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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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mit ihr redest, Anna. Du auch, Werner.«
    »Ein PR-Job?«, fragte Anna. »Natürlich mache ich das. Schließlich wissen wir alle, dass ich eine geborene Diplomatin bin.«
    »Das ist nicht der Grund, weshalb ich möchte, dass du mit ihr redest, Anna. Sie heißt Karin Vestergaard und ist eine hohe Beamtin bei der dänischen Nationalpolizei. Ranghöher als ich.«
    »Hat das etwas mit dem Dänen zu tun, der an einem Herzinfarkt gestorben ist?«, fragte Werner.
    Anna tauschte einen wissenden Blick mit Fabel aus. »Der angeblich an einem Herzinfarkt gestorben ist«, korrigierte sie.
    »Politidirektor Vestergaard hat genau den gleichen Verdacht wie du, Anna. Und sie hat einige Indizien, um ihn zu untermauern. Ich möchte, dass du mit ihr redest, weil du bei Jespersens Tod misstrauisch geworden bist.«
    »Also war es Mord?«, fragte Werner.
    »Das werden wir hoffentlich bis Mittag wissen. Wenn Möller seine Arbeit macht.«
    »Möller mag ein Blödmann sein«, sagte Werner, »aber er ist einer der besten Gerichtsmediziner, mit denen ich je zusammengearbeitet habe.«
    »Übrigens konnte uns Frau Vestergaard einige konkrete Hinweise geben. Ich will jetzt nicht ins Einzelne gehen, aber in Jespersens Biografie haben sich ein paar schwerwiegende Dinge abgespielt. Und falls die Autopsie irgendetwas Verdächtiges erbringt, wird Jespersens Tod zu einem akuten Fall. Wenn er ermordet wurde, wird eine Ermittlung mit allen möglichen Konsequenzen eingeleitet. Die Hauptsache ist, Anna, dass du die Idee gehabt hast ... eine gute Idee.«
    »Wie ist sie denn?«, erkundigte sich Werner. »Die dänische Polizistin, meine ich.«
    »Zieh dir Handschuhe an, wenn du sie begrüßt«, riet Fabel, »sonst kriegst du Frostbeulen.«
     
5.
    »Sie sind vom Fernsehen?« Die alte Frau lächelte, und Sylvie wünschte sich, dass sie es nicht tun würde. Ihre verdorbenen Zähne schienen weniger der Aufmerksamkeit eines Zahnarztes als der eines Archäologen zu bedürfen. »Stimmt das?«
    »Das stimmt ... HanSat.« Sylvie lächelte süß – so süß wie immer, wenn sie von jemandem Informationen benötigte. Ihr Blick schweifte über das Quadrat Brachland, das von einem halb eingestürzten Zaun umgeben war. Sie befanden sich unten am Hafen, am Südrand von St. Pauli. Am anderen Elbufer hoben riesige Maschinen Container aus einer Armada von Frachtern. Die kalte Luft war von den rhythmischen Summtönen zurücksetzender Kräne erfüllt.
    »Nie gehört. Hab keine Glotze.« Die alte Frau machte eine ausladende Geste – so ausladend wie ihre zahllosen Kleidungsschichten es zuließen –, mit der sie das geborstene Pflaster, den Flecken struppigen Grases, die weggeworfenen Flaschen und ein benutztes Präservativ umfasste. »Dadurch würde das Ambiente ruiniert werden, das ich mir hier aufgebaut hab.« Sie gluckste über ihren eigenen Witz. »Also wollen Sie was über den Kiez zeigen? Über die Morde? Hier haben se nämlich den letzten Kerl gefunden.«
    »So etwas Ähnliches. Und ich weiß, dass das letzte Opfer hier gefunden wurde. Deshalb möchte ich mit Ihnen reden. Ist dies Ihre gewohnte Stelle?«
    »Die Bullen haben mich schon danach gefragt. Die haben deswegen Hummeln im Arsch.«
    »Ist dies Ihre gewohnte Stelle?«, wiederholte Sylvie. Sei geduldig. Lächle. Biete Geld an. »Ich kann für Informationen bezahlen. Jedenfalls wenn sie gut genug sind. Ist dies Ihre gewohnte Stelle?«
    »Dies is mein Wohnsitz«, verkündete die alte Frau würdevoll. »Wie viel?«
    »Das kommt darauf an. Schlafen Sie in einem Obdachlosenasyl?«
    »Manchmal. Wenn es zu kalt is. Manchmal schlafe ich hier.«
    »Es gibt doch bestimmt etwas Besseres. Ich meine, das Sozialamt würde Ihnen helfen, eine Unterkunft zu finden.«
    »O ja, ich weiß ...« Ein weiteres Glucksen mit demolierten Zähnen. »Die haben mir eine Villa in Blankenese angeboten, aber ich hab gesagt, dass das nich anspruchsvoll genug für jemanden mit meiner Lebensart is.«
    Sylvie zuckte die Achseln. »Na schön, die Polizei hat also mit Ihnen gesprochen. Was wollte sie wissen?«
    »Ob ich in der Nacht, als der Kerl ermordet wurde, irgendwas gesehen hatte. Ich hab Nein gesagt. Es war zu kalt, deshalb hab ich mich im Rote-Kreuz-Heim aufs Ohr gehauen. Vorher hab ich hier bis ungefähr elf getrunken, aber nichts gesehen. Dann wollten sie wissen, ob ich 'n Taxi in der Gegend bemerkt hatte. Mit 'ner Fahrerin.«
    »Ein Taxi?«
    »Ja. Sie meinten, es hätte vielleicht kein Taxischild gehabt.«
    »Haben sie gesagt, warum sie

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