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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Bergmännchen; Erdgeister; Erdmännchen, Unterirdische, Onnerbänkissen; Waldgeister; Schrat, Schretel, Schrezel, Murraue, Markdrücker, Holz-, Moos-, Wald-Männchen, Moos-, Wald-, Holz-Weiblein; deren Leben ist oft an einen Baum geknüpft wie das der hellenischen Dryaden; schält man dem Baum die Rinde ab, muss das Holzweiblein sterben. Wotan, der wilde Jäger, jagt in den Stürmen der winterlichen Tag- und Nachtgleiche die Holzweiblein im Walde; d. h. der Sturm knickt die Stämme. Feldgeister; "Heidemann", "Heidemänneken" (westfälisch), "Bil-wiss;" Hausgeister; Herdmännli, Heinchen, Heinzelmännchen, Haulemännerchen, Holdchen, Wichtel, Wichtelmännchen, Toggeli (schweizerisch), Norggen (tirolisch).] . Solche "Mittelwesen" heissen mit allgemeinstem Namen "Wicht"; soviel wie Wesen [Fußnote: Auch wohl Menni, Minne, besonders für Wassergeister, daher Marmennil, doch gibt es auch "Waldminnen".] . Heute sagen wir der Wicht in abschätzigem Sinn, aber auch "das Wicht" hat sich mundartlich, z. B. westfälisch, erhalten und bedeutet, ohne ungünstigen Sinn, ein Mädchen. Die Kleinheit und zugleich die Übermenschlichkeit wird ausgedrückt durch Namen wie "Wichtel", "Wichtlein", "Wichtelmännchen".
    Enger wohl ist der Name "Elben", "der Elbe", "die Elbin" [Fußnote: Erst seit der Einbürgerung von Shakespeares Sommernachtstraum in Deutschland ist die Form "Elfe" vorherrschend geworden.] ; aber doch machen die Elben und Elbinnen, selbst wieder in mehrere Gruppen gespalten, für sich ein ganzes Reich, eine ganze grosse Klasse von Wesen aus, wie Asen, Menschen, Riesen. Ursprünglich waren wohl alle Elben "licht"; denn der Name geht auf "albus" (weiss, hell) zurück [Fußnote: Nach andern aber auf alere, nähren.] , und es ist vielleicht nicht ganz oder doch nicht allgemein richtig, die Dunkelelben als eins mit den Zwergen zu fassen. Die Lichtelben sind schöner (heller) als die Sonne, die Dunkelelben schwärzer als Pech; aber böse, schädlich sind auch diese nicht; die stehen vielmehr (in der Regel) auf Seite der Götter, denen die Waffen und Zaubergeräte schmieden, gegen die Riesen. Ihr Reich, Alfheim, liegt Asenheim nahe; Freyr, der Gott der Fruchtbarkeit, erhielt Alfheim als "Zahngebinde"; einmal wird auch "Vid-blain" ("weit blauend"), also blauer Himmel, als ihr luftig und leuchtend Heim bezeichnet.
    Alle Elben sind die im Stillen unablässig wirkenden Geheimkräfte der Natur; sie "brauen" oder "spinnen" das Wetter, sie lassen die Halme spriessen, sie schaffen oder verarbeiten doch im Schosse der Erde als Dunkelelben oder Zwerge [Fußnote: Dies gemein-germanische Wort ist noch unerklärt; die früher angenommene Beziehung zu griechisch "Theurgos" ist unbegründet. Die drei nordischen Zwergenreiche mit den Königen Môt-sognir (Kraftsauger), Durin (Schlummer), Dvalin (Schlaf) – die letzteren Zwerge trachten an die Oberfläche empor –, sind vielleicht nur Skaldenpoesie.] die Adern des Metalls. Aber mutwillig, ferner leicht reizbar, dann rachsüchtig sind alle Elben; auch Lichtelben lieben es, aus Mutwillen Menschen und Tiere, d. h. Pferde (daher "Pferdemahr") [Fußnote: Findet der Bauer morgens seine Rosse matt, abgehetzt, mit Schaum vor dem Mund, Mähne und Schweif verzottet, so weiss er, nächtlicherweile hat sie die "Trud", der "Nachtmahr" geritten.] , zu necken, zu plagen, sie vom Weg ab in die Irre zu locken, ihnen plötzlich überraschend und erschreckend auf den Rücken, auf den Nacken zu springen und sich dann, sie "reitend", von ihnen tragen zu lassen; so reiten die elbischen "Truden" Rosse und Menschen; das "Albdrücken" ist das Bedrücktwerden im Schlaf, in beängstigendem Traum, von einem auf des Geplagten Brust reitenden Elben, dem Nachtalb, Nachtmahr; "elf-ridden" sagen die Engländer. Aber auch Krankheiten, z. B. der Weichselzopf bei Menschen und Tieren, zumal plötzlich anfallende, besonders auch Hautausschläge sind vom "Elbengeschoss" dem Menschen angeblasen, angeschossen (daher "Hexenschuss" statt des ältern "Elbenschuss") und deshalb empfiehlt die Volksheilkunst als Hauptmittel, um solcher Krankheiten sich zu entledigen, zwischen zwei nahe aneinanderstehenden Bäumen, Felsen, durch eine Felsspalte hindurch sich zu drängen; je enger, desto besser, desto sicherer wird das elbische Geschoss, das winzige, unsichtbare, welches in der Haut des Erkrankten haftet, abgestreift. Jedoch auch durch den blossen Blick ("bösen Blick", "elbischen Blick") können sie Unheil über den Menschen bringen, der

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