Walisischer Sommer
müssen.
Schließlich bog Daniel in eine kleine Seitenstraße und verkündete: „Wir parken hier. Das Sportgeschäft ist gleich um die Ecke.”
„Ich bin durchaus noch gut zu Fuß und kann auch größere Strecken laufen”, unterbrach sie ihn gereizt.
„Es ist kühl heute, und es weht ein scharfer Wind. Für ein solches Wetter bist du nicht entsprechend angezogen”, meinte er ruhig. „Das heißt natürlich nicht, daß du nicht phantastisch aussiehst”, fügte er sanft hinzu. „Im Gegenteil, die Farbe steht dir ausgesprochen gut. Ein Armani-Modell, stimmt’s?” fragte er mit einem Blick auf ihren cremefarbenen Hosenanzug.
„Richtig”, gab sie zu. Sie war überrascht über seine Fachkenntnisse und hätte zu gern gewußt, woher sie stammten. Aber irgend etwas hinderte sie daran, sich danach zu erkundigen. Vielleicht weil sie Angst vor der Antwort hatte und befürchtete, daß er eine intime Beziehung mit einer anderen Frau erwähnen würde?
„Komm zurück”, forderte er sie freundlich auf. „Keine Angst, ich will nicht wissen, was du gedacht hast”, erklärte er rasch, als sie ihn leicht besorgt anschaute. „Wenn du meinst, ich solle es erfahren, erzählst du es mir sowieso. Siehst du, Christa, im Gegensatz zu dir vertraue ich dir nämlich.”
Sie wollte ihm widersprechen, überlegte es sich aber dann anders. Wenn es nur so einfach wäre, wie er es darstellt, fuhr es ihr durch den Kopf, während Daniel ausstieg, um den Wagen ging und ihr die Tür aufhielt.
Das Sportgeschäft erwies sich als sehr geräumig und das Sortiment als ausgesprochen reichhaltig. Die Atmosphäre im Laden war nett. Ein junger Mann kam auf sie zu und hörte sich aufmerksam Daniels Wünsche an. Eine halbe Stunde später verließen sie den Laden wieder und hatten viele modische und praktische Sachen gekauft: eine Jacke, warme Leggings, Socken, Wollunterwäsche, eine Thermohose und natürlich Wanderschuhe.
„So, nachdem wir dich jetzt bestens ausgestattet haben, steht morgen die Bergwanderung auf dem Programm …” Daniel lächelte belustigt, als Christa gequält seufzte.
„Ah, da sind Sie ja, Daniel …” Die ältere Frau, mit der Daniel zuvor gesprochen hatte, stand plötzlich vor ihnen.
„Ich wollte mich noch bei Ihnen bedanken”, sagte sie ein wenig scheu. „Eigentlich war es gar nicht nötig, ich hätte das Dach auch selbst repariert. Alan Jones hat mir berichtet, ich würde keine Rechnung erhalten. Irgendwie mag ich es nicht, anderen etwas schuldig zu bleiben.”
„Ach, wir helfen uns doch nur gegenseitig”, erwiderte Daniel unbekümmert.
„Mag sein, aber ich habe Ihnen nicht geholfen.”
„Noch nicht”, stimmte er zu. „Aber ich hoffe, Sie werden es. Es geht nämlich um meinen Ziegenbock, der sich ziemlich einsam fühlt. Sie halten doch Ziegen, nicht wahr?”
„Ich soll Ihnen das Tier abnehmen? Ja, das geht in Ordnung. Dennoch, ich möchte keine Almosen, auch nicht von Ihnen. Den Ziegenbock können Sie mir am Ende des Monats bringen.”
„Okay, wird gemacht.” Daniel verabschiedete sich lächelnd.
„Du willst Clarence loswerden?” fragte Christa, nachdem Meg weg war. Christa dachte über das nach, was sie soeben mitbekommen hatte, denn offenbar hatte Daniel die Dachreparatur für Meg veranlaßt und bezahlt. Wenn er wirklich der Mann wäre, für den sie ihn ursprünglich gehalten hatte, hätte er sich nie als so großzügig erwiesen.
Sie verspürte ein eigenartiges Gefühl von Wärme und Erleichterung, so als würde eine Last von ihr abfallen. Sie fühlte sich auf einmal so beschwingt und fröhlich, daß sie am liebsten die ganze Welt umarmt hätte.
„Es wird Zeit, daß er ein neues Zuhause bekommt”, antwortete Daniel nun. „Er braucht Gesellschaft, und außerdem …”
„Außerdem was?” fiel Christa ihm übermütig ins Wort. Ihre Augen strahlten, und ihre Wangen glühten.
„Er soll dich nicht noch einmal so sehr erschrecken, daß du dich vor Entsetzen in meine Arme wirfst”, erwiderte Daniel sanft.
Christa raubte es fast den Atem, als sie den seltsamen Glanz in seinen Augen entdeckte, dieses Leuchten in seinem Blick, das immer signalisierte, wenn Daniel besonders glücklich und auch erregt war.
„Ich habe mich dir nicht in die Arme geworfen”, sagte sie gespielt empört.
„Nein, du hast recht”, meinte er leise. „Aber genau dort wirst du landen, wenn du mich weiterhin so anschaust. Du weißt, wie du auf mich wirkst, nicht wahr?”
„Ja”, gab sie zu, und ihre Stimme bebte
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