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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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mich.
    Ich schob mich an ihr vorbei und stieß alle anderen beiseite, die mir im Weg standen. Volltreffer. Erst hatte ich es geschafft, das Mädchen, das ich liebte, ins Gerede zu bringen, und nun erschreckte ich sie auch noch halb zu Tode.
    Mein einsames Schlafzimmer erschien mir als der einzig angemessene Ort. Ich schämte mich sogar zu sehr, um meinen Vater aufzusuchen. Shepley holte mich ein. Wortlos stieg er mit mir in den Charger und startete den Motor.
    Wir sprachen auf dem Weg zur Wohnung nicht. Mein Verstand weigerte sich, mir die Szene auszumalen, die sich abspielen würde, wenn Abby beschloss, nach Hause zu kommen.
    Shepley parkte an der üblichen Stelle, ich stieg aus und ging wie ein Zombie die Treppe hoch. Es gab kein denkbares Happy End. Entweder würde Abby gehen, weil das, was sie gesehen hatte, sie erschreckte, oder, noch schlimmer – ich würde ihr die Wettschuld erlassen müssen, damit sie gehen konnte, auch wenn sie es selbst gar nicht wollte.
    Mein Herz war hin- und hergerissen zwischen »Abby in Ruhe lassen« und »ihr heftiger zusetzen als einem frisch getrennten Sororitygirl im ersten Stock eines Fraternityhauses«. Sobald ich in meinem Zimmer war, warf ich den Rucksack an die Wand und knallte die Tür hinter mir zu. Leider fühlte ich mich davon nicht besser. Dass ich mich wie ein trotziges Kleinkind benahm, erinnerte mich nur daran, dass ich Abby die Zeit stahl, indem ich ihr nachstieg – wenn man das überhaupt Nachsteigen nennen konnte.
    Das hohe Motorengeräusch von Americas Honda war kurz zu hören, bevor sie die Zündung abstellte. Abby würde mitgekommen sein. Gleich würde sie mich entweder anschreien oder das totale Gegenteil. Ich war mir unsicher, mit was ich mich schlechter fühlen würde.
    »Travis?«, sagte Shepley und machte die Tür ein Stück auf.
    Ich schüttelte den Kopf, dann setzte ich mich aufs Bett. Die Matratze gab unter meinem Gewicht nach.
    »Du weißt doch noch nicht mal, was sie sagen wird. Sie könnte doch auch bloß nach dir sehen wollen.«
    »Nein.«
    Shepley schloss die Tür wieder. Die Bäume draußen waren braun oder verloren gerade den letzten Rest Farbe. Bald würden sie kahl sein. Wenn die letzten Blätter fielen, würde Abby längst fort sein. Verdammt, ich fühlte mich so was von deprimiert.
    Wenige Minuten später klopfte es erneut. »Travis? Ich bin’s, mach auf.«
    Ich seufzte. »Geh weg, Täubchen.«
    Die Tür knarrte, als sie sie aufmachte. Ich drehte mich nicht um. Musste ich auch nicht. Toto war hinter mir, und sein kleiner Schwanz schlug bei ihrem Anblick freudig gegen meinen Rücken.
    »Was ist mit dir los, Trav?«, fragte sie.
    Ich wusste nicht, wie ich ihr die Wahrheit sagen sollte, und ein Teil von mir wusste, dass sie mich sowieso nicht hören würde, also starrte ich einfach weiter aus dem Fenster und zählte die fallenden Blätter. Mit jedem einzelnen, das sich löste und zu Boden segelte, waren wir ein Stück näher an Abbys Verschwinden aus meinem Leben. Meine eigene natürliche Sanduhr.
    Abby stand mit verschränkten Armen neben mir. Ich wartete darauf, dass sie mich anschreien oder sonst wie für den Ausraster in der Cafeteria bestrafen würde.
    »Willst du nicht mit mir darüber reden?«
    Sie drehte sich schon wieder zur Tür um, als ich seufzte. »Erinnerst du dich noch an den Tag, als Brazil mich schwach angeredet hat und du mir beigesprungen bist? Also … so war das heute auch. Ich habe mich nur zu ein bisschen mehr hinreißen lassen.«
    »Du warst schon wütend, bevor Chris irgendwas gesagt hat«, meinte sie und setzte sich neben mir aufs Bett. Toto krabbelte sofort auf ihren Schoß und bettelte um Aufmerksamkeit. Das Gefühl kannte ich auch. All die Mätzchen, meine albernen Stunts. Alles, um irgendwie ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. Nicht mal mein irres Verhalten.
    »Ich habe das vorhin ernst gemeint. Du musst weggehen, Täubchen. Gott weiß, dass ich es nicht schaffe, mich von dir zu trennen.«
    Sie berührte meinen Arm. »Du willst doch nicht, dass ich gehe.«
    Sie hatte keine Vorstellung davon, wie recht – und wie unrecht – sie damit hatte. Meine widerstreitenden Gefühle für sie waren zum Verrücktwerden. Ich liebte sie, konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, aber gleichzeitig wünschte ich ihr etwas Besseres. Wenn ich aber daran dachte, war die Vorstellung, Abby könnte mit jemand anderem zusammen sein, unerträglich. Keiner von uns beiden hatte etwas zu

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