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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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ist.«
    »Er ist ein guter Verkäufer.«
    »Wir werden sehen«, meinte Smith. »Sprechen wir darüber, wenn Harold angerufen hat und die netteste Entschuldigung hört. Wichtiger ist, wie es dir geht. Das ist eine böse Schramme an deiner Stirn.«
    Also geruhst du endlich, sie zu bemerken. »Sieht schlimmer aus, als es ist«, wich Wetzon aus. »Morgen wird es mir schon viel besser gehen.« Ihr Kopf hämmerte, und hinter den Augen hatte sie ein brennendes Gefühl.
    »Dieser schmierige Georgie Travers versuchte heute morgen, sich mit Gewalt hereinzudrängen«, sagte Smith.
    »Ich weiß.«
    »Wieso weißt du das?«
    »Weil ich ihn gerade draußen getroffen habe.
    »Der hat Nerven.« Smith war wütend. »Ich habe ihm gesagt, daß du heute nicht kommst. Der kann doch nicht die ganze Zeit draußen rumgelungert haben?«
    »Wieso die ganze Zeit? Ich dachte, er wäre gerade gekommen.«
    »Hat er dir das erzählt?« fragte Smith, die Hände auf die Hüften gestemmt. Wetzon nickte. »Was für ein widerlicher Typ. Er war vor über einer Stunde hier. Frag Harold.« Sie lachte. »Harold dachte, er würde sich als sein Nachfolger bewerben.«
    »Ich verstehe das nicht.« Wetzon vergaß einen Moment ihre Wunde und schüttelte den Kopf. Die unvorsichtige Bewegung verursachte einen neuerlichen heftigen Schmerz, diesmal von Brechreiz begleitet.
    »Du siehst furchtbar aus, Kleines«, sagte Smith. »Du hättest heute zu Hause bleiben sollen. Ich hätte es schon allein geschafft.«
    »Aber Silvestri...«
    »Er auch.« Smith klopfte sich auf die Schulter.
    Aber sicher! dachte Wetzon und tat sich selbst leid.
    »Hast du den Schlüssel?« fragte Smith. Als Wetzon nickte, sagte sie eifrig: »Zeig her.«
    Wetzon langte in die Tasche nach dem Schlüssel, und ihr Herz geriet einen Moment ins Flattern, als sie danach fühlte und ihn nicht gleich fand, bis ihre Finger ihn in der Ecke der Tasche entdeckten. Sie hielt ihn hoch in die Sonne, die durch die Gartenfenster strömte. Das Licht reflektierte Hand und Schlüssel vergrößert in Smith’ Augen. »Bitte sehr, der McGuffin«, sagte Wetzon theatralisch und ließ den kurzen Schlüssel in Smith’ ausgestreckte Hand fallen.
    »Der was?« murmelte Smith, indem sie den Schlüssel eingehend betrachtete, ohne richtig hinzuhören.
    »Der McGuffin. Wie Hitchcock den geheimnisvollen Gegenstand bezeichnet — das, wonach alle suchen oder so was Ähnliches. Wie der Malteser Falke oder so.«
    »Hitchcock? Arbeiten wir mit einem Hitchcock zusammen?« Smith sah vom Schlüssel auf und starrte Wetzon an.
    »Nein, nein, entschuldige, sollte bloß ein Witz sein. Ich habe Alfred Hitchcock gemeint. Vergiß es.«
    »Mmm«, sagte Smith, »da sind ein paar Ziffern auf dem Schlüssel. Eingekratzt.«
    Wetzon legte die privaten Mitteilungen unter den massiven marmornen Briefbeschwerer in Form eines Pfirsichs, der ein Dankeschön von Laura Lee Day gewesen war, einer Maklerin, die sie bei Oppenheimer untergebracht hatte, und ging noch einmal die geschäftlichen Anrufe durch, indem sie die wichtigen obenauf legte. »Oje! Rudy Reilly. Die schießen sich auf mich ein. Hilfe!« Plötzlich müde und deprimiert, sackte sie auf ihrem Stuhl zusammen. »Das ist zuviel... das ist alles zuviel.« Sie tastete nach einem Kleenex aus der Schachtel in der Schublade. Ihr Kopf tat weh, ihr Rücken und die Schultern schmerzten. Und sie hatte ihr Lieblingskostüm ruiniert. »Ich habe mein graues Kostüm ruiniert«, sagte sie den Tränen nah.
    »Ist doch alles halb so schlimm, Liebes.« Smith stand auf, legte den Schlüssel einen Moment aus der Hand, zog Wetzon hoch und tätschelte ihren Kopf. »Du hast viel durchgemacht, und du hast nicht viel Schlaf gehabt. Wir leisten uns jetzt ein nettes Mittagessen im Café 58, und dann lassen wir Silvestri alles Weitere tun. Okay?«
    Wetzon lächelte. Smith war nicht gerade eine Intelligenzbestie, und sie konnte manchmal egoistisch sein, aber im Grunde war sie ein anständiger, fürsorglicher Kerl. »Darauf hätte ich Lust«, sagte sie und ließ Smith dankbar die Sache in die Hand nehmen. Sie fühlte sich sehr wacklig und anfällig.
    »Ich nehme den Schlüssel an mich«, sagte Smith, steckte ihn in die Tasche und klopfte darauf. »Ich meine, wir sollten Leon anrufen und ihn fragen, ob er uns nicht zum Mittagessen treffen kann, damit wir eine klare juristische Meinung hören, wie wir uns hier verhalten sollen.«
    Wetzon nickte. Smith hatte recht. Smith hatte immer recht, wenn es um Geschäftliches ging.

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