Walking Disaster
»Sehen Sie zu, dass Sie rauskommen, und seien Sie produktive Mitbürger.«
Mein Rucksack schlug mir gegen den Rücken, als ich über den Campus sprintete. Auf direktem Weg zur Cafeteria. Ich entdeckte America und Abby, die nur noch ein paar Schritte vom Eingang entfernt waren.
Shepley packte America am Arm. »Mare«, keuchte er.
Ich stützte die Arme auf die Hüften und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
»Verfolgt euch ein Mob wütender Frauen?«, scherzte Abby.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Hände zitterten so, dass ich die Träger meines Rucksacks umklammerte. »Ich wollte dich nur abfangen … bevor … ihr reingeht«, stieß ich hervor.
»Was ist denn los?«, fragte America.
»Es geht ein Gerücht um«, begann Shepley. »Alle sagen, dass Travis Abby mit nach Hause genommen hat und … die Details unterscheiden sich, aber es klingt ziemlich schlimm.«
»Wie? Meinst du das im Ernst?«, rief Abby.
America verdrehte die Augen. »Wen kümmert das, Abby? Die Leute spekulieren seit Wochen über dich und Trav. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand unterstellt, ihr würdet miteinander schlafen.«
Ich sah Shepley an und hoffte, dass ihm inzwischen ein Ausweg aus der Bredouille eingefallen war, in die ich mich selbst gebracht hatte.
»Was?«, fragte Abby. »Da geht es noch um etwas anderes, oder?«
Shepley zuckte zusammen. »Es heißt, du hättest bei Brazil mit Parker geschlafen und dann zugelassen, dass Travis … dich mit nach Hause nimmt, wenn du verstehst, was ich meine.«
Ihr fiel die Kinnlade runter. »Na toll! Ich bin jetzt wohl die Schulschlampe?«
Ich hatte diese Suppe eingebrockt, und jetzt musste Abby die Scheiße auslöffeln. »Das ist meine Schuld. Ginge es um jemand anderen, würde niemand so was über dich sagen.« Mit zu Fäusten geballten Händen marschierte ich in die Cafeteria.
Abby setzte sich, und ich suchte mir ein paar Stühle von ihr entfernt einen Platz. Es hatte schon früher Gerüchte darüber gegeben, dass ich Mädchen vögelte, und manchmal war auch Parkers Name im Spiel gewesen, aber bislang war mir das egal gewesen. Doch Abby verdiente es nicht, dass man so von ihr dachte, nur weil sie mit mir befreundet war.
»Du musst nicht so weit weg sitzen, Trav. Komm schon, setz dich her«, forderte Abby mich auf und zeigte auf den freien Platz ihr gegenüber.
»Wie ich gehört habe, hattest du einen ganz schön heißen Geburtstag, Abby«, sagte Chris Jenks und warf ein Salatblatt auf meinen Teller.
»Lass sie in Ruhe, Jenks«, warnte ich ihn drohend.
Chris grinste und pustete seine rundlich rosigen Backen auf. »Hab gehört, Parker soll außer sich sein. Er sagt, er sei gestern bei deiner Wohnung vorbeigekommen, und du und Travis hättet noch im Bett gelegen.«
»Sie haben ein Nickerchen gemacht, Chris«, schaltete America sich ein.
Abby blitzte mich an. »Parker war da?«
Ich rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl herum. »Ich wollte es dir noch sagen.«
»Wann denn?«, giftete sie.
America beugte sich an ihr Ohr und erklärte ihr wahrscheinlich, was alle anderen bereits wussten.
Da stützte Abby die Ellbogen auf den Tisch und schlug die Hände vors Gesicht. »Das wird ja immer besser.«
»Ihr beide habt es also gar nicht miteinander getrieben?«, fragte Chris. »Verdammt, das ist natürlich eine Scheiße. Eigentlich dachte ich, Trav, Abby wäre endlich die Richtige für dich.«
»Du hältst jetzt besser die Klappe, Chris«, warnte Shepley.
»Wenn du gar nicht mit ihr geschlafen hast, könnte ich es dann wohl mal versuchen?«, meinte Chris und prustete in Richtung seiner Teamkollegen.
Ohne zu überlegen, stieß ich meinen Stuhl zurück und stürzte mich über den Tisch auf Chris. Seine Miene verwandelte sich wie in Zeitlupe von grinsend zu aufgerissenen Augen und Mund. Ich packte ihn mit einer Hand am Hals und krallte die andere in sein T-Shirt. Meine Knöchel spürten kaum, wie sie auf sein Gesicht trafen. Ich war rasend vor Wut und kurz davor, völlig außer Kontrolle zu geraten. Chris versuchte, sein Gesicht zu schützen, aber ich drosch weiter auf ihn ein.
»Travis!«, schrie Abby und kam um den Tisch gelaufen.
Meine Faust blieb in der Luft hängen, dann ließ ich Chris’ Shirt los. Er plumpste wie ein Sack zu Boden. Abbys Gesichtsausdruck brachte mich ins Wanken. Was sie gerade gesehen hatte, ängstigte sie. Sie schluckte und wich einen Schritt zurück. Ihre Furcht machte mich nur noch wütender. Allerdings nicht wütend auf sie. Und ich schämte
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