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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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los war. Ein Gesicht preßte sich an die Scheibe. Leute starrten. Manche hatten Kameras dabei. Die Straße wimmelte vor geschäftigen Polizisten. Da waren Absperrgitter, Blinklichter, Rufe.
    Jimmy stieg ein. »Ich bringe Sie in Null Komma nichts in die 78. Street hoch«, sagte er fröhlich. »Lehnen Sie sich einfach zurück, damit Sie sich nicht weh tun.«
    Sie lehnte sich neben dem Wäschebündel zurück. Sie fühlte sich jetzt selbst wie ein Sack schmutziger Wäsche, und ihre Sehnsucht nach einem heißen Bad wurde stärker.
    Auf der Third Avenue herrschte starker Verkehr, doch Lyons fuhr schnell, als habe er es eilig, zum Einsatz zurückzukommen. Sie starrte in die Dunkelheit und versuchte zu erkennen, wo sie waren, hielt nach einer bekannten Ladenfront Ausschau. Es wurde jetzt so viel gebaut an der Third Avenue; fast an jeder Ecke schien ein riesiger Kran aufzuragen.
    Barry. Auf was hatte er sich da eingelassen? Sie wünschte, sie könnte aufhören, darüber nachzugrübeln.
    Dann fuhr Jimmy vor Smith’ Haus vor.
    »Es geht schon, bestimmt«, sagte Wetzon zu dem jungen Polizisten, als er ihr aus dem Auto half. Er war sehr auffällig in seiner Uniform, und es war ihr ein wenig peinlich, als ob sie etwas verbrochen hätte. Es war das »Was-werden-die-Leute-sagen«-Syndrom. »Spießbürgerlichen Quatsch« nannte es ihr Freund Carlos.
    »Ich bringe Sie nach oben«, bot Jimmy Lyons an.
    »Nein, nein, es ist wirklich nicht nötig«, beruhigte sie ihn. »Tony ist da, und er kümmert sich um mich.« Smith’ Portier kam mit einem breiten Begrüßungslächeln und unverhohlener Neugier auf sie zu.
    »Okay, Miss.« Jimmy schien sich zu freuen, sie los zu sein, weil er es kaum erwarten konnte, wieder in der spannenden Atmosphäre im Four Seasons zu sein.
    »Abend, Miss Wetzon«, sagte Tony. »Sie ist vor einer guten Stunde nach Hause gekommen.« Er blieb dienstbereit stehen.
    »Danke, Tony. Wie spät ist es überhaupt?«
    »Fast neun. Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke.« Ihre Stimme schien einer anderen zu gehören.
    Sie waren in der Halle, als Jimmy Lyons plötzlich wieder neben ihr stand, sehr groß und sehr blau. Im hellen Licht der Halle bemerkte sie, daß er ein spärliches blondes Bärtchen hatte. Warum hatte sie es vorher nicht bemerkt? »Ich hätte fast Ihren Koffer vergessen«, sagte er und stellte ihn auf den Boden neben sie. Er strahlte sie an. Die Aufzugtür glitt auf.
    »Bitte, ich mach’ das schon«. Tony stellte den Diplomatenkoffer in den Aufzug.
    »Warten Sie«, sagte Wetzon und streckte die Hand nach Jimmy aus. »Warten Sie... dieser...«
    »Ist okay, Miss«, sagte Jimmy bescheiden. Er nahm wohl an, sie wolle sich erkenntlich zeigen.
    Tony hielt die Aufzugtür offen und stand zwischen ihr und Lyons. Eine füllige Frau mit einem mit Schleifchen geschmückten Pudel kam durch die Halle gerauscht, starrte Lyons an, starrte Wetzon an und drängte sich naserümpfend an der Gruppe vorbei in den Aufzug. Dann sagte sie ungehalten: »Sie halten uns auf, wenn ich bitten darf.« Sie trug einen Nerzmantel, eine Menge Nerz. Der Pudel schnüffelte arrogant. Seine Zehennägel waren rot angemalt.
    Wetzon — nervös, aufgeregt, müde — kicherte. Tony ließ die Tür los. »Sagen Sie Sergeant Silvestri...« rief Wetzon, und die Tür schloß sich.
    »Was es heutzutage alles gibt.« Die indignierte Frau redete mit ihrem Pudel. »Drücken Sie lieber Ihr Stockwerk«, sagte sie zu Wetzon, »oder Sie fahren mit uns ins Penthaus.« Was heißen sollte, und ich möchte Sie nicht in der Nähe meines Penthauses sehen. Der Pudel bleckte höhnisch die Zähne.
    Wetzon drückte auf 5, und als der Aufzug hielt, wollte sie sofort aussteigen.
    »Sie vergessen Ihren Diplomatenkoffer«, sagte die Frau hochnäsig.
    Ich vergesse immer meinen Koffer, dachte Wetzon plötzlich gereizt. Vielleicht weil der verflixte Koffer gar nicht meiner ist. Sie bückte sich, zerrte ihn mit einem Ruck aus dem Aufzug und schleppte ihn zur 5G, Smith’ Wohnung. Wie blödsinnig schwer das verdammte Ding war. Seufzend drückte sie auf die Türklingel.
    Der Spion klickte. Sie streckte die Zunge heraus. Im Nu wurden die Riegel bewegt und die Tür geöffnet.
    »Hey, Ma«, schrie Mark. »Alles okay. Ich hab’ dir doch gesagt, daß sie okay ist.« Tony hatte sie offenbar nicht angemeldet. Soviel zu diesen feinen Häusern an der East Side.

S mith hatte sie also erwartet. Wie hatte sie es wissen können?
    »Mom hat gesagt, du kommst heute abend«, sagte Mark stolz. «Ist

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