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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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allgemeinen Kosten, beeindrucke die Leute mit dem Geld, das du für sie rausholst, und es ist ihnen völlig egal, ob du von einer Telefonzelle an der Ecke 42. und Broadway aus arbeitest. Hauptsache, es funktioniert.
    Barry winkte ihr mit seiner Zigarrenhand zu, als er sie in der Türöffnung sah, und zeigte auf den Stuhl. Oder zumindest auf etwas, das vermutlich ein Stuhl war. Man konnte ihn unter dem Stapel von Zeitungen und Aktieninfos kaum sehen. Sie winkte zurück, blieb aber stehen.
    »Ja, Puppe, ich verspreche es dir«, sagte Barry überschwenglich, »das hier bricht alle Rekorde. Warte, bis du das hörst...« Er senkte die Stimme. »Die haben da ein neues Verfahren, ein Thermometer, das mit einem PC verbunden ist, das sagt dir alles, deinen Cholesterinspiegel oder ob du schwanger bist.« Er brach ab und lachte boshaft. »Wirklich, Schatz? Ich hatte keine Ahnung.« Er machte spöttische Bewegungen mit dem Kopf, zog eine Schau für Wetzon ab. »Du nimmst mich auf den Arm. Ich hab’s bestimmt nicht an deiner Stimme gemerkt. Ach, komm, das ist doch nicht alt. Wie alt wärst du, wenn du nicht wüßtest, wie alt du bist, hat der alte Satchel Paige immer gesagt.« Er hörte zu und lachte wieder. »Klar, natürlich weiß ich, wer Satchel Paige war.«
    Er machte fegende Bewegungen mit der Hand, so daß Wetzon schließlich den ganzen Wust vom Stuhl nahm und auf den Boden legte. Als sie sich aufrichtete, grinste er breit, und ihr wurde klar, daß sie sich, ohne etwas dabei zu denken, wie eine Tänzerin gebückt hatte, aus der Hüfte heraus statt mit geknickten Knien.
    Er war ja so leicht zu durchschauen. Sie setzte sich. Sie war aus dem einzigen Grund hier, seinen Arbeitsplatz zu sehen und Barry zu einem Drink einzuladen, um ihm für die Liste der Makler bei Merrill zu danken, die er ihr geschickt hatte.
    »Also, Liebste, warum nimmst du dann nicht zehn Mille?« sagte er. »Das Risiko, daß sie sinken, ist ganz gering. Sie eröffnen bei fünf, und ich garantiere dir, du verdoppelst dein Geld.« Sein zweites Telefon läutete. »Bleib dran, Zuckerstück.« Er klemmte den Hörer mit der Schulter fest und nahm den anderen ab. »Stark.« Er runzelte die Stirn. »Nur zwei Mille. Ich habe jemanden, der zehn nimmt, überlegen Sie nicht zu lange.« Er legte auf und sprach wieder in das erste Telefon. »Also, was meinst du, Schatz?«
    Wetzon war fasziniert von ihm. Er war wirklich gut, wirklich überzeugend. Entweder wußte er es nicht, was unwahrscheinlich war, oder, was wahrscheinlicher war, er kümmerte sich nicht darum, daß es rechtswidrig war, den Leuten auf diese Art Gewinne zu versprechen.
    Er hatte seinen Auftrag in der Tasche und legte den Hörer auf. »Wunderbar, wun-der-bar«, jubelte er. »Ich...«
    Ein Geräusch wie eine Polizeisirene übertönte seine selbstgefällige Stimme. Wetzon sprang erschrocken auf. »Was war das?«
    »Schluß. Jerry Walsh macht das jeden Tag um vier. Gehört einfach hier zum Betrieb.«
    »War der Markt heute lebhaft? Der Vorderraum schien unter Hochspannung zu stehen.«
    »Die Wahrheit ist«, erwiderte Barry, indem er sich aufsetzte, die Füße auf den Boden stellte und die Hemdsärmel herunterrollte, »der Dow und die Wertpapierbörse oder die anderen Börsen sind uns scheißegal, Entschuldigung. Wir interessieren uns nur für den OTC-Markt und besonders für unsere Aktien. Das gefällt mir hier so. Wir konzentrieren uns. Wir spezialisieren uns. Da steckt die Kohle drin. Hier wird abgesahnt.«
    Ein schmächtiger Junge mit Aknenarben steckte seinen Kopf durch die Türöffnung. »Noch Aufträge, Chef?«
    »Ja, warte, ich muß noch den Auftrag von der alten Zimmerman ausfüllen.« Barry kritzelte rasch etwas, legte das letzte Blatt auf den Stapel und hielt dem Laufburschen den ganzen Packen hin. »Bitte sehr, mein Sohn«, sagte er großspurig und wedelte mit dem dicken Stoß von Aufträgen. »Und das ist bloß von der letzten Stunde.«
    »Alle Achtung, Alter«, sagte der Junge, schnappte die Aufträge und verschwand.
    In dem großen Raum setzten plötzlich laute Rockmusik und Gesang ein. Als Barry und Wetzon aus Barrys Büro kamen, tanzten alle in den engen Gängen.
    »Mann, hab’ ich einen Durst«, sagte Barry.
    Aus dem Lautsprecher kam krächzend und tief Jake Donahues Stimme: »Ein Rekordtag, Kinder, deshalb bekommt jeder fünfhundert als Sonderprämie nur für diesen Arbeitstag und fünfzig für die Assistentinnen.« Lautes Geschrei war die Antwort. »Nur weiter so.«
    Barry zwinkerte

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