Walisischer Sommer
vor Glück. Dann legte Christa ihm die Hand auf den Arm und stellte verwundert fest, wie sehr Daniel auf die leichte Berührung reagierte. „Laß uns nicht mehr warten, Daniel. Ich möchte es nicht … und kann es auch nicht”, gestand sie offen ein.
Sekundenlang schwieg er, und Christa befürchtete schon, etwas Falsches gesagt zu haben. Das Gefühl der Freude war schlagartig verschwunden, und Christa errötete, als sie den Blick abwandte und niedergeschlagen hinzufügte: „Es tut mir leid … ich hätte nicht …”
„Was hast du da gesagt? Empfindest du wirklich so für mich?” Er nahm sie in die Arme, drehte sie herum und schob sie in den Schutz einer überdachten Einfahrt. „Kannst du dir überhaupt vorstellen, was deine Worte in mir auslösen? Und wie sehr ich mich nach dir sehne? Am liebsten würde ich dich gleich hier …”
Er unterbrach sich, als er Christa schockiert aufstöhnen hörte.
„Verzeih mir”, entschuldigte er sich sogleich und schüttelte den Kopf. „Es ist einfach so, daß … Gestern abend hatte ich den Eindruck, daß nur ich dich begehre und dich brauche. Es erschien mir wie eine Einbahnstraße, denn du hattest eine Mauer um dich aufgebaut, die es mir unmöglich machte, zu dir durchzudringen.”
„Ich hatte Angst.”
„Oh, Christa, wenn wir beide jetzt allein wären … Vielleicht ist es ganz gut, daß wir es nicht sind.” Er betrachtete Christas Lippen und schaute ihr dann in die Augen. „Im Bell, dem Pub nebenan, kann man sehr gut essen. Laß uns hingehen. Und während ich rasch noch etwas einkaufe, studierst du die Speisekarte und bestellst uns etwas.”
Obwohl sie eine erwachsene Frau war, weltgewandt und weitgereist, konnte sie nicht verhindern, daß sich eine verräterische Hitze in ihrem Körper ausbreitete. Sie erbebte.
„Was hast du?” erkundigte Daniel sich sanft. „Bekommst du etwa kalte Füße?”
Als sie den Kopf schüttelte, entspannte Daniels Miene sich.
„Gut, dann brauche ich keine warmen Bettschuhe auf die Einkaufsliste zu setzen, oder?” meinte er neckend. Dann berührte er federleicht ihre Lippen mit seinen und löste sich von ihr.
„Ich habe Rindsbraten in Apfelweinsoße für uns beide ausgewählt. Magst du das?”
„O ja, sehr gern sogar”, bestätigte Daniel, während er sich neben Christa an den Tisch setzte. Er war länger weggeblieben, als sie erwartet hatte.
„Willst du nicht wissen, was ich gekauft habe?” fragte er und lächelte vielsagend.
Christa errötete schon wieder.
„Das gefällt mir einfach an dir”, meinte er. „Beim Gemüsehändler gab es übrigens keine Gurken mehr …”
„Oh, hör damit auf”, bat sie ihn und verschluckte sich beinahe an ihrem Mineralwasser.
Es war alles so neu für sie, das liebevolle Necken, die Intimität und die tiefen Gefühle. Aber ich könnte süchtig danach werden, denn schon jetzt kann ich davon nicht genug bekommen, überlegte sie, als Daniel unter dem Tisch ihre Hand ergriff.
„Hm, das schmeckt”, sagte sie, nachdem man ihnen das Essen serviert hatte.
„Ja, nicht schlecht”, stimmte Daniel zu. „Aber warte, bis du probiert hast, wie …”
Er verstummte und betrachtete fasziniert, wie Christa erneut rot wurde.
„Darf ich den Grund dafür erfahren?” fragte er heiser.
Christa schüttelte den Kopf. Sie war nicht bereit, ihm ihre geheimsten Gedanken zu verraten, jedenfalls jetzt noch nicht. Sie hatte sich nämlich vorgestellt, wie sehr sie es genießen würde, seinen nackten Körper zu erforschen.
„Ich wußte gar nicht, daß du kochen kannst”, wechselte sie rasch das Thema.
„Nur relativ einfache Gerichte”, erwiderte er wehmütig. „Ich habe mir fast alles selbst beigebracht, denn nach dem Tod meines Vaters verlor meine Mutter jegliches Interesse an der Hausarbeit und allem anderen auch. Ohne meinen Vater konnte sie sich zu nichts mehr aufraffen. Er war der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen und …”
„Ich glaube, die meisten Frauen empfinden so für den Mann, den sie lieben”, wandte Christa sanft ein.
„Wirklich? Das kann ich mir nicht vorstellen, denn die modernen Frauen sind sehr darauf bedacht, sich nicht in emotionale Abhängigkeit zu begeben.”
„Wenn wir uns nicht mehr auf die Männer verlassen, liegt es vielleicht daran, daß wir viel zu oft verraten worden sind.”
„Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus”, antwortete Daniel. „Und am Ende läuft es nur darauf hinaus, daß wir wieder lernen müssen, uns gegenseitig zu vertrauen.”
„Laß
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