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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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hervorragenden Manövrierfähigkeiten in schwierigem Gelände dort. Da schickt man die Jungs nach Afghanistan, damit sie ihren Jeep-Tick ausleben dürfen! Und die Küstenwache wird zur Marine und Luftwaffe umfunktioniert, die neben der Sicherung der Hoheitsgewässer noch auf Terroristenjagd gehen soll. Die Landespolizeichefin hat mittlerweile ein bewaffnetes Sonderkommando mit einem Ableger in Akureyri. Und weil wir ja schon ein bewaffnetes Heer im Ausland haben, ist es selbstverständlich notwendig, auch einen isländischen Verfassungsschutz und Geheimdienst zu gründen.«
    »Sei froh, dass du damit nichts zu tun haben wirst«, sagte Þórhildur. »Soweit ich das beurteilen kann, entbehrt die Sache jeglicher gesetzlicher Grundlage. Irgendwann werden die entsprechenden Personen dafür zur Rechenschaft gezogen.«
    »Tja, das denkst du«, sagte Víkingur. »Aber du vergisst, dass wir noch lange nicht so weit sind, dass alle Gesetzesbrecher auch bestraft werden. Ganz zu schweigen von den ganzen Schlaumeiern, denen es gelingt, durch irgendwelche Gesetzeslücken zu schlüpfen.«
    »Du bist vielleicht pessimistisch«, warf sie ein. »Vielleicht stehen wirklich nur die besten Absichten dahinter. Manche glauben eben, man muss mit Waffen winken können, um sich auf internationalem Parkett bemerkbar zu machen. Die Außenminister armeeloser Länder kommen sich bei NATO-Treffen wahrscheinlich vor wie Vegetarier, die von Menschenfressern umzingelt sind. Die Jungs in Afghanistan sind doch vor allem damit beschäftigt, Teppiche zu kaufen und Wasserpfeife zu rauchen, oder? Das ist doch alles nur Aufschneiderei! Du darfst nicht vergessen, dass die Welt von kleinen Jungs regiert wird.«
    »Sagst du«, entgegnete Víkingur.
    »Jedenfalls nicht von Mädchen«, sagte Þórhildur.
    »Ich bin vielleicht nicht gerade der Cleverste, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Landespolizeichefin kein Junge ist«, sagte Víkingur.
    »Aber sie ist ein maskuliner Typ, hätte eigentlich ein Junge werden sollen«, erwiderte Þórhildur. »Und was hat die Landespolizeichefin mit der Sache zu tun? Die hat in dieser Welt ja nun nicht übermäßig viel zu sagen.«
    »Der Justizminister hat meinem Chef heute Morgen ein Dokument mit Informationen über mich gezeigt, um ihn davon zu überzeugen, dass man mir keine Bereiche der inneren Sicherheit anvertrauen kann.«
    Þórhildur setzte sich im Bett auf und legte ihr Buch beiseite.
    »Was für Informationen?«
    »Eine Liste der Medikamente, die ich einnehme. Sie haben zwar nichts dazu gesagt, dass ich Viagra nehme, aber die Psychopharmaka, das Sobril und die Schlafmittel missfallen ihnen anscheinend.«
    »Wie bitte?«, sagte Þórhildur. »Das ist doch nicht dein Ernst? Wie ist denn das möglich?«
    »Alles ist möglich«, sagte Víkingur.
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Nichts. Erst mal. Meine Medikamente weiternehmen.«
    »Also hör mal«, empörte sich Þórhildur. »Das sind ja wirklich denkwürdige Neuigkeiten, Schatz.«
    »Ja. Es geschieht so allerlei Denkwürdiges.«
    »Ich fürchte, jetzt kann ich nicht mehr einschlafen. Aber ein guter Orgasmus könnte die Sache möglicherweise retten. Glaubst du, du könntest mir dabei behilflich sein?«
    »Da gibt’s nur einen Weg, um das rauszufinden«, sagte er und schob seinen Fuß unter ihre Bettdecke.
    »Am besten wäre natürlich ein multipler Orgasmus«, sagte sie.
31
Problemgespräch
    Für einen glücklich verheirateten Mann wie Bergþór Valþórsson, der eine Chefarztstelle anstrebt, war es überhaupt nicht witzig, des Ehebruchs mit einer älteren Krankenschwester von der benachbarten Station im selben Krankenhaus überführt zu werden, daraufhin in einen Scheidungsprozess und womöglich einen Vormundschaftsstreit zu schlittern. Die Konkurrenz um Chefarztstellen war hart, und Krankenhausklatsch breitete sich schneller aus als jedes Lauffeuer. Ehebruch galt als Zeichen dafür, dass die Karriere, das Fachgebiet und die Patienten nicht an erster Stelle im Leben standen. Da kommt der sexbesessene Arzt, flüsterten die Leute, wenn sie einem auf dem Gang begegneten. Einige drehten sich um und schauten einem nach. Ob er wohl auf dem Weg zu einem Schäferstündchen mit einer Krankenschwester oder gar einer Pflegerin war? War die Putzkolonne aus Asien oder Afrika vor ihm sicher?
    Natürlich wusste er nicht, welche Kreise der Klatsch bereits gezogen hatte, aber in letzter Zeit konnte er feststellen, dass die teilnahmslosen, aber freundlichen Gesichter

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