Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
allmählich fühlte sie ihre Lebensgeister wiederkehren.
    »Mark, das ist sehr lieb von dir«, sagte sie.
    »Ja, er ist ein richtiger kleiner Hausmann geworden, nicht wahr, mein Zuckerstück?« Smith winkte ihn mit dem gekrümmten Zeigefinger zu sich. »Komm her, ich muß dir einen Kuß geben.« Mark kam um das Bett herum, um sich seinen Kuß abzuholen. »Er sorgt so gut für mich. Ich wüßte nicht, was ich ohne ihn anfangen sollte.«
    Der Junge strahlte vor Freude und machte es sich auf dem Teppich bequem, um zuzuhören.
    »Einen Augenblick«, sagte Smith. »Dieser Diplomatenkoffer. Wo ist er?« Sie sah sich im Zimmer um.
    »Ich habe ihn mitgebracht. Ich weiß, ich hatte ihn bei mir...«
    »Er steht im Flur, ich hole ihn.« Mark rannte hinaus und kam mit dem Koffer zurück. »Oh, Mann, ist der schwer.«
    »Ich muß sofort Silvestri anrufen und ihm Bescheid sagen«, meinte Wetzon.
    »Wer ist Silvestri?«
    »Ein Detective, mit dem ich sprach. Er war offenbar der Verantwortliche. Er ist richtig nett, Xenia«, fügte sie hinzu.
    »Er hat dir gefallen? Kaum zu glauben. Der Bulle hat dir gefallen? Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Er ist Detective. Und er ist attraktiv.«
    »Verschon mich.«
    »Wo habe ich seine Karte gelassen? Ich weiß, er hat mir seine Karte gegeben.« Wetzon entdeckte ihre Handtasche im Chaos auf Smith’ Bett und begann sie zu durchkämmen. Schließlich schwang sie ihre Füße vom Bett, beugte sich vor und schüttete den Inhalt auf den Teppich, weil auf dem Bett einfach zuviel Konkurrenz war.
    »Keine Karte. Macht nichts. Ich rufe einfach das Revier an und lasse es ihm ausrichten.«
    Sie wählte die Auskunft und dann das Revier. Es läutete und läutete. »Dreißig... fünfunddreißig... vierzig. Das gibt es nicht!« Sie legte auf. »Da kann man sich ja zu Tode warten. Oh, das wollte ich nicht sagen. Ich probiere es nachher noch mal.« In ihrem Kopf begann es zu hämmern.
    Smith musterte den Diplomatenkoffer abwägend. Sie hatte jenes wohlbekannte Glitzern in den Augen.
    »Mark, Liebling«, sagte Smith, »Du solltest längst im Bett sein. Morgen ist Schule.«
    »Och, Mom, ich möchte auch sehen, was in dem Koffer ist...«
    »Wir machen ihn erst auf, wenn der Detective hier ist«, sagte Smith bestimmt. »Du verpaßt also nichts.«
    »Und ich bin überzeugt, daß nur Papierkram drin ist«, beruhigte ihn Wetzon.
    »Och, seid ihr langweilig«, kommentierte Mark.
    »Gute Nacht, mein Schatz«, sagte Smith und hielt ihm die Wange hin.
    Widerstrebend gab Mark ihr einen Kuß und verzog sich. Sie warteten, bis sie seine Tür zugehen hörten, dann sprangen beide auf den Diplomatenkoffer zu.
    Wetzon kicherte. So was Albernes. »Zwei, die es nicht lassen können. Sind wir nicht schrecklich?«
    »Warte«, sagte Smith. Sie schloß leise die Tür. »Probiere es noch mal im Revier. Ein einziges Mal noch.«
    Wetzon wählte. »Zwanzig... fünfund-«
    »17. Revier. Rivera.«
    »Ah, ja, Sergeant Silvestri, bitte«, sagte Wetzon. Smith sah enttäuscht aus. Wetzon war erleichtert.
    »Silvestri nimmt nicht ab.« Riveras Reaktion war mechanisch. »Ich lasse ihn ausrufen.«
    »Er ist anscheinend nicht da«, sagte Wetzon zu Smith. »Sie lassen ihn ausrufen.« Smith strahlte.
    »Hören Sie, er ist momentan nicht hier.«
    »Kann ich eine Nachricht hinterlassen?«
    »Bitte.«
    »Sagen Sie ihm bitte, er möchte Leslie Wetzon anrufen und zwar unter...« Sie gab ihm Smith’ Nummer, buchstabierte ihm ihren Namen zweimal vor und legte auf.
    Sie fielen über den Koffer her.
    »Was meinst du, was hier drin ist?« fragte Wetzon, während sie mit den Händen über das dicke, edle schwarze Leder strich.
    »Verdammt, abgeschlossen«, brummte Smith. »Wäre wohl zuviel des Guten gewesen, wenn er nicht verschlossen wäre.«
    Sie hockten auf dem Boden, der Koffer zwischen ihnen.
    »Vielleicht mit einer guten altmodischen Haarnadel«, sagte Wetzon, griff nach oben, tastete und zog eine aus ihrem Knoten. Eine Locke rutschte heraus und ringelte sich um ihr Ohr.
    Smith lachte und nahm die Haarnadel. Das Telefon läutete. »Verflixt«, sagte Wetzon. »Ob das schon Silvestri ist?«
    »Laß es klingeln«, sagte Smith, die mit der Haarnadel zugange war. »Ich mache Fortschritte.«
    »Nein, wir schaffen es nicht«, seufzte Wetzon.
    Smith stand auf. »Hier.« Sie reichte Wetzon die Haarnadel. «Versuch du es.« Das Telefon läutete immer noch. Sie ging übertrieben langsam darauf zu. »Ist der hartnäckig.« Nach dem zehnten Läuten hörte es auf.

Weitere Kostenlose Bücher