin Jörd, seine Gemahlin heisst Sif (s. unten), beider Tochter ist Thrud; Sifs Sohn aus früherer Ehe, also Thors Stiefsohn, ist Ullr; durch Jarnsaxa (Eisenstein?), eine Riesin, ist Thor Vater von Modi und Magni (Mut und Kraft).] Donar, nordisch Thôrr, ist, wie sein Name besagt, das donnernde Gewitter; nach seiner idealen Bedeutung aber ist er der schützende Gott des Ackerbaues und – folgeweise – aller menschlichen Fortschritte.
    Der Zusammenhang dieser auf den ersten Anblick befremdenden Verbindung liegt darin, dass das Gewitter nicht in seinen den Menschen und ihren Werken schädlichen, sondern in seinen dem Ackerbau wohltätigen, die Erde befruchtenden Wirkungen als die Naturgrundlage des Gottes gefasst wird; nicht der Blitz, der den Pflüger und sein Rind hinter dem heiligen Pflug erschlägt und die gefüllte Scheune entzündet, nicht der Gewittersturm, der dem Gehöfte das Dach von dem Haupte wirft, nicht der Wolkenbruch, der die Herde dahinschwemmt, oder der Hagel, welcher die

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