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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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aber sie macht nicht so mit links Geld wie Jake. Jake scheffelt es geradezu. Und sie wird nicht immer notiert.« Er lachte. »Sie kann nicht anders, als so gemein sein, aber ich verstehe sie. Also kann ich sagen, wir sind in gewisser Weise Freunde. Sie ist nur manchmal schwer zu ertragen.« Er beruhigte sich allmählich.
    »Von was für einer Masche hat sie da geredet?«
    »Wenn manche Kunden ins Aktiengeschäft gebracht werden, wenn es eröffnet, und andere hineingebracht werden, wenn sie nach oben schnellt, so daß die Kunden, die unten einsteigen, das Geld machen, und die, die oben dazukommen, weniger...«
    »Oder nichts.«
    »Oder verlieren. Aber es klappt alles, glauben Sie mir, weil man jedem das eine oder andere Mal die Chance gibt, unten einzusteigen, jedem, außer solchen Widerlingen.«
    »Was macht einen Widerling aus?«
    »Jemand, der sich ständig beklagt, daß man nicht genug Geld für ihn macht. So Zeug.«
    »Verstehe.«
    »Das ist fair«, sagte Barry. Sie sah ihn zweifelnd an. »Jedenfalls eine genauso faire Chance, wie man sie überall auf dem Markt mit Neuemissionen bekommt,«
    »Sogar bei Jake Donahue?«
    »Ja.« Er hörte nur noch halb zu. Barry hatte einen Drang zur Geselligkeit, sein Blick huschte mit einer Art nervöser Intensität hin und her. Sie hatten ihr Bier ausgetrunken, und Barry war bei einem anderen Makler stehengeblieben, um ihm einen Tip für eine neue Aktie zu geben. Wetzon fand einen Kellner und bezahlte die Getränke.
    »Gehen wir«, sagte Barry. »Ich nehme Sie mit hoch. Wohin wollen Sie?« Mit einem durchdringenden Pfiff rief er direkt vor Harry’s ein Taxi bei.
    »West 86. Street.«
    »Gut, dann steige ich unterwegs aus.« Er hielt die Tür für sie auf, da er voraussetzte, daß sie sowieso ein Taxi genommen hätte, um dorthin zu kommen. Aber sie wäre nicht Taxi gefahren. Sie wäre hinunter in den Schacht der IRT gestiegen und mit der U-Bahn nach Hause gefahren. Eine Taxifahrt hinauf kostete zwanzig Dollar, und Wetzon arbeitete zu hart für ihr Geld, um es an einem schönen Tag für eine Taxifahrt rauszuwerfen.
    »Wohin?« fragte der Fahrer gelangweilt. Ein Paar Würfel baumelten an seinem Rückspiegel, und auf dem Armaturenbrett stand eine kleine Statue der heiligen Jungfrau. Das Radio spielte Hard Rock.
    »65. und York.« Barry wandte sich an Wetzon. »Ich gehe noch ins Caravanserie. Tolles Lokal. Schon mal dort gewesen?«
    »Noch nicht. Ich weiß aber, daß es Ihrem Freund Georgie Travers gehört.«
    »Ja, ich bin Gründungsmitglied. Bekam die allererste Karte, die ausgegeben wurde.«
    »Was genau bekommt man als Mitglied außer der Karte?
    »Den Fitneß-Club, Tennis- und Squashplätze, Poolbillard und nicht zu vergessen, die Disko. Die Disko ist das beste.«
    »Sie gehen jetzt trainieren?«
    »Noch nicht. Georgie nutzt die Disko vor der Öffnungszeit für Kontakttreffen. Er macht das einmal im Monat, von sechs bis halb acht. Ich gehe jetzt zu einer. Möchten Sie mitkommen? Es ist nicht Ihr Verein heute abend, es ist die Unterhaltungsbranche, wissen Sie, Showbusineß.«
    Sie lächelte ihn an. »Sie haben recht, nicht mein Verein. Was nimmt Georgie dafür?«
    »Sechs Mäuse mit einer Einladung. Ich habe dort mehr Kontakte geknüpft als irgendwo anders, natürlich alle geschäftlich. Interessiert?«
    »Ich kann heute abend nicht.«
    »Ich lasse Sie auf die Liste setzen.« Barrys Großzügigkeit hörte sich wichtigtuerisch an. »Eine Menge Makler verkehrt dort. Ich habe durch diese Sitzungen viele dicke Konten eröffnet.«
    Sie waren an der First Avenue. Barry beugte sich vor. »Sie können mich an der 65. Street absetzen und die Dame . . wohin hüben Sie gesagt?«
    »86. und Columbus.«
    »Ach ja«, sagte Barry geistesabwesend. Er bot nicht an, den Fahrpreis zu bezahlen. »Bis dann.« Er war aus dem Taxi gestiegen, ohne sich umzusehen.
    Und Wetzon hatte ihn bis heute nicht mehr gesehen.
    Sie legte eine Hand vor die Augen. Es kostete sie große Mühe, sie offenzuhalten. Sie merkte, wie ihr Kopf heruntersank. Sie legte ihn auf die Arme auf dem Tisch. Dann spürte sie eine Hand auf der Schulter, eine warme Hand durch ihre Kostümjacke.
    »Es tut mir leid«, sagte Silvestri freundlich. Sein Atem strich über ihr Ohr. »Am besten lasse ich Sie von einem meiner Leute nach Hause bringen, und wir unterhalten uns morgen.«
    Sie machte mit einiger Anstrengung die Augen auf und versuchte, ihn anzulächeln. »Ja. Nein«, sagte sie. »Entschuldigen Sie. Ich kann mich anscheinend nicht

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