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Walisischer Sommer

Walisischer Sommer

Titel: Walisischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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gesagt oder getan habe, das nicht mit meinem Image übereinstimmt. Du bist dann nicht sicher, ob es dir gefällt oder nicht, stimmt’s? Ach, schon gut”, fügte er hinzu, weil sie beharrlich schwieg. „Ich will nicht neugierig sein und dich nicht drängen. Sobald du bereit bist, mir mehr über ihn zu erzählen, wer auch immer er war, höre ich dir gern zu. Aber wirf mich nicht mit ihm in einen Topf, denn ich bin nicht wie er. Was fällt dir eigentlich schwerer, mir zu vertrauen oder dir selbst?”
    Dabei lächelte er sie so liebevoll an und streichelte ihr so sanft die Wange, daß es seinen Worten die Schärfe nahm und sie freundlich und gar nicht kritisch klingen ließ. Dennoch fühlte Christa sich verletzt. Aber nicht, weil Daniel sie durchschaut hatte, sondern weil er so unglaublich geschickt ihren wunden Punkt getroffen hatte. Sie hatte nämlich tatsächlich Angst, sich und ihrem Urteil zu vertrauen.
    Und sie hatte auch Angst vor ihren Gefühlen … Daniel zu lieben, ihn zu begehren und ihm einen Platz in ihrem Herzen und ihrem Leben einzuräumen.
    Aber es ist doch bereits geschehen, flüsterte ihr eine innere Stimme zu, du hast dich ja bereits ausgeliefert und in Gefahr begeben.

6. KAPITEL
    „Schau mal, dort hinten – landet da nicht ein Raumschiff?”
    Christa schreckte aus den Gedanken auf und blickte gehorsam aus dem Fenster des Landrovers. Dann hörte sie Daniel lachen und zog die Augenbrauen hoch.
    „Zumindest hast du reagiert”, verteidigte er sich, weil sie ihn vorwurfsvoll ansah. „Mindestens eine halbe Stunde warst du ganz woanders. Was hat dich so beschäftigt?”
    Seine Stimme klang ziemlich gleichgültig, der Ausdruck in seinen Augen sprach jedoch Bände, wie Christa feststellte. Und sogleich klopfte ihr das Herz wieder zum Zerspringen.
    In der vergangenen Nacht hatte sie lange wach gelegen und unentwegt über das nachgedacht, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte. Auch als sie schließlich eingeschlafen war, hatte sie von Daniel geträumt. Sie liebte ihn, brauchte ihn und begehrte ihn, doch gleichzeitig fürchtete sie sich so sehr vor ihren Gefühlen, daß sie manchmal nahe daran gewesen war, ihre Sachen zu packen und wegzulaufen, ehe es zu spät war.
    „Ach, nichts Besonderes, nur die Muster und Farben der Stoffe für die nächste Saison”, erwiderte sie ausweichend.
    Glücklicherweise blockierte in diesem Augenblick ein Schaf die Straße und lenkte Daniel von ihr ab. Christa ergriff die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
    „Das ist die Stadt?” fragte sie, als sie den Ort unten im Tal entdeckte.
    „Ja.”
    Ich würde es eher ein großes Dorf nennen, fuhr es Christa durch den Kopf, während sie die engen Straßen und die terrassenförmig angelegten grauen Steinhäuser mit den dunklen Schieferdächern betrachtete. Die ganze Ansiedlung lag eingebettet zwischen den Bergen. Christa bemerkte auch die große Fläche für den Viehmarkt und den großen, spitzen Kirchturm.
    Daniel erklärte ihr dann die Geschichte der Stadt in groben Zügen und erwähnte die Sehenswürdigkeiten. Und als er den Wagen durch die schmalen Gassen lenkte, in denen auffallend viele gutgelaunte Menschen herumliefen, kamen sie nur im Schrittempo voran.
    Plötzlich bemerkte Daniel die ältere Frau mit dem Einkaufskorb am Arm, die ihn strahlend anlächelte. Sogleich hielt er an, kurbelte die Fensterscheibe herunter und begrüßte die Frau herzlich. „Schön, daß Sie die Krücken nicht mehr brauchen, Meg. Ist der Knöchel wieder heil?”
    „O ja, Gott sei Dank.”
    „Gut. Vergessen Sie nicht, es bringt nichts, das Dach selbst ausbessern zu wollen”, rief er ihr freundlich zu.
    „Was hat die Frau denn gemacht?” fragte Christa, als sie weiterfuhren.
    „Meg besitzt ein kleines Haus am Stadtrand. Bei einem Sturm wurden einige Dachziegel weggerissen, und als Meg sie ersetzen wollte, fiel sie von der Leiter und brach sich den Knöchel.”
    „Kaum zu glauben. Sie ist doch mindestens Mitte Sechzig.”
    „Ganz genau einundsiebzig”, erwiderte Daniel.
    „Warum wollte sie es denn selbst reparieren? Sie hätte doch jemanden damit beauftragen können.”
    „Wir leben hier in einer ganz anderen Welt, Christa. Die Menschen helfen sich selbst. Bei Meg kommt noch hinzu, daß sie nur ein kleines Einkommen hat, aber viel zu stolz ist, jemanden um Hilfe zu bitten.”
    „Sie hätte sich das Genick brechen können”, wandte Christa ein und fand den Gedanken schrecklich, das Dach ihres Hauses selbst instand setzen zu

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