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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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blonden Haare vom schottischen Zweig der Familie.«
    »Ich dachte, die Schotten seien alle rothaarig, hätten Rauschebärte und seien fast immer betrunken.«
    »Nur die Frauen«, erwiderte Fabel.
    »Deine Mutter wird von mir erfahren, was du gerade gesagt hast.« Susanne lächelte.
    »Wie sind Sie zusammengekommen?«, wollte Karin Vestergaard wissen. »Wenn Sie mir die Frage nicht übel nehmen. Durch die Arbeit?«
    »Ja, wir haben vor ungefähr vier Jahren gemeinsam an einem Fall gearbeitet. Hinter mir war er hartnäckiger her als hinter dem Mörder.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hast du dir keine große Mühe gegeben, mir zu entkommen.« Fabel grinste und trank einen Schluck Wein.
    »Wird die Arbeit nicht zu einem Hindernis? Ich meine, wenn man sowohl eine persönliche als auch eine berufliche Beziehung zueinander hat«, fragte die dänische Polizistin.
    »Wir kämpfen dagegen an«, erwiderte Fabel. »Früher hatten wir die Regel, außerhalb der Arbeit nicht über fachliche Dinge zu sprechen. Daran halten wir uns immer noch im Großen und Ganzen. Aber natürlich lässt es sich manchmal nicht vermeiden. Außerdem ist Susanne nur an sehr wenigen meiner Fälle beteiligt, etwa an dem der Mörderin, die in St. Pauli ihr Unwesen treibt.«
    »Ich glaube, das ist es, was bei Jens und mir schiefgegangen ist.« Karin Vestergaard starrte mit leerer Miene auf die Tischplatte.
    »Sie und Jespersen?« Fabel stellte sein Weinglas ab. »Sie hatten eine persönliche Beziehung? Gott, es tut mir leid. Davon habe ich nichts geahnt.«
    Sie lächelte schwach. »Wir haben uns vor rund vier Jahren getrennt. Wie ich erwähnt habe, war es für Jens schwierig zu akzeptieren, dass ich ihn beruflich überholt hatte. Jeder weiß, dass Dänemark ein sehr liberales Land ist. Neben Schweden und Finnland haben wir das höchste Maß an Gleichberechtigung auf der Welt. Aber die Statistik berücksichtigt den dänischen Charakter nicht. Jens war Jüte und sehr altmodisch. Vielleicht schmerzte es ihn einfach zu sehr, dass eine Frau ihn auf der Karriereleiter abgehängt hatte.«
    »Ist die gemeinsame Arbeit dadurch nicht gestört worden?«, fragte Susanne. »Ich meine, nach der Trennung?«
    »Eine Zeit lang waren wir in unterschiedlichen Abteilungen. Erst seit dem letzten Jahr waren wir wieder im selben Bereich beschäftigt. Ja, es ist uns schwergefallen. Aber das hatte vor allem mit Jens' Arbeitsweise und seiner allgemeinen Einstellung gegenüber Vorgesetzten zu tun.«
    »Jespersen scheint sich manchmal ein bisschen so wie Maria Klee verhalten zu haben«, kommentierte Fabel, an Susanne gewandt.
    »Maria Klee?« Karin Vestergaard hob die Augenbrauen. »Die Beamtin, die ich erwähnt habe«, erläuterte Fabel. »Die einen völligen Zusammenbruch erlitt, nachdem sie einen persönlichen Kreuzzug begann.«
    Das nun aufkommende Schweigen wurde erst beendet, als der Kellner die Bestellungen brachte.
    »Verzeihung«, sagte Karin Vestergaard. »Ich habe Ihnen die Stimmung verdorben.« Sie hob ihr Glas und zwang sich zu einem Lächeln. »Lassen wir den Dienst außen vor. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, erwiderte Susanne.
    Das Gespräch fand langsam wieder zurück in seichtere Gewässer und zu den Belanglosigkeiten, über die sich Menschen, die einander nicht gut kennen, zu unterhalten pflegen. Fabel beobachtete die Besucherin während der Plauderei. Er dachte an den Zorn zurück, den sie beim Anblick von Jespersen in der Leichenhalle nicht hatte unterdrücken können. Zorn, der sich gegen ihren toten Kollegen richtete. Gegen ihren toten Exgeliebten. Fabel begann, die dänische Kriminalistin ein wenig besser zu verstehen. Aber warum bereitete ihm das ein ungutes Gefühl?
     
9.
    Es gab Dinge an Fabels Beruf, die ihm Freude machten, und andere, die er hasste. Und die Leitung einer Mordkommission war eine Verwaltungsaufgabe, die bürokratische Fähigkeiten und eine gewisse Pedanterie erforderte. Fabel war von Natur aus weder ein Bürokrat noch ein Pedant, jedenfalls nicht, wenn es um Papierkram ging.
    Er hatte den Tag damit begonnen, dass er Werner in sein Büro rief. Werners schwere Statur und sein robustes Äußeres schienen in Konflikt mit dem methodischen Uhrmachergeist zu stehen, den der Hauptkommissar ihm zuschrieb. Im Laufe der Jahre hatte Fabel gelernt, sich auf Werners Detailgenauigkeit zu verlassen, und wann immer er seinem Team neue Aufgaben zuwies, holte er den Rat seines Stellvertreters ein.
    Fabel hatte zusätzliche Mittel erbeten und erhalten,

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