Walking Disaster
Verzögerung.«
America wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und grinste. »Ich hab schon mal Sake getrunken, Shep. Mach dich locker.«
Je mehr wir tranken, desto lauter wurden wir. Dem Personal schien das nichts auszumachen, aber das lag wahrscheinlich daran, dass es schon so spät war und außer uns nur noch ein paar andere am entgegengesetzten Ende des Lokals saßen, die wahrscheinlich genauso betrunken waren wie wir. Außer Shepley. Er war zu besorgt um seinen Wagen, als dass er viel getrunken hätte, wenn er fuhr. Außerdem liebte er America noch mehr als sein Auto. Seit er sie kannte, mäßigte er nicht nur seinen Alkoholkonsum, sondern befolgte auch alle Verkehrsregeln und benutzte sogar den Blinker.
So war das anscheinend, wenn man unterm Pantoffel stand.
Die Kellnerin brachte die Rechnung, und ich warf ein bisschen Cash auf den Tisch. Dann stupste ich Abby an, und sie schlüpfte aus der Nische. Spaßeshalber stieß sie mich mit dem Ellbogen an, und ich legte lässig den Arm um sie, während wir den Parkplatz überquerten.
America setzte sich auf den Beifahrersitz, und begann sofort am Ohr ihres Freundes zu knabbern. Abby warf mir einen Blick zu, verdrehte die Augen, ließ sich aber ansonsten von dieser Peepshow nicht die Stimmung verderben.
Nachdem Shepley das Red erreicht hatte, kurvte er zwei-, dreimal an den Reihen geparkter Autos entlang.
»Heute noch, Shep«, murmelte America.
»Hey, ich muss eine breite Lücke finden. Ich will doch nicht, dass mir irgendein besoffener Idiot den Lack verkratzt.«
Vielleicht. Vielleicht wollte er aber auch nur Americas Zunge noch ein bisschen länger in seinem Ohr spüren. Oh Mann.
Schließlich parkte er ganz am Rand, und ich half Abby beim Aussteigen. Sie zog und zupfte an ihrem Kleid, dann wackelte sie ein bisschen mit den Hüften, bevor sie meine Hand nahm.
»Ich wollte euch schon wegen eurer Ausweise fragen«, sagte ich. »Die sind ja makellos. Bestimmt habt ihr die nicht hier aus der Gegend.«
»Stimmt, die haben wir schon länger. Das war auch nötig in …«
Warum zum Teufel brauchte sie überhaupt einen gefälschten Ausweis?
»… in Wichita.«
Der Schotter knirschte unter unseren Füßen, und Abby drückte meine Hand.
Da stolperte America. Ich ließ Abbys Hand instinktiv los, aber Shepley fing seine Freundin auf, bevor sie hinfiel.
»Ein Glück, dass du so gute Verbindungen hast«, kicherte America.
»Du lieber Gott, Mädchen!« Shepley fasste America am Arm, bevor sie schon wieder fast stürzte. »Ich glaube, du hast für heute Abend genug.«
Ich fragte mich stirnrunzelnd, was das alles zu bedeuten hatte. »Wovon redest du da, Mare? Welche Verbindungen?«
»Abby hat ein paar alte Freunde, die –«
»Die Ausweise sind gefälscht, Trav«, mischte Abby sich ein, bevor America den Satz beenden konnte. »Man muss die richtigen Leute kennen, wenn man ordentliche bekommen will, stimmt’s?«
Ich sah zu America hin und wusste, irgendwas stimmte nicht, aber sie wich meinem Blick konsequent aus. Auf dem Thema weiter herumzureiten, erschien mir wenig sinnvoll, zumal Abby mich gerade Trav genannt hatte. Daran konnte ich mich durchaus gewöhnen.
Ich streckte ihr die Hand hin. »Stimmt.«
Sie nahm sie und lächelte mich an wie ein Falschspieler. Sie dachte wohl, sie habe mich gerade ausgetrickst. Auf das Thema musste ich definitiv ein andermal zurückkommen.
»Ich brauche noch einen Drink!«, rief sie und zog mich in Richtung der großen roten Tür des Klubs.
»Shots!«, kreischte America.
Shepley rollte mit den Augen. »Ah ja, genau das brauchst du, noch einen Shot.«
Alle Köpfe drehten sich um, als Abby eintrat, selbst ein paar Jungs in Begleitung ihrer Freundinnen verrenkten sich die Hälse und lehnte sich auf ihren Stühlen zurück, um sie länger sehen zu können.
Oh, verdammt. Das wird ein harter Abend , dachte ich und drückte Abbys Hand fester.
Wir gingen an den Tresen, der der Tanzfläche am nächsten war. Megan stand in den rauchigen Schatten bei den Billardtischen. Ihr übliches Jagdrevier. Mit ihren großen blauen Augen hatte sie mich schon erfasst, bevor ich sie überhaupt erkannt hatte. Sie hielt sich nicht lange damit auf, mich zu beobachten. Abbys Hand lag nach wie vor in meiner, und Megans Miene veränderte sich in dem Augenblick, als sie das bemerkte. Ich nickte ihr zu, und sie grinste.
Mein Stammplatz an der Bar war frei, aber es war weit und breit der einzig freie Hocker. Cami sah mich kommen und Abby hinter
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