Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
neckische Aufspringen in den Nacken, "Tummeldink" auf ihr rasches Tummeln, ebenso "Fuchtelmännlein". Dass sie als Elben gedacht sind (obzwar die verdammten Seelen als Gespenster erscheinen) bekundet noch ausdrücklich der Name: "Elblichter".
Nicht in dem Feuer, aber an dem Feuer, neben dem Feuer des Herdes leben und wohnen die Hausgeister mannigfaltigster Art und Benennung, weil eben der Herd die heiligste Stätte, gleichsam der Kern des Hauses ist. Die Hausgeister heissen deshalb geradezu "Herdmännlein"; auf dem Herde, seinem Gesimse, waren Götter-Runen geritzt, Bilder der Götter, zumal aber der Hausgeister eingeritzt, eingebrannt, auch wohl, aus Bernstein, Ton oder Metall geformt, aufgestellt [Fußnote: Das Wort "Kobold" bestätigt die Bedeutung dieser Elben als Hausgeister; die frühere Ableitung aus griechisch Kobalus, woraus auch mittellatein. gobelinus, franz. gobelin stammen sollte, ist unrichtig; vielmehr ist das Wort zusammengesetzt aus Kob, Kof (Verschlag, Haus, Schlafgemach) und old, wold, walt; also Haus-walt, wie Heer-old, Heer-walt. Tattermann aber geht auf tattern, erschrecken machen (vgl. verdattern), zurück, von dem Schreck, den der plötzlich anspringende Kobold verursacht; daher heisst ein erschreckender Unhold, der an einer Stange, vogelscheuchenähnlich, mit Lumpen aufgerichtet, einem Feinde, einem verhassten Förster, Richter, Pfarrer, zumal aber einem Mädchen als Schandzeichen nachts vor das Haus gepflanzt wird, von den eine Art Volksgericht pflegenden Burschen des Dorfes (ähnlich dem "Haberfeld treiben"), "Tattermann"; er ist das Gegenstück zu einem schön geschmückten Maibaum, der (übrigens nicht bloss am ersten Mai) einem allgemein beliebten, verehrten Mann und zumal schönen braven Mädchen gesetzt wird, nicht bloss von deren Bräutigam, auch wohl von allen Burschen des Dorfes als Ehrenbaum.] , welche Sitte an dem "Kamin" haftete und erst mit diesem verschwand [Fußnote: Auch etwa als Schlangen, Unken, Kröten und Katzen erscheinen die Hausgeister; daher Katermann, was aber vielleicht aus Tattermann verdorben; Heinzel, Heinzelmännchen, Koseform für Heinrich; auch andre Namen der Hausgeister sind solche kosende, ihre Gunst erbittende Formen von Menschennamen, wie Bartel von Bartholomäus, Wolterkin von Walter, Rudi von Rudolf, Petermännchen, Kasparle, Hanselmännle, Hennesle, Popanz aus Puppen-Hans.] .
An die Stelle des Herdes trat später der Ofen (gotisch auhns, also h für f; h entspricht dem g in lateinisch ignis, Feuer). Dabei erklärt sich nun, dass in so vielen Sagen und Märchen der unschuldig Verfolgte, der Unglückliche, dem die Menschen nicht zu seinem Rechte verhelfen wollen oder können, die echte Königstochter, welche von der falschen verdrängt ist, in äusserster Bedrängnis "dem Ofen ihre Not klagen", worauf ihnen alsbald geholfen wird; es ist nicht ein neuzeitlicher, nüchterner Ofen, sondern der heilige Herd, an welchem gute Götter und helfende Geister wohnen, die auf solches Anrufen rettend eingreifen.
Andre Namen gehen darauf, dass die Geister, die Zwerge zumal, missgestaltet oder verkrüppelt erscheinen: Butze, Butzemann, d. h. ein im Wachstum zurückgebliebener, kleiner Stump, auch von Bäumen und Büschen, niederdeutsch Butte, Buttmann (dazu Puck). Erst später, als die Erwachsenen nicht mehr an diese Geister glaubten, vermummten sie selbst sich als solche Butzmänner, z. B. am Nikolaustag (daher auch Niss, Nissen und Klas aus Niko-laus Koboldnamen sind) als "Knecht Ruprecht", Rüpel, die Kinder zu necken, zu erschrecken, zu warnen, zu strafen.
"Hütel", "Hütchen" heissen sie wegen ihres unsichtbar machenden Hütchens (der Tarnkappe), "Gütel" (daraus später durch Volksdeutung: "das Jüdel") in schmeichelnder Benennung, weil sie gute wohltätige Geister sind; als solche schützen sie die Kinder, falls solche ohne Aufsicht im Hause zurückgelassen sind, und spielen gern mit denselben, weshalb man ihnen, wie Milch und Brosamen, auch Spielzeug schenkt, zumal kleine Bogen und Pfeile, die echte Waffe von Elben.
Als Hausgeister, ähnlich wie Frigga, der Hausfrauen Schutzgöttin und Vorbild, belohnen und fördern sie fleissiges, treues, reinliches, strafen und quälen sie faules, ungetreues, unsauberes Gesinde; sie stossen der unachtsamen Magd den Melkkübel um, blasen ihr das Licht oder das Herdfeuer aus, zwicken und zwacken sie im Traum, drücken, "reiten" die Knechte als "Alb". Daher können sie manchmal auch bloss als Plagegeister aufgefasst
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