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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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sie reizte.
    Es gibt nur schöne Lichtelben [Fußnote: So zumal in England und Schottland wird die strahlende Schöne ihres Antlitzes, ihres Haares, der weit leuchtenden Kleidung gepriesen; doch drängen sich hier auch keltische Vorstellungen von den Feen ein.] , dagegen bald schöne, bald hässliche ("eislich getane") Dunkelelben. Die Zwerge sind durch den dicken Kopf, die allzu kurzen Beine, den watschelnden Gang entstellt; oft haben sie Gänse- oder Krähenfüsse; und diese beschämende Ungestalt nächtlicher Gäste wird entdeckt, bestreut man Herd und Diele mit Asche; dann findet man am andern Morgen die Vogelfüsse abgedrückt. Aber das nehmen die (meist) wohltätigen Hausgeister sehr übel, und man verscheucht sie damit für immerdar. Auch die guten Schutzgeister eines Landes, einer Küstenstrecke waren, eben als Elben, leicht zu verscheuchen, zu erschrecken. Böse Feinde des Landes versuchten das durch "Neidstangen" zu bewirken; aber auch unabsichtlich konnten die Scheuen verschüchtert und vertrieben werden auf Nimmerwiederkehr durch plötzlich erschreckenden Anblick. Deshalb war es manchmal verboten, an den Schiffsschnäbeln Drachenköpfe oder andre Schreck einjagende Bilder von Ungetümen anzubringen, welche, wenn sie gegen die Küste heranfuhren, die guten "Landwichte" (zugleich Landwächter) leicht erschrecken und verscheuchen mochten.
    Den Elben eignet manche den Menschen überlegene Weisheit und Kunst. Opfer werden ihnen dargebracht, ihre Gunst zu gewinnen oder zu erhalten, besonders auch, aber nicht allein, den Hausgeistern, welchen man Mehl und Salz auf dem Herde verstreut, einen Napf Milch hinstellt, wie man wohl auch den Feld- und Korn-geistern die letzten Baumfrüchte hängen, die letzten Ähren stehen lässt [Fußnote: Weniger anspruchslos und harmlos sind freilich die Wassergeister; sie dürsten nach Blut, nach warmem Leben, weshalb sie ja oft Menschen zu sich herabziehen, aber auch ihre eignen Töchter zerreissen, wenn diese sich, ungehorsam gegen das Gebot der Wiederkehr, "bevor die Sonne zu Golde geht", verspäten auf der Erde bei dem Tanz der Menschen; daher dem Wasserelb ein schwarzes Lamm oder weisses Böcklein geschlachtet werden muss.] . Sie lieben die Musik; sie führen wunderbare Tänze im Mondenlicht auf; am Morgen findet man die Spuren dieses "Elfenreigens", die "Elfringeln", im tauigen Grase. Während sie nach heidnischer Auffassung, abgesehen von neckischem Mutwillen, den Menschen nur zur Strafe für Missachtung oder Kränkung schaden, hat das Mittelalter auch diese wohltätigen "Lieblinge" (Liufinger im Norden) in teuflische, schädliche, hässliche, die "guten Holdchen [Fußnote: Als wohltätige Hausgeister fasst sie meine Dichtung im "Schmied von Gretna-Green" (Sämtl. poetische Werke. Erste Serie Bd. VI) und in dem "Elfenabschied" (Gedichte. Sämtl. poetische Werke. Zweite Serie Bd. VI. S. 330).
Anna. / Ja, soll euch’s wohlergehn, / So müsst ihr zu den Holdigen / Geheim und gläubig flehn! / Robin und Mary. / Die Holdigen? So glaubst du fest an sie? / Anna. / Fest wie an Gott und an Marie! / In diesem alten Sachsenhaus / Von je gehn Geister ein und aus. / Sie spinnen am Rade den Wocken zu Ende, / Sie rühren am Amboss die emsigen Hände. / Sie kehren die Kammern, sie fegen die Stuben, / Sie strafen die faulen Dirnen und Buben, / Sie helfen den Fleissigen allerwegen, / Doch muss man sie scheuen und ehren und pflegen. / Mary. / Ja, ja! Wie sagt die alte Weise? / Grossmutter sang sie oft und leise! / Anna. / "Wollt glücklich ihr durchs Leben gehen, / Sollt ihr die guten Holdchen scheu’n", / Die letzten Ähren lassen stehen / Und Mehl am Herd für sie verstreu’n. / Zertretet nicht am Weg den Käfer / Der eilig in Geschäften reist; / Stört in der Rose nicht den Schläfer, – / Er ist ein wandermüder Geist. / Der Vöglein Nester sei’n euch heilig; / Beschwingte Holdchen sind sie all; / Zumal Rotkehlchen streuet eilig / Brot bei der ersten Flocken Fall. / Und hört ihr’s nachts im Hause weben, / Bekreuzt euch nicht und seid nicht bang; / Die braunen Wichtelmännchen schweben / Nur Segen raunend durch den Gang. / Von keinem Feinde wird bezwungen / Ein Herz in Kämpfen noch so heiss, / Das sich umflüstert und umschlungen / Vom Bund der guten Geister weiss.
Elfenabschied. / Lebt nun wohl, ihr lichten Heiden, / Brauner Acker, grüner Hain, / Lebt nun wohl, wir müssen scheiden, / Mondenglanz und Sternenschein. / In den Schoss der Erde steigen, / In die Tiefe tauchen wir; /

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