Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Schleier (oder Überwurf), Fulla einen Goldring. Es sind Blumen des Spätherbstes (Uhland) oder Boten, Verheissungen des dereinst wiederkehrenden Frühlings.
Loki aber, den eigentlichen Mörder Baldurs, den Anstifter des schuldlosen Hödur, traf schwere Strafe. Die Tötung Baldurs konnte nicht sofort gerächt werden, denn sie war an heiliger Freistätte geschehen; – freilich schützt sonst die Freistätte den nicht, der sie selbst verletzt. Schon vorher hatte er die Götter wiederholt durch seinen Rat in Gefahr gebracht oder nur durch zweideutige oder unzweideutig treulose Mittel sie aus der von ihm herbeigeführten Gefahr gerettet und somit schuldig gemacht. Aber auch noch nach Baldurs Ermordung hatte er alle Götter und Göttinnen, wie sie in Ögirs Halle zu fröhlichem Festmahl versammelt sassen, durch frevle, wahre und wohl meist unwahre, mindestens böslich übertriebene Schmähungen auf das bitterste gekränkt (man hat ihn hierbei als "das böse Gewissen" der Götter auffassen wollen, gewiss nicht mit Recht). Schon um Baldurs willen vor den Göttern flüchtig, wird er nun abermals von ihnen verfolgt.
Es liegen hier allerlei Widersprüche in der Überlieferung; fest steht nur, dass er, einmal gebunden, bis zur Götterdämmerung nicht mehr loskommt; daher muss man natürlich und notwendig Baldurs Ermordung vor Lokis Fesselung stellen und die Verhöhnung der Götter möchte man gern vor diese Mordtat setzen, da er sich nach ihr doch schwerlich wieder den Göttern naht! Allein die Edda stellt die Bestrafung mit jener Verhöhnung zusammen, nicht mit der Ermordung Baldurs.
Als Loki nun die Götter so sehr wider sich aufgebracht hatte, entfloh er und barg sich auf einem Berge. Da machte er sich ein Haus mit vier Türen, so dass er aus dem Hause nach allen Seiten sehen konnte. Oft am Tage verwandelte er sich in Lachsgestalt, barg sich in einem Wasserfall und bedachte bei sich, welches Kunststück die Asen wohl erfinden könnten, ihn in dem Wasserfall zu fangen? Und einst, als er daheim sass, nahm er Flachsgarn und flocht es zu Maschen, wie man seitdem Netze macht. So erfand er selbst das erste Netz und das einzige Mittel, damit er gefangen werden konnte. Dabei brannte Feuer vor ihm. Da sah er, dass die Asen nicht weit von ihm waren; denn Odin hatte von Hlidskialfs Höhe des Flüchtlings Aufenthalt erspäht. Da sprang er schnell auf und hinaus ins Wasser, nachdem er das Netz ins Feuer geworfen hatte. Und als die Asen zu dem Hause kamen, da ging der zuerst hinein, der von allen der weiseste war und Kwâsir (Odin?) heisst. Und als er im Feuer die Asche sah, wo das Netz gebrannt hatte, da merkte er, dass dies ein Kunstgriff sein sollte, Fische zu fangen, und sagte das den Asen. Da fingen sie an und machten ein Netz jenem nach, das Loki gemacht hatte, wie sie es in der Asche sahen. Und als das Netz fertig war, gingen sie zu dem Fluss und warfen das Netz in den Wasserfall. Thor hielt das eine Ende, das andre die übrigen Asen, und nun zogen sie das Netz. Aber Loki schwamm voran und legte sich am Boden zwischen zwei Steine, so dass sie das Netz über ihn hinwegzogen; doch merkten sie wohl, dass etwas Lebendiges vorhanden sei. Da gingen sie abermals an den Wasserfall und warfen das Netz aus, nachdem sie etwas so Schweres daran gebunden hatten, dass nichts unten durchschlüpfen mochte. Loki fuhr vor dem Netze her, und als er sah, dass es nicht mehr weit von der See sei, da sprang er über das ausgespannte Netz und lief zurück in den Sturz (hier hält er sich also für sichrer als im Meere; warum?). Nun sahen die Asen, wo er geblieben war; da gingen sie wieder an den Wasserfall und teilten sich in zwei Haufen nach den beiden Ufern des Flusses; Thor aber, mitten im Flusse watend, folgte ihnen bis an die See. Loki hatte nun die Wahl, entweder in die See zu laufen, was lebensgefährlich war (warum?), oder abermals über das Netz zurückzuspringen. Er tat das letzte und sprang schnell über das ausgespannte Netz. Thor griff nach ihm und kriegte ihn in der Mitte zu fassen; aber er glitt ihm in der Hand, so dass er ihn erst am Schwanz wieder festhalten mochte. Darum ist der Lachs hinten spitz. Nun war Loki friedlos gefangen. Sie brachten ihn in eine Höhle und nahmen drei lange Felsenstücke, stellten sie auf die schmale Kante und schlugen ein Loch in jedes. Dann wurden Lokis Söhne, Wali und Nari (oder Narwi) gefangen. Wali verwandelten die Asen in Wolfsgestalt; da zerriss er seinen Bruder Nari. Da nahmen die Asen die Därme;
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