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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Wohnung bringen. Ich werde ungefähr ab 20 Uhr zu Hause sein.«
    »Wird gemacht. Übrigens, Herr Knabbe sucht dich.«
    Sylvie lächelte vor sich hin: Ivonne war eine großartige Assistentin. Vor allem aber hasste sie ihren gemeinsamen Chef genauso sehr, wie Sylvie es tat. Ivonnes kleine Rebellion bestand darin, dass sie seine amerikanisierte Ungezwungenheit zurückwies und ihn nie als Andreas anredete und ihn auch im Gespräch mit anderen nie bei seinem Vornamen nannte.
    »Was hast du zu ihm gesagt?«, fragte Sylvie.
    »Dass du auf einer heißen Fährte bist. Außerdem habe ich behauptet, dass der Akku deines Handys momentan schwach sei, weshalb du es zeitweilig abgestellt hast und nicht zu erreichen bist.«
    »Ivonne, du bist ein Ass.«
    »Und ob. Oh, da war noch ein Anruf. Ein Mann wollte unbedingt mit dir reden, hat aber keinen Namen hinterlassen. Er will sich später noch einmal melden. Ehrlich gesagt, er klang ein bisschen gruselig.«
    Sylvie beauftragte ihre Assistentin, Knabbe mitzuteilen, dass sie am nächsten Morgen in aller Frühe im Büro sein werde. Wegen des anonymen Anrufers solle Ivonne sich keine Sorgen machen. Wahrscheinlich sei es irgendein Spinner gewesen. Sie beendete das Gespräch, schwenkte in den Verkehr auf der Reeperbahn ein und fuhr zurück in die Stadt.
     
6.
    Fabel wurde von Renate angerufen, als er gerade mit Anna und Werner in den fünften Stock des Präsidiums fahren wollte, um van Heiden aufzusuchen. »Hast du schon mit Gabi gesprochen?«, fragte Renate ohne Umschweife.
    »Noch nicht. Das weißt du doch. Warum rufst du mich bei der Arbeit an, um mir eine Frage zu stellen, deren Antwort du kennst? Ich treffe mich am Donnerstag mit Gabi. Dann werde ich mit ihr reden.«
    »Du hättest mit ihr telefonieren können.«
    »Das ist eine Sache, über die ich nicht am Telefon mit ihr sprechen möchte. Ich wähle den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort. Versuchs auch mal, Renate. Außerdem ist die Frage von Gabis Berufswahl nicht gerade dringend. Sie hat noch nicht einmal ihr Abitur.«
    »Probleme?«, fragte Werner, als Fabel den Hörer niederlegte. Anna und Werner hatten während der Auseinandersetzung verlegen in Fabels Büro gestanden.
    »Der schlimmsten Art. Renate. Gabi denkt über eine Laufbahn bei der Polizei nach. Ich übe einen schlechten Einfluss auf sie aus, meint Renate.«
    »Ich hätte mir nicht gewünscht, dass eine meiner Töchter diese Arbeit macht«, erklärte Werner.
    »Tatsächlich? Und wenn du einen Sohn gehabt hättest?«, fragte Anna.
    »Du weißt, dass ich keinen Sohn habe. Also bin ich mir unschlüssig. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, Anna.«
    Fabel atmete tief durch. »Seid ihr so weit? Dann lasst uns unter den Erhabenen wandeln.«
     
    Sie warteten fünf Minuten lang vor van Heidens Büro, wurden jedoch nicht hineingerufen. Stattdessen kam van Heiden heraus. Er war noch dabei, sich seine Anzugjacke überzustreifen.
    »Folgen Sie mir.« Van Heiden warf einen missbilligenden Blick auf Annas Jeans und T-Shirt.
    Das Hamburger Polizeipräsidium hatte die Form eines gigantischen Polizeisterns, des Symbols aller Polizeibehörden in Deutschland. Das gesamte Präsidium war um einen runden, zum Himmel geöffneten Innenhof angelegt. Alle Bürogruppen, darunter die der Mordkommission, gingen als Strahlen des Sterns von den kreisförmigen Korridoren ab. Fabel, Werner und Anna folgten van Heiden den Bogen der fünften Etage entlang, bis sie die Türen der Präsidialabteilung erreichten. Hier lagen die Amtszimmer von Hugo Steinbach, dem Polizeipräsidenten, und seinen Stellvertretern.
    »Polizeipräsident Steinbach hat den Wunsch geäußert, an diesem Treffen teilzunehmen«, erklärte van Heiden. Er schwieg eine Sekunde lang und wandte sich Fabel zu. »Hören Sie, Jan, ich lasse mich nicht gern auf dem falschen Fuß erwischen. Was haben Sie Herrn Steinbach mitgeteilt?«
    »Nichts«, antwortete Fabel. »Ich dachte, Sie ...«
    Van Heiden schüttelte den Kopf. »Sieht so aus, als wären wir beide auf dem falschen Fuß erwischt worden. Mal sehen, was los ist.«
    In der Präsidialabteilung wurden sie nicht in Steinbachs Büro weitergeleitet, sondern direkt ins Konferenzzimmer geschickt. Zu seiner Überraschung stellte Fabel beim Eintreten fest, dass Karin Vestergaard neben Hugo Steinbach am Konferenztisch saß. Der Polizeipräsident stand auf, um van Heiden und dann Fabel die Hand zu schütteln. Steinbach war in vieler Hinsicht das Gegenteil von van Heiden, der nichts

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