Walking Disaster
ging.
»Täubchen?«, rief ich.
Ich trat durch die noch offene Wohnungstür und sah Abby auf Americas Honda zugehen.
Als sie nicht antwortete, rannte ich die Treppe runter und über die Wiese zu Shepley, America und Abby.
»Was tust du da?«, fragte ich und zeigte auf ihr Gepäck.
Abby lächelte verlegen. Ganz offensichtlich war etwas nicht in Ordnung.
»Täubchen?«
»Ich bringe mein Zeug zum Morgan. Da gibt es jede Menge Waschmaschinen und Trockner, und ich habe geradezu grotesk viel Wäsche zu erledigen.«
Ich runzelte die Stirn. »Du wolltest gehen, ohne mir Bescheid zu sagen?«
»Sie wollte ja wiederkommen, Trav. Du bist einfach so was von paranoid«, erklärte America.
»Oh«, sagte ich, immer noch verunsichert. »Aber du übernachtest doch hier, oder?«
»Ich weiß noch nicht. Ich schätze mal, es hängt davon ab, wie schnell meine Wäsche fertig ist.«
Obwohl ich wusste, dass sie wahrscheinlich immer noch sauer wegen meiner Entscheidung zugunsten von Benny war, ließ ich es auf sich beruhen. Ich lächelte und zog sie an mich. »In drei Wochen werde ich jemanden bezahlen, der deine Wäsche macht. Oder du kannst deine schmutzigen Sachen einfach wegwerfen und neue kaufen.«
»Du willst wieder für Benny kämpfen?«, fragte America entsetzt.
»Er hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.«
»Travis –«, fing Shepley an.
»Fangt ihr jetzt nicht auch noch an. Wenn ich meine Meinung schon für Abby nicht ändere, dann bestimmt nicht für euch.«
America tauschte einen Blick mit Abby. »Dann sehen wir lieber zu, dass wir dich zurückbringen, Abby. Der Wäscheberg wird dich ewig beschäftigen.«
Ich beugte mich herab, um Abby zu küssen. Sie zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich, was mich ein wenig beruhigte.
»Bis nachher«, sagte ich und hielt ihr die Beifahrertür auf. »Hab dich lieb.«
Shepley hob Abbys Tasche in den Kofferraum des Honda. Dann stieg auch America ein und schnallte sich an.
Ich schloss die Beifahrertür und verschränkte die Arme vor der Brust.
Shepley stand neben mir. »Du willst doch nicht wirklich für Benny kämpfen, oder?«
»Das ist eine Menge Geld, Shepley. Eine sechsstellige Summe pro Kampf.«
»Sechsstellig?«
»Könntest du das ablehnen?«
»Ich würde es tun, wenn ich befürchten müsste, dass America mir dafür den Laufpass gibt.«
Ich lachte kurz auf. »Abby wird mir dafür nicht den Laufpass geben.«
In dem Moment setzte America aus der Parklücke zurück, und ich bemerkte die Tränen, die über Abbys Wangen flossen.
Ich lief an ihr Fenster und klopfte dagegen. »Was ist los, Täubchen?«
»Fahr, Mare«, las ich von ihren Lippen, während sie sich über die Augen wischte.
Ich rannte neben dem Wagen her und schlug mit der flache Hand gegen das Glas. Abby sah mich nicht an, und eine furchtbare Panik fuhr mir in die Glieder. »Täubchen? America! Halt den verdammten Wagen an! Abby, tu das nicht!«
America bog auf die Hauptstraße und trat aufs Gas.
Ich sprintete hinter ihnen her, aber als der Honda fast nicht mehr zu sehen war, drehte ich um und rannte zu meiner Harley zurück. Ich riss die Schlüssel aus der Hosentasche und sprang auf.
»Nicht, Travis«, warnte Shepley mich.
»Verdammt noch mal, sie verlässt mich, Shep!«, schrie ich ihn an und hatte den Motor kaum gestartet, als ich schon mit Vollgas über die Straße raste.
America hatte gerade die Fahrertür zugeschlagen, als ich auf dem Parkplatz von Morgan Hall ankam. Ich bockte die Maschine auf, kaum dass ich zum Halten kam. Danach rannte ich zum Honda und riss die Beifahrertür auf. America biss die Zähne zusammen und schien auf alles gefasst, was ich ihr an den Kopf werfen mochte.
Ich schaute auf den Ziegelbau und wusste, Abby befand sich irgendwo dort drin. »Du musst mich reinlassen, Mare«, flehte ich.
»Tut mir leid«, sagte sie nur. Als Nächstes legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Parklücke.
Gerade als ich, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zum Eingang hinaufsprang, kam ein Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte, heraus. Ich fing die Tür auf, aber sie verstellte mir den Weg.
»Ohne Begleitung kannst du nicht rein.«
Ich holte meine Motorradschlüssel aus der Tasche und hielt sie ihr vor die Nase. »Meine Freundin, Abby Abernathy, hat ihre Autoschlüssel in meiner Wohnung liegen gelassen. Ich bringe sie ihr nur vorbei.«
Das Mädchen nickte verunsichert, machte mir aber den Weg frei.
Immer mehrere Stufen auf
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